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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 9.1916

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Keune, Johann Baptist: Hercules Saxsetanus, eine Entdeckung unserer Krieger bei Metz
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Stuttgart: Römische Altertumsfunde aus Nordfrankreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.25479#0053

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4i

bisher bekannten Inschriften aus dem Metzer Lande und in mehreren Inschriften
aus dem Brohltal 10).

Die, wie immer, unter besonderem Feldzeichen zu einem Fähnlein
(vexillum, vexillntio) vereinigten Detachierten (vexsillari = vexillarii, mit der
mehrfach erwähnten Verschärfung des S-Lautes) waren abkommandiert von
der 14. Legion, welche die für die Entdecker des Denkmals bedeutsame
Bezeichnung des kriegerischen, siegreichen Zwillingsregiments führte und die
in dem Zeitraum, welchem die Inschrift entstammt, zu Mainz ihr Stand-
quartier hatte (rund 70—100 n. Chr.). Die Detachements, deren Entsendung
ins Metzer Land uns aus den früher gefundenen, in dem nämlichen Zeit-
raum (um 71/79 n. Chr.) geweihten Inschriften bekannt war, hatten anderen
Legionen angehört, nämlich der Legio VIII Augusta, deren Hauptquartier
damals Straßburg war 11), der Legio XXI Rapax, mit dem (wahrscheinlichen)
damaligen Standort Bonn, und der Legio X Gemina, mit dem damaligen
Standort Nymwegen in den Niederlanden.

Das neugewonnene Denkmal, dessen Entdeckung und Kenntnis wir
der Wühlarbeit und Findigkeit unserer Feldgrauen verdanken 12), wird
mit den einschlägigen, durch den Fund angeregten oder wieder erwachten
Fragen im nächsten Jahrbuch unserer Gesellschaft fiir lothringische
Geschichte u n d|A 11 e r tu m s k u n d e eingehender besprochen und abge-
bildet* *).

Metz. J. B. Keune.

17. Stuttgart. Römische Altertums-
funde aus Nordfrankreich. In die Stutt-
garter Altertümersammlung sind vor einiger
Zeit römische Funde aus Nordfrankreich
gekommen, auf die unsere Soldaten beim
Anlegen von Schützengräben gestoßen
waren und die sie dann geborgen hatten.
Das Eingreifen der Offiziere führte zu einer
eigentlichen Ausgrabung, Planaufnahme und
Weiterleitung, sodaß aus den eingesandten
Scherben eine mächtige Tonurne von 55 cm
Höhe, ein Prachtstück spätrömischer Ke-
ramik, zusammengesetzt werden konnte.
In diesem Gefäß, das etwa 200 m nach
Südosten abseits von Mauerwerk angetrof-
fen wurde, war ein Münzschatz verborgen;
etwa 30 Münzen davon, fast alle mit dem
Bild und Namen römischer Kaiser der
2. Hälfte des 3. Jhs. n. Chr., kamen nach
Stuttgart ; ebenso noch viele einzelne Scher-
ben der bekannten Art, aber mit Formen,
die noch später sind, als die letzten im
römischen Württemberg vorkommenden ;
endlich eine vollständige Handmühle, be-
stehend aus dem kreisrunden Bodenstein
von 43 cm Dm und dem oberen, beweg-
Iichen Läufer von 45 cm. In einem Lauf-
graben östlich vom Dorf H. waren Soldaten
auf die große Urne gestoßcn; sie war mit
Ziegelplatten sorgsam zugedeckt und

steckte in der Seitenwand. AIs die ersten
Münzen herausrollten, zertrümmerten sie
das Gefäß, um möglichst rasch das Geld
zu sehen. Aber dank dem Eingreifen des
Lt. P. sammelten sie die Scherben so voll-
ständig, daß die Zusammensetzung der
mächtigen weitbauchigen Vorratsurne, in
der der Besitzer des nahen Bauernhauses
vermutlich sein Geld versteckt hatte, mög-
lich war. — In einem anderen Graben nun
waren etwa 200 m nordwestlich der Fund-
stelle des Münzschatzes zwei einander im
Abstand von etwa 5 m parallel laufende
Mauern mehrfach an- oder durchgeschnitten
worden; als römisch erwiesen sich sow-ohl
die Technik — starke Verbindung mit Mörtel
— als auch charakteristische Ziegel- und
Tonscherben darin und daneben. Dazu ist
noch senkrecht darauf zulaufend eine Mauer
von etwa 50 m festgestellt. Von den Mauern
ist nichts vom aufgehenden guten Quader-
werk erhalten, sondern nur die etwa 70
bezw. 90 cm — Außenmauern sind immer
dickei — breiten Fundamente in 30—60 cm
Tiefe unter dem heutigen Boden. Der obere
Teil bis 30 cm war also durch den Pfiug
herausgerissen. Die ziemlich oberflächliche
Fundamentierung macht auch wahrschein-
lich, daß auf dieser Höhe Boden im Lauf
der Jahrhunderte abgeschwemmt worden

10) CIL XIII 4625 und 7716—7720, vgl. 7715 und 7721.

n) Ein Steinbruch dieser Straßburger Legion in den Vogesen bei Reinhardsmünster,
südw restlich von Zabern im Unter-EIsaß, ist bezeugt durch die Felsinschrift CIL XIII 5989.
l2) Mit dem Denkstein sind auch mehrere Bruchstücke von Skulpturen gefunden.

*) Vgl. auch den Beitrag Saxanus in dem im Erscheinen begriffenen Halbband
IA 2 der Neubearbeitung von Pauly’s Realencyklopädie der klass. Altertumswissenschaft.
 
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