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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 9.1916

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Tschumi, Otto: Lugano, römische Bronzestatuette
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Körber, Karl: Mainz, römische Inschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.25479#0070

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- 58

Die Rückseite ist oberbalb der Flügel roh und unbearbeitet gelassen.
Unten am Ringe sind zwei Stellen links und rechts auffällig und es darf die
Vermutung geäußert werden, daß es sich um eine Applikation an einem Gerät
oder Wagen handelt.

Professor Dr. Schumacher teilt mit, daß in Mainz ein ähnlicher römischer
Bronzering gefunden wurde mit aufsi.tzendem Figürchen, das in der Rechten
eine Schale hält, aber ohne Flügel dargestellt wird.

Es ist die ansprechende Vermutung geäußert, daß das Figürchen mit
drei weiteren die Serie der Jahreszeiten bildete und darin den Herbst
darstellt. Die Arbeit weist es wohl erst in spätere römische Zeit.

Bern. O. Tschumi.

Mainz. Römische Inschriften.

M

M A

26. Anfangs Juni wurden bei Grundaushebungen für einen Neubau an der Sal-
vatorstraße mehrere Bruchstücke von römischen Soldatengrabsteinen gefunden, die
in der Brüstungsmauer des ehemaligen um die Zitadelle laufenden Wallgrabens
vermauert gewesen waren. Sie wurden am 15. Juni in das städtische Altertums-
museum gebracht. Der Stoff ist bei allen Kalkstein.

1) Kleiner Brocken; nur links ist die Rahmenleiste erhalten.
H. 22 cm, Br.25 cm, D. 18 cm. Es scheinen die Anfänge der drei
ersten Zeilen zu sein ; das S der dritten ist nicht ganz sicher.
s 2) Linkes Drittel einer Bekrönung, vielleicht zu Nr. 1 gehörig.

Die untere Fläche ist ganz glatt behauen. Wenn dies nicht nachträglich geschehen
ist, war also die Bekrönung für sich gearbeitet und dem eigentlichen Inschriftstein
nur aufgelegt. Der Giebel war mit Palmetten verziert; über seinen Schrägen drei
schneckenförmige Stirnziegel nebst einer Rose. H. 27 cm, Br. 35 cm, D. 18 cm.

3) Rechte Hälfte, eines Grabsteines. Überall Bruchflächen, doch ist von der
Inschrift oben und rechts, vielleicht auch unten nichts verloren gegangen. H. 48 cm,
Br. 38 cm, D. 15 cm. — Von der Giebelverzierung ist nichts mehr kenntlich. Die
Inschrift lautet:.

V S ■

V N A ■
7

T I

M F
MIL

Obgleich nur die Hälfte erhalten ist, läßt sich die In-
schrift doch bis auf den Namen des Verstorbenen mit ziem-
licher Sicherheit ergänzen. In der letzten Zeile stand H ■
A N N O S · E, und zwar offenbar gut auf die Zeile verteilt, so daß

P · X V das S' von dem noch ein Rest zu sehen ist, in der Mitte

c „ stand. Daraus ergibt sich, daß die eigentliche Inschrift-

fläche etwa 56 cm breit war, wovon bei den vorausgehen-
den Zeilen 23, 25, 24 und 27cm erhalten sind. Auf Z. 2 ging dem MIL die
Heimatbezeichnung, ein Stadtname auf ANA, voraus. Es ist kaum zweifelhaft,
daß es Viana war, das heutige Vienne an der Rhone, aus dem auch mehrere
andere in Mainz bestattete römische Soldaten stammten. Viana gehörte zur Tribus
Voltinia. Die Zeile lautete also: V O L · VI] AN A · M IL , fiir einen Beinamen ist
kein Raum. Da die ITeimatangabe durch einen Stadtnamen ausgedriickt war, kann
der Soldat kein Peregrine gewesen sein, er muß also in einer Legion gedient
haben. Da er noch keinen Beinamen hatte, muß er vor 43 gestorben sein. Es
kommt dann nur die leg. XVI in betracht, da die anderen Legioneu, die bis zu
diesem Jahr in Mainz standen, alle einen Beinamen haben, für den hier kein Platz
ist. Auch die allerdings nicht ganz sichere Senkrechte am Anfang der Zeile stimmt
zu jener Annahme. Da der Mann fünfzehn Dienstjahre hatte, wird er etwa 35 Jahre
alt gewesen sein. Die Inschrift lautete also: ... i]us M(arci) ffilius) \VoI(tinia
tribu) Vi]ana mii(es) Ieg(ionis) XV]I anno(rum) [XXXV? s]tip(endiorum) XV [h(ic)\
s(itus) e(st).

Die recht unbehilfliche Buchstabenform und die Abkürzung auf einen Vokal
(Z. 4 a. E.) stimmt zu der frühen Amsetzung; die erstere macht sogar die Ent-
stehung in julischer Zeit, vielleicht unter Augustus, wahrscheinlich.

Mainz. Dr. Körber.
 
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