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auch im Heervvesen das große Ziel seiner ganzen Staatskunst erreicht, die Festigung
römischen Wesens». (v. Domaszewski «Die Rangordnung des Römischen Heeres», Bonner
Jahrb. Heft 117 (1908) S. 193.) Und «während der Herrschaft des iulisch-claudischen
Hauses hat das Heervvesen des Augustus im wesehtlichen seine Vorzüge behauptet»
(S. 194). Selbst Hadrian vermochte der vordringenden Provinzialisierung ausgleichend
zu begegnen. Erst Hadrians Nachfolger haben «unklar in ihrem politischen Tun, den
von einer mächtigen religiösen Bewegung getragenen Sonderbestrebungen nur zu. willig
Raum gegeben» (S. 196).
S. 168 urteilt v. Mess über Augustus und Tiberius: «Es ist nicht Caesars Schuld,
wenn in den Händen kleinerer, in ihrer Art freilich bedeutender Nachfolger, des oppor-
tunistischen Augustus und des Claudiers Tiberius, der tiefwurzelnde Gedanke der Legi-
timität nicht zum vollen Aufgehen kam und zuletzt zugrunde ging. Die tiefe Schuld
von Tiberius liegt darin, daß er — selbst durch Adoption der legitime Erbe der fest-
begründeten Monarchie des Augustus, der freilich die höchste Weihe der Legitimität,
um die Caesar mit seinen letzten Kräften gerungen hatte, die Königskrone, fehlte —
daß er gegen den Willen von Volk und Augustus die Herrschaft aus dem Julischen Hause
in sein stolzes Haus hinüberführen und auf seinen Sohn Drusus übertragen wollte, in
dem kein Tropfen Julischen Blutes rann.» In der Tat sind Augustus und Tiberius die
Kaiser der ausgesprochenen Legitimität. Augustus hat. die Monarchie als Republik mit
einem Kaiser an der Spitze begründet und im Grunde nur die Verfassung des Freistaates
mit dem Übergewicht des Senates wieder aufleben lassen. Der Widerstreit zwischen
seinen legitimistischen Neigungen und dem lnteresse des Monarchen ist das schwierigste
Problem seines Lebens gewesen, das schwierigste besonders damals, als seine persön-
Iiche Abneigung und die Rücksicht auf den Staat um die Adoption des Tiberius stritten,
den das Wohl des Staates verlangte und der diesem Wohl ganz anders Genüge tat, als
es die Tiberius feindliche Darstellung des Tacitus ahnen läßt. Rechtlich geordnete
Nachfolge aber, aus der man ihm zum Vorwurf herstellt, haftet ja dem Prinzipat nicht an.
Solche Einzelheiten aus der Darstellung des Buches beweisen den Reichtum seines
Stoffes, der nahezu das gesamte gewaltige Material der Zeit umfaßt. Diese Vollständig-
keit gibt dem Buche eine außerordentliche Stellung in der Caesarliteratur. Eine eigent-
liche Biographie ist es nicht geworden (sollte es nach dem zu dem Haupttitel «Caesar»
disparaten Untertitel «Sein Leben, seine Zeit und seine Politik» auch nicht sein). Das
ist vielleicht gut so. Das Bild, das wir von Caesar heute haben, ist bestimmt durch die
gewaltige geistige Wandlung, die der Weltkrieg vielleicht bringen wird. Und wir sehen
mit unserem für weltgeschichtliche Wendepunkte und Perspektiven geschulten Auge das
Bild Caesars heute und später mit anderen Augen, als wir es vor dem Kriege getan hätten.
Denn mit unserem Volke oder ihm voran hat die Wissenschaft keinen Haß, aber tiefe
politische Schulung aus den Ereignissen gezogen. v. Mess wäre unter diesen geänderten
Auspizien aus diesem wertvollen «Beitrag zur Geschichte und Biographie Caesars» nach
dem Kriege wohl auch eine wertvolle Biographie zu schaffen imstande gewesen. Nun
bleibt sein Werk, wozu er es in seiner Bescheidenheit bestimmt hat: Baustein zu dem
Bilde, das aus den Erlebnissen des Kriegs uns erwachsen wird.
NEUE FUNDE.
Englschalking (B.-A. München). Frühhallstättisches Urnen-
grab feld.
41. In der auf der Gemarkung des Ortes Englschalking, nordöstlich vom
Reihengrabfeld dieses Dorfes liegenden, der Gemeinde Johanneskirchcn
gehörenden Kiesgrube PI.-Nr. 631 wurden beim Abbau von Kies schon seit
längerer Zeit Gefäße und Bronzen aufgefunden, die jedoch von den Arbeitern
achtlos beiseite geworfen wurden, bis im vorigen Jahre das Generalkonserva-
auch im Heervvesen das große Ziel seiner ganzen Staatskunst erreicht, die Festigung
römischen Wesens». (v. Domaszewski «Die Rangordnung des Römischen Heeres», Bonner
Jahrb. Heft 117 (1908) S. 193.) Und «während der Herrschaft des iulisch-claudischen
Hauses hat das Heervvesen des Augustus im wesehtlichen seine Vorzüge behauptet»
(S. 194). Selbst Hadrian vermochte der vordringenden Provinzialisierung ausgleichend
zu begegnen. Erst Hadrians Nachfolger haben «unklar in ihrem politischen Tun, den
von einer mächtigen religiösen Bewegung getragenen Sonderbestrebungen nur zu. willig
Raum gegeben» (S. 196).
S. 168 urteilt v. Mess über Augustus und Tiberius: «Es ist nicht Caesars Schuld,
wenn in den Händen kleinerer, in ihrer Art freilich bedeutender Nachfolger, des oppor-
tunistischen Augustus und des Claudiers Tiberius, der tiefwurzelnde Gedanke der Legi-
timität nicht zum vollen Aufgehen kam und zuletzt zugrunde ging. Die tiefe Schuld
von Tiberius liegt darin, daß er — selbst durch Adoption der legitime Erbe der fest-
begründeten Monarchie des Augustus, der freilich die höchste Weihe der Legitimität,
um die Caesar mit seinen letzten Kräften gerungen hatte, die Königskrone, fehlte —
daß er gegen den Willen von Volk und Augustus die Herrschaft aus dem Julischen Hause
in sein stolzes Haus hinüberführen und auf seinen Sohn Drusus übertragen wollte, in
dem kein Tropfen Julischen Blutes rann.» In der Tat sind Augustus und Tiberius die
Kaiser der ausgesprochenen Legitimität. Augustus hat. die Monarchie als Republik mit
einem Kaiser an der Spitze begründet und im Grunde nur die Verfassung des Freistaates
mit dem Übergewicht des Senates wieder aufleben lassen. Der Widerstreit zwischen
seinen legitimistischen Neigungen und dem lnteresse des Monarchen ist das schwierigste
Problem seines Lebens gewesen, das schwierigste besonders damals, als seine persön-
Iiche Abneigung und die Rücksicht auf den Staat um die Adoption des Tiberius stritten,
den das Wohl des Staates verlangte und der diesem Wohl ganz anders Genüge tat, als
es die Tiberius feindliche Darstellung des Tacitus ahnen läßt. Rechtlich geordnete
Nachfolge aber, aus der man ihm zum Vorwurf herstellt, haftet ja dem Prinzipat nicht an.
Solche Einzelheiten aus der Darstellung des Buches beweisen den Reichtum seines
Stoffes, der nahezu das gesamte gewaltige Material der Zeit umfaßt. Diese Vollständig-
keit gibt dem Buche eine außerordentliche Stellung in der Caesarliteratur. Eine eigent-
liche Biographie ist es nicht geworden (sollte es nach dem zu dem Haupttitel «Caesar»
disparaten Untertitel «Sein Leben, seine Zeit und seine Politik» auch nicht sein). Das
ist vielleicht gut so. Das Bild, das wir von Caesar heute haben, ist bestimmt durch die
gewaltige geistige Wandlung, die der Weltkrieg vielleicht bringen wird. Und wir sehen
mit unserem für weltgeschichtliche Wendepunkte und Perspektiven geschulten Auge das
Bild Caesars heute und später mit anderen Augen, als wir es vor dem Kriege getan hätten.
Denn mit unserem Volke oder ihm voran hat die Wissenschaft keinen Haß, aber tiefe
politische Schulung aus den Ereignissen gezogen. v. Mess wäre unter diesen geänderten
Auspizien aus diesem wertvollen «Beitrag zur Geschichte und Biographie Caesars» nach
dem Kriege wohl auch eine wertvolle Biographie zu schaffen imstande gewesen. Nun
bleibt sein Werk, wozu er es in seiner Bescheidenheit bestimmt hat: Baustein zu dem
Bilde, das aus den Erlebnissen des Kriegs uns erwachsen wird.
NEUE FUNDE.
Englschalking (B.-A. München). Frühhallstättisches Urnen-
grab feld.
41. In der auf der Gemarkung des Ortes Englschalking, nordöstlich vom
Reihengrabfeld dieses Dorfes liegenden, der Gemeinde Johanneskirchcn
gehörenden Kiesgrube PI.-Nr. 631 wurden beim Abbau von Kies schon seit
längerer Zeit Gefäße und Bronzen aufgefunden, die jedoch von den Arbeitern
achtlos beiseite geworfen wurden, bis im vorigen Jahre das Generalkonserva-