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bogens? Dann wäre es entweder das von Jung mißverstandene Ende der
Fackel oder des Hirtenstabes eines der beiden Fack.elträger, Cautes oder
Cautopates. In mein Kärtchen Fig. 85 der elsässischen Mithraspuren wäre
darnach wohl Altenstadt noch nachzutragen.
Beachtenswert ist auch die Fundstelle dicht vor der im 11. Jahrhundert
errichteten romanischen Kirche des Ortes.
Als weitere Funde von der gleichen Stelle werden ohne nähere Angaben
über das genauere Alter genannt «deux fragments de tables lapidaires avec
des inscriptions et un sarcophage monolithe de 2 m 25 de long sur 0.45 de
haut, et 0.77 de large. II est grossièrement taillé et n’offre ni date ni inscrip-
tion. II gisait à 0.80 m sous le soi, et était rempli de terres du milieu des-
quelles on retira deux squelettes. La crâne de l’un d’eux s’emboîtait dans
une espèce d’oreiller pratiqué dans la' pierre.» Nach der Beschreibung han-
delt es sich um einen frühmittelalterlichen, karolingischen oder friihroma-
nischen Steinsarg.
Eine willkommene Unterstützung meiner in der Schrift iiber die Heiligen-
berger Sigillatafabriken auf Grund eines dort gefundenen tönernen Pressform-
stückes geäußerten Vermutung, daß in Altenstadt auch eine römische
Sigillata-Töpferei gewesen sei, bietet die an gleicher Stelle gemeldete
Auffindung zweier «débris de moules de potiers», von Jung beschrieben
als «en terre cuite, avec des figures d’animaux en relief et quelques orne-
ments, ils proviennent vraisemblablement des ateliers de poterie de Rhein-
zabern.» Damit gesellen sich zu dem von mir in meiner eben erwähnten
Schrift abgebildeten Preßformfragment der Sammlung E. Steiner * 1 2) zwei
weitere Formstiicke, diese mit Tierfiguren und Ornamenten. Jung dachte
sich diese Formen als möglicherweise — in römischer Zeit — von Rhein-
za'bern hierher verschleppt.
Auch heute noch sind manche Archäologen geneigt, vereinzelt gefundene
Töpferformen als verschlepptes Gut, nicht als Zeugen einer Töpferei zu
betrachten. Ich bin nicht dieser Meinung, halte im Gegenteil auch einzelne
Formreste für deutliche Anzeichen von am Fundorte oder in der Nähe
betriebener Sigillatafabrikation. Ein sprechendes Beispiel ist eben das oben
zitierte Altenstadt, von womir erst nur ein Formbruchstück, im Laufe derletzten
Jahre gefunden, bekannt war, jetzt zwei weitere vom Jahre 1858 hinzutreten.
Straßburg i. E. R. Forrer.
Genius und Juno.
29. Die Existenz des alten Götterpaares Genius und Juno ist, wie ich aus Wis-
sowa, Religion und Kultus der Römer S. 82 ersehe, nur aus der literarischen
Überlieferung erschlossen worden. Daher ist es wohl am Platze, auf ein Denkmal
hinzuweisen, das dieses alte, uns sonst auch aus der bildlichen Überlieferung
unbekannte Götterpaar zeigt. Es stammt werkwürdigerweise nicht aus Italien,
sondern aus Gallien (jetzt in Autun) ‘), gehört also erst der römischen Kaiserzeit
an. Wir werden daher zu der Annahme einer gelehrten Richtung in diesem Lande
gezwungen, die schon die Zusammenhörigkeit von Genius und Juno erkannt hat.
Ihr Einfluß muß recht groß gewesen sein, da er sich auch auf die bildliche Kunst
erstreckte. Die beiden Gottheiten 2) zeigen die Haltung und die Tracht, in der
-) Forrer, Die röm. Terrasigillata-Töpfereien von Heiligenberg-Dinsheim n. Itten-
weiler im Elsass (Straßburg 1911), Fig. 115.
1) Espérandieu, Basreliefs de la Gaule Romaine III S. 136 Nr. 2623.
2) Wen die Gallier darunter verstanden haben, vermögen wir nicht zu sagen.
bogens? Dann wäre es entweder das von Jung mißverstandene Ende der
Fackel oder des Hirtenstabes eines der beiden Fack.elträger, Cautes oder
Cautopates. In mein Kärtchen Fig. 85 der elsässischen Mithraspuren wäre
darnach wohl Altenstadt noch nachzutragen.
Beachtenswert ist auch die Fundstelle dicht vor der im 11. Jahrhundert
errichteten romanischen Kirche des Ortes.
Als weitere Funde von der gleichen Stelle werden ohne nähere Angaben
über das genauere Alter genannt «deux fragments de tables lapidaires avec
des inscriptions et un sarcophage monolithe de 2 m 25 de long sur 0.45 de
haut, et 0.77 de large. II est grossièrement taillé et n’offre ni date ni inscrip-
tion. II gisait à 0.80 m sous le soi, et était rempli de terres du milieu des-
quelles on retira deux squelettes. La crâne de l’un d’eux s’emboîtait dans
une espèce d’oreiller pratiqué dans la' pierre.» Nach der Beschreibung han-
delt es sich um einen frühmittelalterlichen, karolingischen oder friihroma-
nischen Steinsarg.
Eine willkommene Unterstützung meiner in der Schrift iiber die Heiligen-
berger Sigillatafabriken auf Grund eines dort gefundenen tönernen Pressform-
stückes geäußerten Vermutung, daß in Altenstadt auch eine römische
Sigillata-Töpferei gewesen sei, bietet die an gleicher Stelle gemeldete
Auffindung zweier «débris de moules de potiers», von Jung beschrieben
als «en terre cuite, avec des figures d’animaux en relief et quelques orne-
ments, ils proviennent vraisemblablement des ateliers de poterie de Rhein-
zabern.» Damit gesellen sich zu dem von mir in meiner eben erwähnten
Schrift abgebildeten Preßformfragment der Sammlung E. Steiner * 1 2) zwei
weitere Formstiicke, diese mit Tierfiguren und Ornamenten. Jung dachte
sich diese Formen als möglicherweise — in römischer Zeit — von Rhein-
za'bern hierher verschleppt.
Auch heute noch sind manche Archäologen geneigt, vereinzelt gefundene
Töpferformen als verschlepptes Gut, nicht als Zeugen einer Töpferei zu
betrachten. Ich bin nicht dieser Meinung, halte im Gegenteil auch einzelne
Formreste für deutliche Anzeichen von am Fundorte oder in der Nähe
betriebener Sigillatafabrikation. Ein sprechendes Beispiel ist eben das oben
zitierte Altenstadt, von womir erst nur ein Formbruchstück, im Laufe derletzten
Jahre gefunden, bekannt war, jetzt zwei weitere vom Jahre 1858 hinzutreten.
Straßburg i. E. R. Forrer.
Genius und Juno.
29. Die Existenz des alten Götterpaares Genius und Juno ist, wie ich aus Wis-
sowa, Religion und Kultus der Römer S. 82 ersehe, nur aus der literarischen
Überlieferung erschlossen worden. Daher ist es wohl am Platze, auf ein Denkmal
hinzuweisen, das dieses alte, uns sonst auch aus der bildlichen Überlieferung
unbekannte Götterpaar zeigt. Es stammt werkwürdigerweise nicht aus Italien,
sondern aus Gallien (jetzt in Autun) ‘), gehört also erst der römischen Kaiserzeit
an. Wir werden daher zu der Annahme einer gelehrten Richtung in diesem Lande
gezwungen, die schon die Zusammenhörigkeit von Genius und Juno erkannt hat.
Ihr Einfluß muß recht groß gewesen sein, da er sich auch auf die bildliche Kunst
erstreckte. Die beiden Gottheiten 2) zeigen die Haltung und die Tracht, in der
-) Forrer, Die röm. Terrasigillata-Töpfereien von Heiligenberg-Dinsheim n. Itten-
weiler im Elsass (Straßburg 1911), Fig. 115.
1) Espérandieu, Basreliefs de la Gaule Romaine III S. 136 Nr. 2623.
2) Wen die Gallier darunter verstanden haben, vermögen wir nicht zu sagen.