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der nach allen Seiten sanft abfallend, von der Nette auf drei Seiten umflossen
wird, auf der vierten Seite (gegen Süden) mit einer flachen Einsenkung in
das wellige Hinterland verläuft. Der Hügel, jetzt durch eine Trassgrube
bereits stark angefressen, hatte, wie die älteren Messtischblätter deutlich
erkennen lassen, ursprünglich eine ziemlich regelmässige ovale Grundform.
Die erwähnte Trassgrube hatte auf dem Hügel allerhand Vertiefungen mit
reichlichem Scherbeninhalt angeschnitten und zum Teil bereits beseitigt. Doch
wurden wir noch rechtzeitig genug benachrichtigt, um etwa drei Viertel der
ganzen Niederlassung noch unberiihrt vorzuflnden und systematisch ausgraben
zu können. Die Ausgrabung fand von Mitte Januar bis zum io. März 1911
statt. Es wurde festgestellt, dass auf dem Hügel zwei vorgeschichtliche
Ansiedlungen über einander lagen, und zwar zu unterst eine Ansiedlung
der jüngeren Steinzeit, darüber eine solche der Latene-Zeit. Die An-
siedlung der jüngeren Steinzeit stellte sich dar als ein grösseres
Wohngebäude aus Holz und Lehm, dessen Pfostenlöcher zum Teil noch
gefunden wurden, dessen Grundriss aber leider nicht mehr ganz festzustellen
war, weil die Fläche teils durch die spätere Latene-Ansiedlung, vor allem
aber durch die moderne Trassgrube entstellt und beseitigt war. Das Gebäude
war augenscheinlich abgebrannt, eine Brandschicht mit massenhaftem hart-
gebranntem Hüttenlehm bedeckte die Fläche. In unmittelbarer Umgebung
dieses Gebäudes waren noch ein Paar kleine steinzeitliche Keller- oder Abfall-
gruben. Dann aber war das Gebäude offenbar von einem grossen, freien,
unbebauten Platz umgeben, der mit einem starken hölzernen Zaun einge-
friedigt war, für welchen man einen tiefen und sehr steilwandigen Pfahlgraben
ausgehoben hatte. Ein Teil dieses Umfassungsgrabens war zwar bereits
durch die Trassgrube beseitigt, der grösste Teil aber ko.nnte noch in seiner
ganzen Ausdehnung verfolgt und ausgehoben werden, so dass sich mit Be-
stimmtheit sagen lässt, dass der Zaun eine ungefähr eliptische Fläche von
ca. 100 m grösster Länge und ca. 80 m Breite auf der Kuppe des Hügels
eingefriedigt hat. Der von zwei besonders starken Pfählen flankierte 2V2 m
breite Eingang war im Westen; dort war der Pfahlgraben unterbrochen.
Direkt vor der Unterbrechung, also ausserhalb des umfriedigten Platzes fand
sich noch eine sehr tiefe schmale Grube, vielleicht von einer Sperre des
Eingangs herrührend. Die Kulturstufe dieses' umfriedigten Gutshofes oder
Herrensitzes — denn um einen solchen muss es sich handeln — ergab sich
mit voller Sicherheit aus den sehr reichlichen Einschlüssen der Brandschicht
des Wohnhauses und der Füllerde des Umfassungsgrabens Massenhafte
Scherben von reichverzierten bomben- und halbkugelförmigen Tongefässen
der sogenannten Winkelband- und Spiralkeramik fanden sich, aus denen
sich nicht weniger als 31 Töpfe und Näpfe mit meist unwesentlichen Ergän-
zungen wiederherstellen liessen, die mit ihrer reichen phantastischen Verzie-
rung, welche bis vor einem Vierteljahr im Museum noch durch keine Scherbe
vertreten war, eine lang empfundene Lücke unserer prähistorischen Sammlung
in würdiger Weise ausfüllen. Ausserdem ist eine grosse Anzahl charakteris-
tischer Steingeräte, sogen. Schuhleistenkeile, Meissel und Messer, mehrere
tönerne Spinnwirtel, zwei Beinpfriemen und massenhaft hartgebrannter Hütten-
lehm mit den Furchen des Holzstakwerkes gefunden worden.
Die darüber liegende Latene-Ansiedlung bestand aus einer grossen
Anzahl regellos über die Oberfläche verstreuter kreisrunder Wohngruben.
Wir haben 33 solcher Gruben ausgegraben: von einigen anderen, die schon
zerstört waren, erzählten uns der Trassgrubenbesitzer und seine Arbeiter.
Diese Wohngruben waren sämtlich sehr exakt so in den gewachsenen Boden
eingeschnitten, dass sie sich nach oben verengten, also die Gestalt von
der nach allen Seiten sanft abfallend, von der Nette auf drei Seiten umflossen
wird, auf der vierten Seite (gegen Süden) mit einer flachen Einsenkung in
das wellige Hinterland verläuft. Der Hügel, jetzt durch eine Trassgrube
bereits stark angefressen, hatte, wie die älteren Messtischblätter deutlich
erkennen lassen, ursprünglich eine ziemlich regelmässige ovale Grundform.
Die erwähnte Trassgrube hatte auf dem Hügel allerhand Vertiefungen mit
reichlichem Scherbeninhalt angeschnitten und zum Teil bereits beseitigt. Doch
wurden wir noch rechtzeitig genug benachrichtigt, um etwa drei Viertel der
ganzen Niederlassung noch unberiihrt vorzuflnden und systematisch ausgraben
zu können. Die Ausgrabung fand von Mitte Januar bis zum io. März 1911
statt. Es wurde festgestellt, dass auf dem Hügel zwei vorgeschichtliche
Ansiedlungen über einander lagen, und zwar zu unterst eine Ansiedlung
der jüngeren Steinzeit, darüber eine solche der Latene-Zeit. Die An-
siedlung der jüngeren Steinzeit stellte sich dar als ein grösseres
Wohngebäude aus Holz und Lehm, dessen Pfostenlöcher zum Teil noch
gefunden wurden, dessen Grundriss aber leider nicht mehr ganz festzustellen
war, weil die Fläche teils durch die spätere Latene-Ansiedlung, vor allem
aber durch die moderne Trassgrube entstellt und beseitigt war. Das Gebäude
war augenscheinlich abgebrannt, eine Brandschicht mit massenhaftem hart-
gebranntem Hüttenlehm bedeckte die Fläche. In unmittelbarer Umgebung
dieses Gebäudes waren noch ein Paar kleine steinzeitliche Keller- oder Abfall-
gruben. Dann aber war das Gebäude offenbar von einem grossen, freien,
unbebauten Platz umgeben, der mit einem starken hölzernen Zaun einge-
friedigt war, für welchen man einen tiefen und sehr steilwandigen Pfahlgraben
ausgehoben hatte. Ein Teil dieses Umfassungsgrabens war zwar bereits
durch die Trassgrube beseitigt, der grösste Teil aber ko.nnte noch in seiner
ganzen Ausdehnung verfolgt und ausgehoben werden, so dass sich mit Be-
stimmtheit sagen lässt, dass der Zaun eine ungefähr eliptische Fläche von
ca. 100 m grösster Länge und ca. 80 m Breite auf der Kuppe des Hügels
eingefriedigt hat. Der von zwei besonders starken Pfählen flankierte 2V2 m
breite Eingang war im Westen; dort war der Pfahlgraben unterbrochen.
Direkt vor der Unterbrechung, also ausserhalb des umfriedigten Platzes fand
sich noch eine sehr tiefe schmale Grube, vielleicht von einer Sperre des
Eingangs herrührend. Die Kulturstufe dieses' umfriedigten Gutshofes oder
Herrensitzes — denn um einen solchen muss es sich handeln — ergab sich
mit voller Sicherheit aus den sehr reichlichen Einschlüssen der Brandschicht
des Wohnhauses und der Füllerde des Umfassungsgrabens Massenhafte
Scherben von reichverzierten bomben- und halbkugelförmigen Tongefässen
der sogenannten Winkelband- und Spiralkeramik fanden sich, aus denen
sich nicht weniger als 31 Töpfe und Näpfe mit meist unwesentlichen Ergän-
zungen wiederherstellen liessen, die mit ihrer reichen phantastischen Verzie-
rung, welche bis vor einem Vierteljahr im Museum noch durch keine Scherbe
vertreten war, eine lang empfundene Lücke unserer prähistorischen Sammlung
in würdiger Weise ausfüllen. Ausserdem ist eine grosse Anzahl charakteris-
tischer Steingeräte, sogen. Schuhleistenkeile, Meissel und Messer, mehrere
tönerne Spinnwirtel, zwei Beinpfriemen und massenhaft hartgebrannter Hütten-
lehm mit den Furchen des Holzstakwerkes gefunden worden.
Die darüber liegende Latene-Ansiedlung bestand aus einer grossen
Anzahl regellos über die Oberfläche verstreuter kreisrunder Wohngruben.
Wir haben 33 solcher Gruben ausgegraben: von einigen anderen, die schon
zerstört waren, erzählten uns der Trassgrubenbesitzer und seine Arbeiter.
Diese Wohngruben waren sämtlich sehr exakt so in den gewachsenen Boden
eingeschnitten, dass sie sich nach oben verengten, also die Gestalt von