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Kay bei Tittmoning· (B.-A. Laufen,Oberbayern). Römischer Grabaltar.
34. Im Sommer 1915 wurde in der Friedhofmauer des Dorfes Kay bei
Tittmoning an der Salzach ein römischer Grabaltar aus Untersberger Stein
aufgefunden und dem Museum zu Tittmoning einverleibt. Erhalten ist ledig-
lich der obere Teil in einer Höhe von 66 cm. Die Länge des Steines beträgt
58 cm, seine Tiefe 36 cm (mit der Gesimsausladung 45 cm). Der Stein ist reich
Abb. 27. Römischer Grabaltar aus Kay. 1 : 10.
gegliedert und auf drei Seiten mit figiirlichem Schmuck versehen, die Vorder-
seite trägt außerdem die Inschrift, die Riickseite ist lediglich gerauht. Die
Bearbeitung der Oberseite deutet darauf hin, daß das Denkmal im Mittelalter
als Baustein gedient hat, ehe es in die Kirchhofmauer verbaut wurde Die
Vorderseite und (vom Beschauer aus) linke Nebenseite sind ziemlich gut
erhalten, dagegen hat die rechte Nebenseite stärkere Zei störungen aufzuweisen.
Von der Inschrift sind lediglich die Worte D(is) M(anibus) [Majrcelinus *)
übrig geblieben. Das Bildnis dieses Mannes ist auf der rechten Seite ange-
bracht, das besser erhaltene seiner Frau auf der linken Seite * 2).
Ein 14 cm hoher, origineller Fries bildet den oberen Abschluß des
Grabsteins. Auf der Vorderseite steht in der Mitte eine mit Früchten ange-
füllte Cista. Beiderseits, mit dem Rücken gegen die Cista, ein winzernder
Amor, ein in der römischen Kunst beliebtes Motiv. Die rechte Ecke füllt
eine große Traube, von der ein Vogel die Beeren pickt, während die linke
Ecke ein halb umgestürzter Fruchtkorb einnimmt, unter dem sich ein Häschen
birgt. Die Cista erinnert lebhaft an die Aschenurnen, wie sie z. B. aus Aquileja
bekannt sind und wie sie uns als Denkmalbekrönung im bayerischen Anteil
des nordwestlichen Noricum in den Denkmälern von Rotthof, Saaldorf und
Sillersdorf begegnen 3). Wie eine Erinnerung an den ursprünglichen Zweck
x) LI ligiert.
2) Die derzeit ungiinstige Aufstellung des Steines verhinderte eine Aufnahme
dieser Seite.
3) Rotthof : Grabstein der Copponia, Vollmer, Inscr. Bai. Rom. Nr. 438; abgeb. Nie-
derbayr. Monatsschr. I (1912) S. 57, die Lesung des Namens lautet hier 'Trebonia’, im
Kay bei Tittmoning· (B.-A. Laufen,Oberbayern). Römischer Grabaltar.
34. Im Sommer 1915 wurde in der Friedhofmauer des Dorfes Kay bei
Tittmoning an der Salzach ein römischer Grabaltar aus Untersberger Stein
aufgefunden und dem Museum zu Tittmoning einverleibt. Erhalten ist ledig-
lich der obere Teil in einer Höhe von 66 cm. Die Länge des Steines beträgt
58 cm, seine Tiefe 36 cm (mit der Gesimsausladung 45 cm). Der Stein ist reich
Abb. 27. Römischer Grabaltar aus Kay. 1 : 10.
gegliedert und auf drei Seiten mit figiirlichem Schmuck versehen, die Vorder-
seite trägt außerdem die Inschrift, die Riickseite ist lediglich gerauht. Die
Bearbeitung der Oberseite deutet darauf hin, daß das Denkmal im Mittelalter
als Baustein gedient hat, ehe es in die Kirchhofmauer verbaut wurde Die
Vorderseite und (vom Beschauer aus) linke Nebenseite sind ziemlich gut
erhalten, dagegen hat die rechte Nebenseite stärkere Zei störungen aufzuweisen.
Von der Inschrift sind lediglich die Worte D(is) M(anibus) [Majrcelinus *)
übrig geblieben. Das Bildnis dieses Mannes ist auf der rechten Seite ange-
bracht, das besser erhaltene seiner Frau auf der linken Seite * 2).
Ein 14 cm hoher, origineller Fries bildet den oberen Abschluß des
Grabsteins. Auf der Vorderseite steht in der Mitte eine mit Früchten ange-
füllte Cista. Beiderseits, mit dem Rücken gegen die Cista, ein winzernder
Amor, ein in der römischen Kunst beliebtes Motiv. Die rechte Ecke füllt
eine große Traube, von der ein Vogel die Beeren pickt, während die linke
Ecke ein halb umgestürzter Fruchtkorb einnimmt, unter dem sich ein Häschen
birgt. Die Cista erinnert lebhaft an die Aschenurnen, wie sie z. B. aus Aquileja
bekannt sind und wie sie uns als Denkmalbekrönung im bayerischen Anteil
des nordwestlichen Noricum in den Denkmälern von Rotthof, Saaldorf und
Sillersdorf begegnen 3). Wie eine Erinnerung an den ursprünglichen Zweck
x) LI ligiert.
2) Die derzeit ungiinstige Aufstellung des Steines verhinderte eine Aufnahme
dieser Seite.
3) Rotthof : Grabstein der Copponia, Vollmer, Inscr. Bai. Rom. Nr. 438; abgeb. Nie-
derbayr. Monatsschr. I (1912) S. 57, die Lesung des Namens lautet hier 'Trebonia’, im