Römisch-germanisches Korrespondenzblatt
(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Gesch. u. Kunst).
Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.
Herausgegeben von Prof. Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.
Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis für das Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.
Juli u. August. Jahrgang IX, 1916. Nr. 4.
Inhalt: 23. Fr. Cramer. Mercurius Susurrio. — 24. Reinecke. Burgweinting,
Villa rustica. 25. Tschumi. Lugano, Römische Bronzestatuette. 26. Körber.
Mainz, Römische Inschriften — 27. Behrens, Bronzefigürchen eines trauern-
den Gefangenen. 28. Forrer, Nachtrag zum Mithreum von Königshofen.
29. Wigand f, Genius und Juno. — 30. Marc Rosenbergs Badische Samm-
Iung Heft XII (Keune). 31. Sundwall, Weströmische Studien (Anthes).
Mercurius Susurrio — Έρμης Ψιθυριστής;
Von Franz Cramer, Müns.ter i. W.
23. Im Jahre 1910 kam bei Ausgrabungen im Aachener Münster ein Inschrift-
stein (Abb. 20) zutage, auf dem in deutlicher Schrift und in Formen guter
Zeit zu lesen steht 1):
M E R C V
RIO · SVSVRRI
ONI-VtCTORI
NVS · VADINI · FILIVS
V · S · L M · L · P · D
Mercurio Susurrioni V[i]ctorinus Vadim
ßlius votum s(olvit) l(ibens) m(ento)
l(aetus) p(osuit) d(edicavit).
Der Stein kam zum Vorschein im
Grundmauerwerk des östlichen Oktogon-
Gurtbogens (also im Bereiche der eigent-
lichen Pfalzkapelle Karls des Großen).
Die großen Quadern dieses Mauerwerks
haben, wie die verschiedenen Verklam-
Abb. 20. Mercur-inschrift aus Aachen. merungen und Vertiefungen erkennen
lassen, zumeist schon vorher für an-
dere Bauten gedient, was um so weniger auffallen kann, als sich unter dem
ganzen Oktogon des Münsters römische Anlagen aus verschiedenen Zeit-
schichten hinziehen. Der Wegfall des ersten I in VICTORINVS beruht auf
einer Vertiefung der eben bezeichneten Art. Mehrere dieser Werksteine
sind profiliert oder zeigen Verzierungen, und einer enthält die merkwürdige
Susurrio-Inschrift. Sie ist zuerst abgedruckt in dem «Bericht des Vorstandes
*) Die Abbildung der Inschrift verdanke ich der Güte der Herren Gymn.-Direktor
Dr. Scheins und Prof. Dr. Buchkremer (Aachen). Es ist die Photographie eines Gips-
abgusses. Maße : 75 cm breit, 92 bzw. 95 cm hoch, 30 cm dick.
(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Gesch. u. Kunst).
Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.
Herausgegeben von Prof. Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.
Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis für das Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.
Juli u. August. Jahrgang IX, 1916. Nr. 4.
Inhalt: 23. Fr. Cramer. Mercurius Susurrio. — 24. Reinecke. Burgweinting,
Villa rustica. 25. Tschumi. Lugano, Römische Bronzestatuette. 26. Körber.
Mainz, Römische Inschriften — 27. Behrens, Bronzefigürchen eines trauern-
den Gefangenen. 28. Forrer, Nachtrag zum Mithreum von Königshofen.
29. Wigand f, Genius und Juno. — 30. Marc Rosenbergs Badische Samm-
Iung Heft XII (Keune). 31. Sundwall, Weströmische Studien (Anthes).
Mercurius Susurrio — Έρμης Ψιθυριστής;
Von Franz Cramer, Müns.ter i. W.
23. Im Jahre 1910 kam bei Ausgrabungen im Aachener Münster ein Inschrift-
stein (Abb. 20) zutage, auf dem in deutlicher Schrift und in Formen guter
Zeit zu lesen steht 1):
M E R C V
RIO · SVSVRRI
ONI-VtCTORI
NVS · VADINI · FILIVS
V · S · L M · L · P · D
Mercurio Susurrioni V[i]ctorinus Vadim
ßlius votum s(olvit) l(ibens) m(ento)
l(aetus) p(osuit) d(edicavit).
Der Stein kam zum Vorschein im
Grundmauerwerk des östlichen Oktogon-
Gurtbogens (also im Bereiche der eigent-
lichen Pfalzkapelle Karls des Großen).
Die großen Quadern dieses Mauerwerks
haben, wie die verschiedenen Verklam-
Abb. 20. Mercur-inschrift aus Aachen. merungen und Vertiefungen erkennen
lassen, zumeist schon vorher für an-
dere Bauten gedient, was um so weniger auffallen kann, als sich unter dem
ganzen Oktogon des Münsters römische Anlagen aus verschiedenen Zeit-
schichten hinziehen. Der Wegfall des ersten I in VICTORINVS beruht auf
einer Vertiefung der eben bezeichneten Art. Mehrere dieser Werksteine
sind profiliert oder zeigen Verzierungen, und einer enthält die merkwürdige
Susurrio-Inschrift. Sie ist zuerst abgedruckt in dem «Bericht des Vorstandes
*) Die Abbildung der Inschrift verdanke ich der Güte der Herren Gymn.-Direktor
Dr. Scheins und Prof. Dr. Buchkremer (Aachen). Es ist die Photographie eines Gips-
abgusses. Maße : 75 cm breit, 92 bzw. 95 cm hoch, 30 cm dick.