Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 4.1911

DOI Heft:
Nr. 6 ( Nov. u. Dezember)
DOI Artikel:
Oelmann, Franz: Sigillatamanufakturen in La Madeleine bei Nancy
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24881#0108

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
92

dem kleinen Kastell Langsdorf am Wetteraulimes und ist offenbar aus derselben
Formschüssel hervorgegangen (Abb. 52,2)

Charakteristisch für die Dekoration sind neben den figürlichen Typen,
dem sitzenden Bogenschützen und dem gezottelten Bär (in der Zeichnung
der Formschüssel stilistisch ungenau), besonders die als Füllsel verwandten
kleinen Dreibeine (hier auf dem Kopf stehend) und kurzen Perlstäbe. Indem
nun einzelne dieser Dekorationselemente auf anderen Bilderschüsseln wieder-
kehren, die dann weitere Stücke mit verwandter Dekoration nach sich ziehen,
bieten sie ein sicheres Hilfsmittel, um eine ganze Reihe noch nicht lokali-
sierter Sigillaten als Produkte eines oder mehrerer an einem Ort zusammen-
arbeitender Töpfer zusammenzuschliessen. Da für ausführliche Darlegungen
hier nicht der Platz ist, sei kurz zusammengestellt, was sich von bisher
publizierten Stücken mit einiger Sicherheit für die Manufaktur von La Madeleine
in Anspruch nehmen lässt.

Aus Köln stammt eine Anzahl Stücke der Sammlung Niessen: Beschrei-
bung römischer Altertümer gesammelt von C. A. Niessen, 3. Bearbeitung von
S. Loeschcke und H. Willers, 1911, Taf. LXII 1701, LXVI f, r, s, LXVII u,
LXVIII c, t, c 1, LXIX b, d, g, n. Ferner haben die Limes-Kastelle bis zum
Main viel geliefert: O.R. L. Nr. ia Kastell Heddesdorf Taf. IV Fig. 34;Nr. 2a
Niederberg Taf. IV Fig. 5 und 9; Nr. 5 a Marienfels Taf. III Fig. 22 und 25;
Nr. 8 Zugmantel Taf. XXIII Fig. 5; Nr. 10 Feldberg Taf. IV Fig. 4; Nr. 12
Kapersburg Taf. V Fig. 19; Nr. 29 HofheimTaf. VI Fig. IO (vielleicht Janus);
Nr. 31 Stockstadt Taf. XVIII Fig. 13, 14, 15(?), 21, 23. In einem Grabe
bei Kastell wurde die bei Emele, Beschreibung römischer und deutscher
Altertümer in dem Gebiet der Provinz Rheinhessen Taf. II Fig. 1 abgebildete
Schüssel gefunden (jetzt in Wiesbaden), aus dem domitianisch-traianischen
Friedhof bei Heddernheim sind mehrere hierhergehörige Stücke von Wolff,
Mitt. über röm. Funde in Hedd. V Taf. V Fig. 3, Taf. VI Fig. 13 veröf-
fentlicht. Weitere Beispiele aus kleineren Befestigungen am Wetteraulimes
und von der Saalburg werden in Abt. A des Limeswerkes, Strecke IV, ver-
öffentlicht werden. Südlich des Mains kommt die Ware fast gar nicht vor,
Ausnahmen sind vielleicht eine Scherbe bei Knorr, Cannstatt Taf. IX Fig. 4
sowie die schöne Pfiinzer Schüssel O R. L. Nr. 73 Pfünz Taf. XIX Nr. 22,
die aus der gleichen Form wie ein Fragment aus Heddernheim (Wolff a. a.
O. Taf. V Fig. 3) hervorgegangen ist.

Charakteristische Streuornamente, an denen sich die Erzeugnisse von
La Madeleine am sichersten wiedererkennen lassen, sind ausser den schon
erwähnten Dreibeinen und Perlstäben besonders ein Blätterkreuz wie z. B.
O. R. L. Nr. 31 Stockstadt Taf. XVIII Fig. 21, das gewundene Füllhorn und
ein wie ein Pokal (der natürlich nicht gemeint ist) aussehendes Ornament,
beide mit dem Blätterkreuz vereinigt auf den Scherben Hedd. Mitt. V Taf.
VI Fig. 13, ferner die schräg liegenden griechischen Kreuze und der Vasen-
fries wie auf der Pfünzer Schüssel, die schon von Lavoye und Heiligenberg
her bekannte Spirale und Spiralranke, u. a. m.

Töpfernamen konnte Forrer nur von glattem Geschirr angeben (AlMllus,
Amäbüis, 'Borius, Buccus, Caminus, Catussus, Cerialis, Cnatus, Montanus, Ociso,
Sabdlus, Sabinus, Sacer, Tertius, Verecundus, Virlus). Jetzt lehrt uns ein glück-
licher Fund in Wiesbaden auch einen Bilderschüsselfabrikanten mit Namen
kennen. Das schön erhaltene Stück wird mit freundlicber Erlaubnis Ritter-
lings abgebildet (Abb 52,1). In die noch ungebrannte Form hatte der
Töpfer seinen Namen Albillus f in Kursive eingeschrieben, der auf der Schüssel
rückläufig wieder erscheint. Von den Ornamenten sind uns die gewundenen
Füllhörner bereits auf mehreren der eben erwähnten Bilderschüsseln begegnet,
 
Annotationen