Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 9.1916

DOI issue:
Nr. 1 (Januar u. Februar)
DOI article:
Wagner, Ernst: Hintschingen a. Donau (A. Engen), alamannisches Gräberfeld
DOI article:
Wahle, Ernst: Heidelberg, städtische Ausgrabungen 1914/15
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.25479#0020

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
8

Stückchen, sonst von Ton- oder Glasgefäßen keine Spur. Es dürfte
dies auf eine relativ spâtere Zeit hindeuten, in der man den Toten wohl
noch mit den Beigaben von Schmuck und Waffen ehrte, ihm aber Lebens-
mittel mitzugeben nicht mehr für geboten hielt.

Ein Haibjahr später, als die Bahnarbeiten fortgeschritten waren, stieß
man etwa 1500 m von der beschriebenen Fundstelle entfernt auf Gemarkung
Zimme.rn in i,6om Tiefe wieder auf ein Grab, das noch Teile eines

Skeletts enthielt und dabei eine kleine nur an
ihrer Schneide schadhaft gewordene eiserne
Streitaxt, francisca (Abb. 13a), ein in alaman-
nischen Grâbern sonst seltener Fund. Dabei
lag ein Eisenstück b, das als Fragment einer
Eisenscheide angesehen werden konnte und ein
nicht zu bestimmendes Stück aus Bronze c,
sonst keine Beigaben. Wahrscheinlich werden
sich auch hier noch weitere Grâber finden; ob
im Zusammenhang mit den oben beschriebenen,
bleibt vorlaufig dahingestellt.

Über die Zeit des Betriebs unseres Fried-
hofs gibt der Goldring von Grab 14 mit der Münze des Kaisers Justinus II.
befriedigenden Aufschluß. Danach wird für ihn etwa die zweite Hâlfte
des 6. Jahrhunderts anzusetzen sein. Die Christianisierung der Alamannen
am Oberrhein vollzog sich unter fränkischem Einfluß allerdings erst im 7. Jahr-
hundert. Das Christentum muß aber doch schon früher unter dem Einfluß
der keltischen Mônche wenigstens bei den vornehmen Führern Eingang ge-
funden haben. Damit erklâren sich die in Grab 14 zu Tag getretenen
christlichen Symbole und vielleicht auch der vollstândige Mangel an den Toten
mitgegebenen Tongefäßen. Über die damaligen Verhältnisse s. J. Sauer, a.
a. O. S. 19, 21, 39ff.

Karlsruhe. E. Wagner.

Heidelberg. Stâdtische Ausgrabungen 1914/15.

2. Auf dem rechten Neckarufer wenig unterhalb Heidelberg ist seit vorigem
Jahre ein neuér Zentralfriedhof im Entstehen begriffen. Bei dessen Herrich-
tung kamen im Spätsommer 1914 vorgeschichtliche Funde in solcher
Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit zum Vorschein, daß eine genaue Auf-
nahme derselben erforderlich schien. Im Auftrage des Stadtrates zu Heidel-
berg hat Schreiber dieses sich dieser Aufgabe unterzogen und von Ende Oktober
1914 bis Ende Februar 1915 sich ihr ohne Unterbrechung gewidmet. In
dem Fundgelände, in der Nachbarschaft des Punktes 113,1 der Karte 1:25000
(Meßtischblatt Heidelberg), ist von K. Pfaff vor Jahren bereits mit Erfolg
gegraben worden (vgl. E. Wagner, Fundstätten und Funde im Großh. Baden,
Bd. 2, S. 267 Fundstelle I). Es konnte in den vier Grabungsmonaten viel
vorgeschichtliches Material der Wissenschaft erhalten werden ; trotzdem harrt,
für die nächsten Jahre vor Zerstörung geschützt, eine nicht unbetrâchtliche
Menge Kulturnachlaß in jenem Gelânde noch der Ausgrabung.

Funde aus drei verschiedenen Zeitabschnitten, der jüngeren Steinzeit,
der frühen und der Spât-Latènezeit sind daselbst zutage gefôrdert worden.

Infolge des Fortschreitens der Herrichtung des Friedhofes kamen wâh-
rend der Ausgrabung in jenem Gelânde dauernd neue Fundstellen zum Vor-
schein. Diese Mehrung der Anzahl der zu untersuchenden Plâtze bedeutete

Abb. 13. Eiserne Streitaxt; Zimmern.
 
Annotationen