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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 9.1916

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Behrens, Gustav: Bronzefigürchen eines trauernden Gefangenen
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Forrer, Robert: Nachtrag zum Mithreum von Königshofen bei Straßburg und zur Sigillatafabrikation in Altenstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.25479#0072

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6o

gesagt, der Vergleich mit den beiden genannten «gefesselten Barbaren» aus
Cöln und Straßburg, daß wir unser Stück mit Wahrscheinlichkeit als «trau-
ernden Gefangenen» bezeichnen können, wobei offen bleibt, welcher Natio-
nalität er angehört, ja sogar, welchen Geschlechtes er ist. Denn es ist nicht
ganz ausgeschlossen (aber auch nicht gerade wahrscheinlich), daß wir eine
Trauernde vor uns haben, in der typischen Stellung, z. B. der trauernden
Germanin aus den Fundamenten der Stadtmauer in Mainz (Schumacher,
Germanen-Katalog 3 S. 41 Nr. 20), oder der häufigen am Fuß eines Tropaions
kauernden Gefangenen, wie auf der Gemma Augustea (Schumacher, a. a. O.
S. 14 Nr. 2) und andern Denkmälern.

Freilich ist es die Regel, daß die männlichen Gefangenen gefesselt, die
weiblichen in trauernder Fialtung dargestellt werden. Ersteres zeigen auch
z. B. zwei etwas größere Figürchen, die kürzlich erst bekannt wurden : aus
ETmitz eine 4,2 cm hohe Bronze (Günther, Mannus VI 1914 S. 210) und die
vielleicht aus Italien stammende des Kestner-Museums in Hannover, H. 5 cm
(Hahne, Mannus V 1913 S. 97 ff.).

Mainz. G. Behrens.

Nachtrag zum Mithreum von Königshofen bei Straßburg
und zur Sigillatafabrikation in Altenstadt.

• In meiner jüngst erschienenen Schrift über das Mithraheiligtum von
Königshofen bei Straßburg 1) habe ich in Kap. XIV «Weitere Spuren des
Mithrakults im Elsaß» zusammengestellt und zwar aus den Orten Straßburg-
Stadt, Brumath, Gunstetter Wald, Marienthal, Hilsenheim und Ittenweiler.
Dazu ist wohl auch noch Altenstadt bei Weissenburg i. E. zu gesellen-
Zu meiner Beschämung muß ich gestehen, daß es sich keineswegs um einen
neuen Fund, allerdings um einen verschollenen und in seiner wahren Eigen-
schaft bisher verkannten handelt ; leider ist mir die diesbezügliche Notiz erst nach-
träglich zu Gesicht gekommen. Im Bulletin de la Société pour la cons. des-
mon. hist. vol. II 1858 p. 68 werden in der Sitzung vom 8. Juni 1857 römische
Funde aus Altenstadt bei Weißenburg i. Elsaß gemeldet, die beim Umban
der dortigen romanischen Kirche bei Anlaß der «travaux de terrassement
autour de l’église» gehoben worden sind: 8 römische Münzen (von Postumus
I St., Constantin I. 2 St., Constantin II. 2 St , Valentinian II. 1 St., dazu zwei'
unbestimmbare), zwei Töpferformen und ein «fragment de bas-relief.»

Beschrieben wird dieses letztere «fragment de sculpture» S. 68 wie folgt:
«Le travail en est assez bon; il représente une tête de jeune homme coiffé
du bonnet phrygien. Dans le fond, à la gauche, ou croit appercevoir le
bout d'un arc. M. Jung penche à croire qu’il pourrait avoir été sculpté sur
le modèle de l’un des dioscures.»

Es handelt sich also um einen steinernen jugendlichen Kopf mit
phrygischer Mütze. Wer denkt da heute nicht an Mithra und seine-
beiden Fackelträger? Kaum kann es sich um etwas anderes handeln. Aber
was es von diesen beiden war bleibt unsicher. Jung sagt in seiner Beschreibung,
daß man links des Kopfes im,Hintergrunde «le bout d’un arc» zu sehen glaube..
Meint er mit dem «arc» einen Gewölbebogen? Dann wäre es der Kopf
Mithras mit einem Rest der Höhlenwölbung, wie sie z. B. am Kopfstück
des kleinen Mithrabildes Fig. 1 Taf. XX des Königshofener Mithreums zu
sehen ist. Oder meint er mit dem bout d’un arc das Endstück eines Pfeil-

‘) Mitt. d. Ges. z. Erh. d. gesch. Denkm. i. EIs. Bd. XXIV 1915, Separat bei Kohl-
hammer in Stuttgart.
 
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