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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 9.1916

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Nr. 6 (Nov. u. Dez)
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Wagner, Friedrich: Englschalking (B.-A. München), frühhallstättisches Urnengrabfeld
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Reinecke, Paul: Altstadt Passau (Niederbayern), römischer Scherbenfund
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https://doi.org/10.11588/diglit.25479#0101

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s9

Die Grabschächte waren senkrecht 60—70 cm tief in den Boden ein-
geschnitten und in Weite und Form der Größe und Gestalt der Urnen an-
geglichen. Die Urnen enthielten den Leichenbrand und waren im übrigen
mit tiefschwarzer Erde gefüllt. Bei Grab 4 war diese mit verkohltem Holz
durchsetzt. Auch in Grab 5 ließ sich, wenn auch nur in geringen Spuren,
Leichenbrand und Holzkohle nachweisen. Bemerkenswert ist ferner, daß bei
Grab 4 um die L Trne eine Steinpackung aus etwa faustgroßen Geröllsteinen
hergestellt war. Die Gefäßformen sind mit denen des Urnengrabfeldes von
Grünwald bei München (Beiträge z. Anthr. u. Urgesch. Bayerns XIX (1915),
S. 13 ff.) nahe verwandt.

Die Lungebung des Grabfeldes ist reich an prähistorischen Fundplätzen.
Insbesondere ist den Beobachtungen des Generalkonservatoriums die Kenntnis
einer großen Anzahl vor- und friihgeschichtlicher Niederlassungen und Be-
gräbnisstätten auf der eingangs erwähnten lößlehmbedeckten Terrasse zu
verdanken. Eine noch größere Zahl vorgeschichtlicher Siedlungsniederschlage
ist wohl schon vernichtet worden, da der Boden auf weite Strecken hin in
ansehnlicher Tiefe abgegraben ist, um den zahlreichen Ziegeleien das für die
nahe Großstadt Miinchen seit Jahrhunderten benötigte Material zu liefern.

Die Funde werden in der prähistorischen Staatssammlung zu Miinchen
aufbewahrt.

München. FriedrichWagner.

Altstadt Passau (Niederbayern). Römischer Scherbenfund.

• Gelegentlich der Aufnahme der Kunstdenkmale der Stadt Passau fiir
das bayerische Inventarisationswerk wurden im Juli 1916 in der an der Ost-
abdachung des Passauer Altstadthiigels (auf der Landzunge zwischen Donau
und Inn) gelegenen Niedernburg die Fundamente des Apsidenteiles der
abgebrochenen romanischen Marienkirche freigelegt. Bei dieser Grabung
konnten aus dem Aushub in geringer Anzahl römische Topfscherben auf-
gesammelt w'erden. Außer gelb- und grautoniger Ware der mittleren Kaiser-
zeit und einigen glatten Sigillatasplittern enthält der kleine Fund, der dem
städtischen Museum in Passau zugeleitet wurde, auch Scherben von grob-
tonigen Kochtöpfen. offenbar der späten Kaiserzeit, sowie das Stück einer
spätrömischen rädchenverzierten Sigillataschiissel mit gelbbrauner Glasur und
einem Muster, das ähnlich auf gleichalterigen Scherben aus Eining a. Donau 1)
wiederkehrt.

Der an sich belanglose Scherbenfund aus Batavis ist uns in mehr als
einer Hinsicht wertvoli. Flaben sich doch bisher, wenn wir Von einer Reihe
meist bei der sogenannten Römerwehr (Westrand des Altstadthügels) aus-
gegrabener römischer Münzen 2) absehen, keine Kleinfunde aus dem Boden
des römischen Ortes auf rätischer Seite der Innmündung in unsern Museen
erhalten. Aus älterer Quelle wissen wir, außer von zweifelhaften Einzelheiten,
nur von zwei (verschollenen) Funden aus der Altstadt Passau, deren einer
(aus dem 18. Jahrhundert) nicht recht glaubwürdig erscheint, während der
zweite (aus der jesuitengasse, 1824) u. a. Scherben von Sigillatabilderschüsseln
ergab 3). Llnser neuer, leider nur aus gestörter Lagerung zum Vorschein
gekommener Fund bezeugt nun dazu eine Besiedlung des Altstadthügels nicht

') Zeitschrift H. V. Augsburg XXXIX 1913, S. 253 Xr. 4.

-) Die Nachweise verstreut Verh. Hist. Ver. von Niederbayern (und im Unter-
donaukreise). Das Landshuter Münzverzeichnis von 1S77 (J. Uilrich) enthalt reichlich
Ungenauigkeiten, auch in den Fundangaben.

3) Abh. Akad. d. Wiss. München I. Kl. XVII, I S. 229 f.
 
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