Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

DOI Heft:
Nr. 1 (Jan. u. Febr.)
DOI Artikel:
Abt, A.: Eine angebliche Noahdarstellung auf Tonscherben röm. Technik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0026

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
IO

schwimmen wie auf dem Trockenen feststehen kann. Im 3. Jahrh. jedenfalls
ist die schon im 1. Jahrh. vorhandene Form der xißwxo; so herrschend, dass
die Stadt Apamea, die den Beinamen xtßwxos hatte, unter Septimius Severus
den Noah im Kasten als „redendes Wappen 1' auf der Rückseite ihrer Münzen zur
Darstellungbringen kann 14). Kesselform im 2. Jahrh. wäre demnach ganz singulär.

Abb. 6. Sarkophag mit Arche Noahs aus St. Mathias bei Trier. V20.

Ist aber der Kessel doch die Arche, äo muss man annehmen, dass der
Künstler, der im Typus der Arche abwich, den Versuch gemacht hätte, eine
Beziehung zwischen ihr und der Menschenfigur einerseits, den Tieren andrer-
seits herzustellen, tatsächlich aber ist keins 15) der Arche zugewandt, was doch
wohl ein einfaches Mittel gewesen wäre, wenn der Moment des Einsammelns
gemeint war, ebensowenig ist eines so gestellt, dass man vermuten könnte, es
sei eben aus der Arche herausgekommen. Wie ein künstlerisch nicht sehr
hochstehender Handwerker so etwas ausdrückt, können die Apameamünzen.
und noch besser der Trierer Noahsarkophag des 4. Jahrh. zeigen (Abb. 6) 16). Hier
sind dieTiere ornamental in ruhiger Haltung auf den Rand der Arche gesetzt 17 * * 8).
Nur der Rabe, den nach dem biblischen Bericht Noah zuerst ausgesandt hat,
ohne dass er wieder kam 18), ist in Trier ausserhalb des Fahrzeugs abgebildet,
aber dieses anblickend, damit man sieht, dass er dazu gehört 19).

Man könnte einwenden, der Königshofener Meister sei einfach nicht
fähig gewesen, eine Beziehung herzustellen. Aber er hat ja die Figuren nicht
etwa bunt durcheinandergewürfelt, sondern in ihrer Richtung eine Regelmässig-

u) Die Münzen sind vielfach abgebildet; bei Forrer fig. 156 nach Usener, Sintflut-
sagen S. 48 fig. 1, dann etwa in Roschers Lexikon III 447 h (dort die Literatur über die
Münzen), Hill, a liandbook of Greek and Boman coins, Lond. 1899 S. 170 fig. 28.

1B) Der ruhig sitzende Hase bildet keine Gegeninstanz.

lfl) Hettner, Steindenkm. d. Prov.-Mus. Trier. Nr. 373 S. 156, 111. FührerS. 42, danach

abgebildet bei F. X. Kraus, Gesch. d. chr. Kunst I (1896) S. 136/7 und bei Usener, Sint-
flutsagen S. 251 fig. 5. Vgl. auch das Bronzeschiff von Vetulonia, als fig. 4 S. 250 von Usener

a. a. O. abgebildet nach Notizie degli scavi 1887 tav. XVII. 1.

17) Auf den Apameamünzen ist es ein Vogel, der wohl mehr wegen der Symmetrie
zu der heranfliegenden Taube auf den Deckel der Arche gesetzt ist, wie auch viele

Katakombenbilder aus diesem Grund 2 Tauben zeigen. Der Trierer Sarkophag zeigt
1. Storch, 2. unbestimmbaren Vogel, 3. Eule, 4- Wachtel?, 5. Pferd, 6. Löwe, 7. Schaf,

8. Hund, 9. Eber, 10. undeutlichen Vogel. Usener gibt an, 7 und 9 seien auf dem Boden
der Arche stehend zu denken, die Abbildung gibt dazu aber keinen Anlass. Dass auf
beiden Denkmälern entsprechend den Genesisstellen ausser den Tieren noch menschliche
Begleiter Noahs auftreten, mag Zufall sein. — 18) Gen. 8. 7.

19) Für diesen Weg, eine innerliche Beziehung zwischen Hauptperson und Beiwerk
herzustellen, sei auch auf die altchristl. Orpheusbilder verwiesen (O. Gruppe, Griech.
Myth. u. Religionsgesch. I 216 3) und die Kölner Orpheusschale, zuletzt abgeb. bei Pagen-
stecher, calen. Reliefkeramik (Jahrb. d. arch. Inst., Ergänzungsbd. VIII 1909). S. 183 fig. 53.
Hier sind die Tiere künstlerisch naiv in Streifen übereinandergestellt, dennoch ist die
Beziehung zu Orpheus dadurch zweifellos gemacht, dass gut 9/io aller Tiere ihm zuge-
wandt sind, (Über die Zuverlässigkeit der Datierung dieses Stückes ins 4. Jahrh. vgl.
Drexel, röm.-germ. Korrespondenzbl. III 1910 S. 41).
 
Annotationen