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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 6 ( Nov. u. Dezember)
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Steinmetz, Georg: Burgweinting (bei Regensburg): Lichthäuschen in Turmform
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Echterdingen: Die Riesenchanze aus der Federlesmad
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0105

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8g

kleineren, spitzwinkelig geschnittenen Zacken ausgefüllt sind; von ersteren sind
nur 2, von letzteren 2 und eine halbe vorhanden. Die Zackenkrone war wieder
sehr unregelmässjg: während die erhaltenen Spitzen, deren eine noch in ihrem
ursprünglichen Lager sitzt, zwischen den aufruhenden Schenkeln glatte Zwischen-
räume von 47 und 42 mm zeigen, mass die Weite der verlorenen, wie man an den
ausgebrochenen Lagern sieht, 38, 40 und 52 mm. Die Zacken selbst sind 6,5 cm
hoch. Auch die 2 erhaltenen Stützen, noch 11,5 cm hoch, zeigen verschiedene
Masse: die eine verjüngt sich von 27 auf 22 mm, der andere verbreitert sich von
34 Basis in leichter Krümmung nach rechts auf 38; die seitliche Tiefe ist 20.
Oben sind die Stützen abgebrochen; von dem aufliegenden Gebälke, auf dem das
vermutlich konisch gestaltete Dach zu ruhen hätte, ist nur ein kleines Stückchen
vorhanden. Da ausser den wiedereingesetzten Giebelzacken noch 2 ganz ähnliche
gefunden wurden, die in keines der 3 noch freien Zackenlager dieses Stockwerkes
passen, müssen diese Zierstücke weiter oben angebracht gewesen sein; somit war
in das Dach eine Zackenkrone eingeschnitten.

Trotz der Unvollständigkeit der erhaltenen Reste ist die Bedeutung des
Fundes und seine Zugehörigkeit zu den eingangs erwähnten Terrakotten zweifel-
los. Zum zweiten Male erscheint — aber schöner geformt und gegliedert als in dem
2. Häuschen von Dunapentele-Intercisa (Röm.-germ. Korr.-Bl. IV S. 52, Abb. 27) —
unter den Lichthäuschen der Donauprovinzen die Gestalt des Rundturmes. Der Turm-
charakter ist in der ganzen Gestaltung besser gewahrt als in den bei Loeschcke ab-
gebildeten rheinischen Rundformen — fast möchte man glauben, dass der Former
einen wirklichen Turm für den untern Teil zum Vorbild genommen habe — und
erscheint den süddonauländischen in' der Bildung der Einzelglieder näher verwandt
als jenen. Der Fundort an Raetiens Nordgrenze verkleinert die bisher klaffende
Lücke zwischen den bisherigen Fundstellen der Donau, und des Rheines ganz
wesentlich und lässt auf eine weite Verbreitung solcher Gebilde schliessen.

Ob unser Burgweintinger Häuschen zu einem Grabe gehörte, erscheint frag-
lich; die Lage der Bruchstücke im Hausschutt spricht mehr für die Aufstellung
vor einem Hausaltar, was aber die zeitweilige Verwendung im Totenkultus nicht
ausschliesst. Leider brachte die Ausgrabung ausser den Terrakottaresten — auch
ein Anhaltspunkt für seine Fixierung im Gebäude selbst — fast gar keine Begleit-
funde: ganz wenige Scherben einfachsten Küchengeschirres, ein minimales Sigillata-
stückchen und Eisennägel bildeten die dürftige Ausbeute zweier Arbeitstage. Jeden-
falls ist der Zerstörung des Hauses eine gründliche Plünderung vorhergegangen.

Unter diesen dürftigen Ergebnissen leidet natürlich auch die zeitliche Be-
stimmung. Ein von der Regensburg-Augsburger Heerstrasse verschleppter, in
einer Gruft der Kirche von Burgweinting bis 1909 eingemauerter Meilenstein ge-
hört in die Zeit Caracallas oder ihm und seinem Vater zusammen. Zwei lcleine
,,VilIae rusticae“, bei dem 20 Minuten entfernten Dorfe Unterisling in den Jahren
1908/9 ausgegraben, sind etwa in das dritte Viertel des 3. Jahrhunderts anzu-
setzen und ihre Zerstörung könnte zu gleicher Zeit mit dem Burgweintinger Hause
erfolgt sein. Mehr lässt sich z. Z. nicht sagen. Vielleicht geben weitere Grabungen
auf dem Kirchenfeld, das noch andere römische Gebäude in seinem Boden ver-
birgt, einmal den wünschenswerten Aufschluss.

Regensburg. Gg. Steinmetz.

49. Echterdingen. Die-Riesenschanze
auf der Federlesmad. Einen halben
Kilometer hinter Echterdingen gabelt sich
die Chaussee Stuttgart-Tübingen in die alte
und neue Tübinger Strasse und umgeht in
ihrer neuen Trace einen Bergrücken, der
seine höchste Erhöhung in der fast 500 m
hohen Federlesmad hat. Der Berg fällt
nach allen Seiten etwa 50 m mit einem
Gefälle von 1 : 7 ab. Während der Abhang
nach Norden ganz sanft ausläuft, erstreckt
sich der Berghang nach Süden undWesten
mit gleichem Gefälle bis an das 370 m hoch

liegende Reichenbachtal. In etwa 430 bis
440 m Höhe entspringt dem Berge ringsum
eine ganze Anzahl Quellen (11). Auf dem
etwa 10 ha grossen Plateau des Berges liegt
die „Riesenschanze“. Die Anlage ist nahezu
quadratisch (98:97:9z 191,5 m) und gut erhal-
ten. Um den fast gleichmässig auf allen
4 Seiten 1 m hohen und 9 m breiten Wall
zieht aussen deutlich in flacher Mulde er-
kennbar ein jetzt zugeschwemmter Graben.
Die scharfen, kurz abgerundeten Ecken
sind gegen den übrigen Wall erhöht, gerade
als wenn an den Ecken Türme gestanden
 
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