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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 9.1916

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Nr. 2 (März u. April)
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Drexel, Friedrich: Crustulum et mulsum
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Kohl, Otto: Kreuznach, römische Inschrift
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https://doi.org/10.11588/diglit.25479#0034

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22

Material sehr wenig figQrliche Motive aufweist. Was davon vorhanden ist, so eine
Demeter und ein siegreicher Quadrigarius, beide aus Priene, findet wohi bei uns
seine Parallelen, aber es geniigt nicht, um sichere Beziehungen herzustellen. Die
Frage muß also vorläufig offen bleiben, wie weit sich die Verfertiger unserer
Kuchenformen auf griechische Vorbilder gleichen Charakters stiitzten; eine erheb-
liche Selbstandigkeit wird man ihnen schon wegen der organisch eingefiigten
lateinischen Inschriften zubilligen miissen.

Ein Blick sei noch geworfen auf eine recht zahlreiche Gattung runder Kuchen-
formen aus Unteritalien und Sizilien, die eine bunte Menge der verschiedensten
Götterattribute und Symbole hier wohl apotropäischen Charakters ·—· man vergleiche
dazu das Amulett IG XIV 314 — tragen; wir besitzen nämlich neben den Nega-
tiven auch hier in geringerer Zahl Positive, die Zahn a. O. für tönernen Ersatz
von Opferkuchen 39) erklärt. Auf unseren Fall läßt sich diese Deutung nicht wohl
übertragen; denn wenn auch zuzugeben ist, daß etwa die mit Götterbildern ver-
zierten Kuchen ebensogut als Weihegaben wie als Festgebäck angesprochen werden
können, fehlt gerade den Bildern unserer Positive jeder kultliche Charakter. Unter
den eigentlichen Begriff der „Pemmatologia sacra“ scheint unser westliches Material
garnicht oder nur gelegentlich zu fallen.

NEUE FUNDE.

Kreuznach. Römische Inschrift.

8. Bei Kreuznach in der städtischen Sandgrube zwischen der Bosenheimer
und der Planiger Landstraße wurden wieder mehrere Steinsärge, mehr oder
minder beschädigt, gefunden. In dem einzigen, außer dem Deckel ganz
erhaltenen lagen zwei Skelette gegen einander, auf einem eine fränkische
Gürtelschnalle. Einige fränkische Waffen hatten in oder bei den Särgen
gelegen ; kein Deckel war ganz ; offenbar waren mehrere Särge schon früher
geöffnet worden. Wie in der Nähe vor einigen Jahren ein römischer Stein-
sarg gefunden war, dessen Inschrift von einem Offizier der 22. Legion für
seine Schwiegermutter von mir in dieser Zeitschrift veröffentlicht worden ist,
so wurde auch diesmal wenigstens die Hälfte eines römischen Steinsarges
mit Inschrift in die Sammlung des Ant. hist. Vereins gebracht.

Der Sarg besteht aus bellem Sandstein der Gegend und ist in gewöhn-
___ licher Art be-

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Ί Γτνιτζττττ- i i

III

1 : !D .

6)

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Abb. 15. Inschrift au

rand der Langseiten angebracht, so

hauen. Die äu-
ßere Höhe be-
trägt 44 cm, die
innere34bis3Ô,
an der Schmal-
seite nur 32 cm ;
diese ist 10 cm
dick u. 60 breit,
die Langseiten
I 9 * 1/*, II 10—8
cmdick; beide
sind auf 90 cm
erhalten.Eigen-
tümlicherweise
ist die Inschrift
Kreuznach. auf dem Ober-

daß sie nach Auf legen des Deckels ver-

LJ

39) Über verwandte Weihegaben an die Göttin von Tiryns s. Frickenhaus, Tiryns

I S. 79 f. 82.
 
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