Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 9.1916

DOI Heft:
Nr. 4 (Juli u. August)
DOI Artikel:
Cramer, Franz: Mercurius Susurrio - érmis psithnristís
DOI Artikel:
Reinecke, Paul: Burgweinting unweit Regensburg, Villa rustica
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25479#0066

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
54

gestaltete Buchstaben, wenngleich selten, noch bis in die ersten Jahrzehnte
des 3. Jahrhs. anzutreffen 13). Gegen ganz frühe Zeit spricht bei unserer
Inschrift die Namengebung (bloßes Cognomen und Vatersname, wie z. B.
'Sautus Novialchi filius’ in einer Mercurinschrift aus der Gegend von Bitburg u).
Wenn unsere Vermutung zutrifft, daß der Weihende ein Niedergermane war,
so werden wir an die Zeit denken dürfen, da Angehörige der 30. Legion
an den Aachener Thermen bauten, d. h. unter Hadrian in den Jahren nach
120 n. Chr. 15).

NEUE FUNDE.

Burgweinting unweit Regensburg. Villa rustica.

24. Auf dem Mühl- (Kirch-) feld neben Burgweinting (4 km südöstlich
von Regensburg) legte im August 1911 G. Steinmetz einen römischen Bau
frei, in dessen Schutt neben wenigen anderen Kleinfunden Reste eines turm-
förmigen Lichthäuschens zum Vorschein kamen 1). Im Frühjahr 1912 unter-
suchte das K. Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Altertümer
Bayerns auf dem gleichen Felde, nur etwas weiter östlich, vorgeschichtliche
Wohngruben, vorwiegend mit Graphittonware der ersten Latènestufe 2), ferner
einen römischen Keller mit eigenartiger Sigillata und eine Grube mit früh-
flavischen Sigillatascherben.

Im Herbst 1915 wurden auf dem nämlichen Felde zu Ubungszwecken
Schützengräben angelegt, die mehrere römische Bauten (u. a. einen gemauerten
Brunnenschacht) und einen nachrömischen Spitzgraben (offenbar von einer
Art Sternschanze der Neuzeit, vielleicht aus napoleonischer Zeit) anschnitten.
Anschließende Grabungen, die das Generalkonservatorium im Spätherbst 1915
und Vorfrühling 1916 vornahm, führten außer zur Ausbeutung einer früh-
hallstättischen Wohngrube 3) zur vollständigen Untersuchung eines stattlichen
römischen Meierhofes mit verschiedenen Gebäudeanlagen innerhalb der Hof-
umfassungsmauer (Abb. 21).

Das Gehöft liegt auf der Nordseite des von Isling herkommenden
Wasserlaufes auf der lößbedeckten Hochterrasse (Rißeiszeit in Penckschem
Sinne) des weiten Donautales, ein paar 100 m von ihrem Rande gegen die
magere Niederterrasse entfernt. Die Anlage umgibt in einer dem Wasserlauf
und Hochterrassenrande ungefähr entsprechenden Orientierung in unregel-
mäßigem Viereck (die Seiten wiederholt in gebrochener Linie) eine Umfas-
sungsmauer (Umfang 402 m). Von Toren konnten nur zwei (das eine mit
aus- und einspringendem Mauerschenkel, das andere eine einfache Lücke)
auf der Südost- und Siidwestseite festgestellt werden ; Pflasterungen und
Ausbleiben der öfters schwachen Mauerspuren machen jedoch Ausfahrten
auch auf den beiden andern Seiten höchst wahrscheinlich. Der rechteckige
Hauptwohnbau ( 1911 unvollständig freigelegt) liegt etwa in der Mitte des

ls) z. B. CIL XIII 584 aus dem Jahre 224 n. Chr.; vgl. hierzu J. B. Keune, Röm.
Weihinschrift aus Weidesheim-Kalhausen, Jahrb. d. Ges. f. lothr. Gesch. u. Altertumsk.
XXVI (1914) S. 461.

I4) Vgl. Hettner, Röm. Steindenkmäler nr. 67.

Ιδ) Vgl. meine Röm.-germ. Studien S. 94.

9 Röm.-germ. Korr.-Bl. 1911, S. 88.

2) VII. Ber. R.-G. Komm. 1912, S. 72. Die Angabe, daß es sich um Mittellatènekeramik
handelt, können wir jetzt berichtigen; auch die Metallfunde weisen auf die früheste
Latènezeit hin. — Inzwischert konnte festgestellt werden, daß entsprechende Tonware
in Ober- und Mittelfranken, Oberpfalz, Nieder- und Oberbayern reichliche Verbreitung,
insbesondere in Wohnstätten, hat.

3) Sie ergab außer Keramik auch Bruchstücke tönerner «Mondbilder».
 
Annotationen