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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 9.1916

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Nr. 6 (Nov. u. Dez)
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Hönn, Karl: Caesarbiographien
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https://doi.org/10.11588/diglit.25479#0093

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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt

(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst).

Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.

Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis für das Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.

Nov. u. Dez. Jahrgang IX, 1916. Nr. 6.

Inhalt: 40. Hönn, Cäsarbiographien. — 41. F. Wagner. Englschalking. Früh-
hallstättisches Urnengrabfeld. 42. Reinecke. Altstadt Passau. Römischer
Scherbenfund. 43. Günther. Coblenz. RömischesBronzegewicht. 44. Gößler.
Rottweil. Neuer römischer Fund. 45. Krüger. Trier. Ein kirchlicher Bau
aus spätrömischer oder frühfränkischer Zeit. — 46. Riese. Bormitomagus—
Worms. — 47. Stückelberg, Bildnisse römischer Kaiser (Regling). — 48.
Mitteilung betr. das Römisch-germanische Korrespondenzblatt.

Caesarbiographien.

Von Karl Hönn, Mannheim.

-40. Nach dem Bilde, das Mommsen mit genialer Intuition im dritten Bande seiner
römischen Geschichte von Caesar entworfen hat, brauchte es einen besonderen äußeren
oder inneren Anlaß, dem immer gültigen Denkmal, das Mommsen aus gleichgeartetem
Geiste seinem Liebling setzte, eines an die Seite zu' stellen, das Anspruch auf Beach-
tung erheben durfte. Sonst konnte sein Schicksal nur sein, im Schatten des ßildes zu
stehen, das Mommsen aufgerichtet hat.

Von den beiden neuen Biographien Caesars, der E. G. Sihlers («C. Julius Caesar»,
B. G. Teubner, Leipzig 1912) und Adolfs v. Mess («Caesar», Heft VII der Sammlung «Das
Erbe der Alten», Dieterichsche Verlagsbuchhandlung Theod. Weicher, Leipzig), hatte die
erste einen solchen — inneren — Anlaß. Sihler nähert sich Caesar mit dem politischen
Instinkt des Amerikaners für die Gewaltsamkeit eines nach hohen Zieten verlangenden
Herrenmenschen und mit der Nüchternheit eines Menschentypus, dem nichts so fern
liegt als der dem Deutschen eingeborene Hang zur Idealisierung. Seine Biographie ist
schwunglos aber streng sachlich; nüchtern aber klar; frei von Leidenschaft und darum
so wahr als ein Bild sein kann; das von einem Menschen der Vergangenheit entworfen
wird — der kein Genie ist 1). Er fördert keine neuen Erkenntnisse zu Tage, aber sie
vereinigt die vor ihr gewonnenen sicher zusammen. Nicht die Wissenschaft — wiewohl
Sihlers Buch vieles im Leben Caesars in neuer Perspektive zeigt — hat von ihr einen
wesentlichen Gewinn, sondern, soweit es bei der Begrenzung des Gesichtsfeldes des
Buches möglich ist, das Leben.

Dem biographischen Versuch Adolfs von Mess fehlt dieser innere Anlaß. Sie ist das
Werk eines philologisch geschulten Historikers, man ist versucht zu sagen eines historisch
gebildeten Philologen Ihr Anlaß liegt also weniger in der Person ihres Schöpfers als
in der Zugehörigkeit zu der Sammlung, die O. Crusius, O. Jmmisch, Ph. Zielinski unter
dem Titel «Das Erbe der Alten» herausgeben. Mehr das Programm der Sammlung —
Wesen und Wirkung der Antike weiteren Kreisen zu erschließen und den gesçhicht-
lichen Zusammenhang zwischen der antiken Kultur und der unsrigen nachzuweisen —

*) Denn das Dämonische, das Ibsen in den Ivronprätendenten für Hakon Hakonsson
aus dem Wort ingenium in unvergeßlichen Worten entwickelt hat (S. Fischers Volks-
ausgabe S. 133), hat Sihler weder in Rechnung stellen wollen noch können.

-) Darum die zahlreichen literargeschichtlichen und quellenkritischen Digressionen,
öie von eingehender Beschäftigung mit dem Quellenmaterial zeugen, die im allgemeinen
gut und eigenartig formuliert sind, aber doch in der Darstellung Voraussetzungen sein
sollten.
 
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