Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 9.1916

DOI Heft:
Nr. 3 (Mai u. Juni)
DOI Artikel:
Behrens, Gustav: Reibschüssel mit Stempel aus Kreuznach
DOI Artikel:
Literatur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25479#0058

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Φ

ist rot und körnig. Ein dunkelroter Überzug bedeckt den abstehenden Rand
auf der Oberseite undgreift nach innen über bis zum Beginn des Quarzbewurfes.

Daß der Töpfer Clemens in Worms Reibschalen (und sicher auch andere
Ware) hergestellt hat, lernen wir aus dem Stempel und legen damit eine
zweite Töpferei neben der der bekannten Wormser Gesichtskrüge fest. Diese
Krüge (deren Wormser Herkunft nicht nur ihr zahlreiches Vorkommen, son-
dern auch Formen für die Gesichtsappliken beweisen) haben ganz ähnlichen
Ton wie die Reibschüssel und gleiche sattrote Bemalung des Gefäßbauches.
So wird man mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen können, daß beide
Gefäßformen auch zeitlich nicht allzuweit auseinander liegen. Wir kämen
damit ins 4. Jahrhundert. Dem widerspricht nicht die frühere Ansetzung
des Mosaiks (Anfang des 3. Jahrh., nach Krüger, Röm.-germ. Korr.-Bl. VIII
1915 S. 44 Anm. 2), denn die Schale wurde nicht bei der römischen Villa,
sondern in der nächsten Ziegelei gefunden.

Mainz. G. Behrens.

LITERATUR.

21. Bericht des Vereins Carnuntum in

Wien für die Jahre 190S—1911. Wien
1914 (= Römischer Limes in Öster-
reich Heft XII). Mit 6 Tafeln in Litho-
graphie, 1 Tafel in Zinkdruck und 46 Ab-
bildungen im Text. Im Selbstverlage des
Vereins Carnuntum.

Das in bekannter Sorgfalt reich aus-
gestattete Heft bezeichnet einen wesent-
lichen Fortschritt in der Erforschung des
wichtigenLegionslagers anderDonau, indem
diesmal die Ergebnisse der vierjährigen
Untersuchung des linken Teiles der Prae-
tentura mit dem Scamnum tribunorum von
dem verdienstvollen Leiter der Grabungen,
E. Nowotny in einheitlich geschlossener
Darstellung mitgeteiit werden. Zum ersten
Mal ist es hier gelungen, unter Heran-
ziehung peinlich genauer Beobachtungen
während der Grabung, sowie der Einzel-
funde sichere Anhaltspunkte fiir die Chro-
nologie der verschiedenen Bauperioden zu
bekommen, die sich aufs beste dem aus
der Uberlieferung und den allgemeinen
historischen Verhältnissen gewonnenen Bild
der wechselvollen Schicksale Carnuntums
einfiigen. Es konnten fiir die vor Vespasian
liegende Friihzeit jeden Zweifel ausschlies-
sende Spuren geniigend nachgewiesen wer-
den. Das Vorhandensein älterer Erdlager
an derStelledesspäteren Steinkastellshatten
schon Hirschfeld, Bormann und v. Groller
auf Grund der friihen Grabsteine, sowie des
Zuges der nach den Grabsteinen der frii-
hesten Zeit angehörenden Gräberstraße
erschlossen. Dies haben die vorliegenden
Grabungen bestätigt. Auf dem nördlichen
Teile derWestfront wurde ein Spitzgraben
nebst zugehöriger Straßenschicht geschmt-
ten, dessen Verhältnis zur vespasianischen
Lagerummauerung, sowie Inhalt an Fund-
stiicken ihn einer älteren Periode zuweisen.
Aber selbst dieser Anlage muß nach Aus-
weis der Fundumstände bereits eine noch

ältere römische Besiedelung vorangegangen
sein. Eine wichtige RoIIe spielen bei der
Zeitstellung dieser friihen Anlagen eine
Reihe von Sigillata - Bruchstiicken (abgeb.
Fig. 29), die zumeist fiachen Tellern und
niedrigen Schiisseln mit Vertikalrand und
profilieiter Leiste entstammen. Der von
zwei Rundstableisten eingefaßte senkrechte
niedrige Rand der Teller zeigt regelmäßig
aufgesetzte Verzierungen in Gestalt von
Masken, Rosetten, einfachen Blatt· und
Spiralranken u. a. m., die nur äußerst spärlich
verteilt sind. Mit Recht und ausgesproche-
ner Klarheit charakterisiert Nowotny die
Stellungdieser Ware zu den rheinischenSigil-
laten der Frühzeitin der Weise,daß sie eine
von diesen völlig verschiedene Gattung
darstellt, die mit Haltern noch ganz geringe,
mit Hofheim kaum mehr Berührungs-
punkte aufweist. Zum Vergleich hinsicht-
lichFabrikationsortundChronologie können
daher die Plätze des Rheingebietes nicht
herangezogen werden. Am nächsten stehen
hier die reichen Sigillatafunde im Gräber-
feld von Laibach, das nach Ausweis der
beigegebenen Münzen vomRegierungsantritt
des Tiberius bis einschließlich Claudius
reicht. Die hauptsächlich vertretenen Stem-
pel sind die des L. Gellius, L'M'V’u.a.
Da die Carnuntiner Funde dieser Art bereits
zwischen dem zweiten und dritten Stratum
der Contubernienvorplätze liegen, ist für das
unterste Stratum eine in Irühe Zeit, jeden-
falls des Tiberius, oder noch ältere hinauf-
reichende Besiedelung anzunehmen. Diehier
auftretende Sigillata, die mit frühen Stücken
vom Helenenberg in Kärnten, dem Auer-
berg im Allgäu und den besonders bei der
Grabung Herbst 1912 in Cambodunum
zahlreich aus friihen Schichten erhobenen
Scherben identisch ist, dürfte aus wahr-
scheinlich in Oberitalien zu suchenden
Fabrikationszentren stammen. Diese bisher
noch wenigbekannten und gewtirdigten Ma-
 
Annotationen