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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Ritterling, Emil: Truppenziegeleien in Rheinzabern und leg. VII gemina am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0057

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4i

des oberen Heeres auf 5 Legionen setzt es ausser Zweifel, dass die Operationen des
Cornelius Clemens in der Tat einen ausgesprochen kriegerischen Charakter trugen und
dass diese Bewegungen mit kräftigem Widerstande der Feinde zu tun, jedenfalls zu
rechnen hatten * * 8). Die damals anerkanntermassen erfolgte Annexion gewisser rechts-
rheinischer Gebiete hat sich keinest'alls auf durchaus friedlichem Wege vollzogen, sie
war sicherlich mehr als nur ein militärischer Spaziergang.

Das nächste Ziel des Feldzugs wird die Wiederherstellung des Zustandes auf
der rechten Rheinseite gewesen sein, wie er unter Claudius und Nero hier geherrscht
hatte: die wohl im Zusammenhange mit oder infolge des grossen Kriegszuges des
Caligula 39/40 n. Chr. besetzten Punkte des nord- und südmainischen Gebietes, z. B.
Wiesbaden, Hofheim, Gross-Gerau, Ladenburg, Baden-Baden, Riegel, die in den Wirren
der Bürgerkriege verlassen oder zerstört worden waren, von neuem zu sichern. Aber
die Operationen werden sich vorwiegend im südmainischen Gebiet abgespielt haben,
um die zielbewusst erstrebte Absicht auf Herstellung einer engeren und gesicherten
Verbindung der Rhein- mit der Donaulinie in Rsetien zu erreichen. Wie planmässig
hier vorgegangen wurde, zeigt der bekannte von Cornelius Clemens im J. 74 angelegte
Strassenzug ab Argentorate in r[ipam Danuvi] C. XIII 9082, im Zusammenhang mit
der erst neuerdings bekannt gewordenen Tatsache 9 *), dass gleichzeitig ein Ausbau der
rätischen Auxiliarkastelle am Südufer der Donau, teilweise auch schon jenseits des Stromes
erfolgte. Es zeigt sich hier recht unverkennbar die enge Beziehung, in welcher Raetia
zum oberrheinischen Operationsgebiet und zu dessen Heere gestanden hat, und die
auch in der Entlehnung des grössten Teiles der rätischen Auxilien aus dem Yerbande
des Rheinheeres zum Ausdruck kommt.

II. Nach Wiederaufgabe des rechtsrheinischen zur römischen Germania superior
gehörigen Gebietes in der zweiten Hälfte des 3. Jahrkunderts traten an der Rheinlinie
im grossen und ganzen ähnliche Verhältnisse in militärischer Hinsicht ein, wie sie im
1. Jahrhundert vor Vespasian-Domitian hier geherrscht hatten. So gewann auch Rhein-
zabern als Ort der Militärziegeleien erneute Bedeutung. Wie im 1. Jahrhundert hier
die Hauptziegelei für die Mainzer Legionen gewesen war, so wurde der Platz im 4. Jahr-
hundert der Mittelpunkt für die Herstellung des Ziegelbedarfes der Truppen des dux
Mogontiacensis. Eine ganze Reihe in Rheinzabern und an anderen Orten gefundener
Ziegelstempel, zum grossen Teil bisher nicht oder unrichtig gedeutet, rühren von solchen
Truppenteilen her, die nock zur Zeit der Notitia „sub dispositione ducis Mogontia-
censis 11 standen oder nach sicheren Anzeichen vorher gestanden hatten. Die Stempel,
vielfach mit vertiefter, teilweise auch linksläufiger Schrift, seien hier kurz zusammen-
gestellt, eine Behandlung der ganzen militärischen Verhältnisse am Rhein und in Gallien
vom Ende des 3. Jahrhunderts an muss einer andern Stelle vorbehalten bleiben.

Der Stempel ACINC ausser in Rheinzabern anch in Trier gefunden, und im
Karlsruher Museum von unbekanntem Fundplatze vertreten, nennt die milites Acmcenses
Antonaco der Not. Dign. Occ. XLI, 25; | COM\AC | (Ludowici I. 137, nr. 1) aus
abweicbender Matrize auch in Trier gefunden, die Cornacenses, legio pseudocnmitatensis
in Gallia (Notit. Dign. Occ. V. 122 = VII 102). Der wie es scheint stets rückläufige
Stempel THAM (Ludowici II 142 nr. 12) auch in Strassburg, Wiesbaden und

gegen die Chatten das oberrheinische Heer durch Herbeiziehung der leg. XXI rapax aus

Untergermanien ebsnfalls auf die Stärke von 5 Legionen.

8) Möglicherweise hat in diesem Feldzuge die spanische Legion den Beinamen „felix“
erworben, welchen sie auf der stadtrömischen Inschrift C. VI 3538 und bereits im J. 79
(C. II 2477) führt. Auch in der gleichfalls aus Vespasians Zeit stammenden Wormser In-
schrift eines ihrer Tribunen, C. Baburius Festüs, der dann zum praefectus alae Scubulorum
aufriickt. C. XIII 6212 erscheint sehon dieser Beiname.

9) Bauinschrift von Günzhurg aus dem Jahre 77/78 (Röm.-german. Korr.-Bl. 1911 S. 25)

von Kösching aus dem J. 80 (Westd. Korr.-Bl. XXVI 1907 Sp. 65 ff.).
 
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