Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 9.1916

DOI Heft:
Nr. 5 (Sept. u. Okt.)
DOI Artikel:
Wolff, Georg: Zur Chronologie der Ziegelstempel der VIII. Legion, 2, Die Stempel vom Taunus und aus der Wetterau
DOI Artikel:
Reinecke, Paul: Neue neolithische Siedlungen in Südostbayern
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25479#0083

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7i

Bruchstücke ausgestellt 23). Von ihnen lassen sich drei oder vier durch ihre
Stempel als Erzeugnisse der Straßburger Ziegeleien bestimmen 24). Sie unter-
scheiden sich auf den ersten Blick durch ihre braunrote Farbe von den
Nieder Fabrikaten 25), wie dies auch bei Fundstücken aus schwâbischen
Kastellen der Fall zu sein scheint, deren Stempel gleichfalls auf Straßburg
hinweisen 26).

So führt uns die Beobachtung des Materials der Ziegel zu denselben
Schlußfolgerungen, zu welchen bereits die Vergleichung der Stempeltypen
genötigt hatte, daß 1) sämtliche apf der Saalburg wie an den übrigen oben
genannten Plâtzen des Taunus und der Wetterau verbaute Ziegel der 8. Legion
in Nied gebrannt sind und daß 2) diese Ziegel wie die der 1. und 21. Legion
zu den frühesten unmittelbar nach dem Chattenkriege vom Jahre 83 n. Chr.
hergestellten Erzeugnissen der Nieder Zentralziegeleien gehôren.

NEUE FUNDE.

Neue neolithische Siedelungen in Südostbayern.

33. In Südostbayern sind die jüngersteinzeitlichen Wohngrubenniederlassungen
zwischen Alpen und Donau — der Bayerische und Bôhmerwald scheiden für
vorgeschichtliche Siedelung ohnehin ganz aus — ungleich verteilt. Dicht-
gedrängt erscheinen diese Wohngruben auf den fruchtbaren lößbedeckten
fluvioglazialen Hochterrassen (alterer Eiszeiten in Penckschem Sinne), die das
Donau- und Isartal begleiten. Hingegen bleiben sie in der von zahlreichen
Flußtälern aufgeschlossenen Tertiârhügellandschaft wie auf den Niederterrassen-
schottern am Inn, Isar und Donau und im Bereich der eiszeitlichen Morânen-
fâcher fast ganz aus. Nach diesem Bilde konnte es scheinen, als habe sich
in Südostbayern die neolithische Siedelung mehr nur auf die Lößterrassen
beschränkt und die anderen, streckenweise nicht minder fruchtbaren Gebiete,
die doch nach dem jüngeren Steinalter einigermaßen dicht bewohnt waren,
großenteils gemieden. Daß diese regionale Scheidung keineswegs zutrifft,

23) Dazu kommen vielleicht noch einige wenige Ziegel, die in den Magazinrâumen
verborgen liegen. Dr. Behrens, der auf meine Bitte gesucht hat, schreibt mir, daß er
4 weitere Ziegel gefunden habe, von welchen er Abklatsche beilegt. Außerdem gebe
eine früher von ihm angelegte Liste noch 7 Fundstellen von je einem Stempel an, «so
daß die Zahl der Stempel der 8. Legion im Mainzer Museum 26 betragt.» «Trotz dieser
ganz stattlichen Zahl» ist Behrens, wie er mir schreibt, «hinsichtlich der Lokalisierung
der 8. Legion (in einem Mainzer Kastell) heute nicht mehr so optimistisch wie vor
einigen Jahren (Mainzer Zeitschr. VIII/IX S. 85).» Es erscheint ihm vielmehr «sehr
zweifelhaft, daß sie überhaupt einmal lângere Zeit in Mainz lag.» Die Überzeugung,
daß dies nicht der Fall war, ist eine der Voraussetzungen unserer obigen Ausführungen.

24) Es sind die Typen Forrer a. a. O. Taf. V 75, XXVIII 127, XXVIII 112, wahr-
scheinlich auch I 16. Von ihnen ist V 75 identisch mit einem Stempel von Niederbieber,
stammt also aus Commodus Zeit, was auch von den übrigen nach ihren Typen min-
destens möglich ist. Dann würde sich der Transport von Straßburg umso leichter er-
klären, da in dieser Zeit die Nieder Ziegeleien, in welchen die große Mehrzahl der in
Mainz verbauten Ziegel mit Stempeln anderer Truppenteile stammen, nicht mehr in
Betrieb waren. Vgl. Röm.-germ. Korr.-Bl. VIII 1915 S. 36.

2â) Nach einer Mitteilung von Dr. Behrens, der auf meine Bitte die Mainzer Ziegel der
Legion nach ihrer Farbe nochmals untersucht hat, haben auch die meisten übrigen die
«braunrote Farbe.» Nur 4 sind rot oder gelbrot; von den letzteren ist einer, dessen
Stempel einem neugefundenen Saalburgtypus sehr ahnlich ist, unbekannten Fundorts,
ein anderer stammt aus einem Wachtturm des Odenwaldes. Er scheint denn auch mit
dem Typus Neckarburken ORL V 1 Nr. 53 Taf. III 10 identisch zu sein. Nur ein «gelb-
roter» Brocken aus Mainz trägt einen Straßburger Stempel (Forrer XXVIII 127). Da
ist es wohl gestattet, an einen Zufall (ungenügender Brand?) zu denken.

2e) Wâhrend des Druckes erhielt ich von Behrens noch Abklatsche zweier Mainzer
Stempel (Straßburger Typen) aus Mainz und (angeblich) Rüsselsheini.

O
 
Annotationen