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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 9.1916

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Quilling, Fritz: Neptun mit dem Pelikan
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Quilling, Fritz: Zum Marsrelief vom Feldbergkastell
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https://doi.org/10.11588/diglit.25479#0055

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war und ist vielmehr das nördliche Afrika, Aegypten und das südeuropäische
Küstenland. Da wir nun aus einer weiteren Obernburger Inschrift ä) (CIL XIII
6620) wissen, daß Petronius Florentinus, für dessen Wohlfahrt unser Stein
geweiht ist, aus einem der beiden Saldae in Afrika oder Pannonien gebürtig
war, könnte die Möglichkeit vorliegen, daß dort die Neptunstatue gestanden
hat, die als Urbild für unsere Reliefdarstellung vorauszusetzen ist. Wegen
der großen Ausdehnung des Neptunkultes gerade in Afrika 2 3) möchte man lieber
dort als in Pannonien die Entstehung der Statue vermuten, aber entscheiden
läßt sich die Frage nicht. Umso weniger, als auch die Darstellung der
anderen Schmalseite des Steines für eine Lokalisierung unverwertbar ist.
Allerdings ist es wohl sicher, daß der Künstler mit der hier zwischen zwei
Füllhörnern erscheinenden weiblichen Halbfigur nicht Fortuna meinte, wie
im ORL angenommen wird, sondern Kybele. Dafiir sprechen die Pinien-
zapfen auf den Füllhörnern und namentlich die runde Scheibe, die doch nichts
anderes als ein Tympanon 4) sein kann. Aber wenn wir uns im Zusammen-
hange den Skulpturenschmuck der acht Votivsteine (CIL XIII 6621, 29, 30,
42—46) ansehén, die nach Drexels feiner Beobachtung 5) alle in derselben
Obernburger Werkstatt hergestellt sind, so ergibt sich, daß hier sehr schematisch
mit Werkstattvorlagen gearbeitet worden ist. Sämtliche Steine nämlich
zeigen, soweit sie auf den Schmalseiten überhaupt Ornament tragen und
soweit ihr Erhaltungszustand noch erkennen lässt, auf einer Schmalseite die
typischen zwei Füllhörner. Nur die Zutaten, insofern solche vorhanden oder
noch sichtbar sind, wechseln. So erscheint auf nr. 6646, dem Stein, der
unserem am nächsten verwandt ist, an Stelle der Kybele-Halbfigur ein großer
Pinienzapfen zwischen den beiden Füllhörnern, offenbar Symbol statt Gott-
heit gesetzt, wie so oft Blitz und Adler für Juppiter oder wie z. B. auf
Bronzemedaillons von Hadrian (Cohen S. 142) und Pius (S. 304) die kapito-
linische Trias durch Adler, Pfau und Eule vertreten wird.

Das Symbolisieren scheint überhaupt ein wesentlicher Zug der Obern-
burger Werkstatt-Tradition gewesen zu sein. Stein nr. 6629 zeigt auf einer
seiner Schmalseiten den Dreifuß als Symbol des in der Inschrift genannten
Apollo, nr. 6646 stellt an gleicher Stelle Blitz, Baum und Schild dar für
Juppiter, Hercules (Hesperidenbaum) und Mars, und 6644 hat gar einen Blitz
auf einem Säulenschaft aufzuweisen, der wiederum auf einem Sockel steht,
also geradezu eine ideell und materiell verkürzte Juppitersäule. Um so auf-
fallender ist es, daß als einzige Ausnahme unter allen diesen symbolischen
Andeutungen auf unserem Stein die Neptunstatue begegnet, doppelt interes-
sant durch das zwar recht bezeichnende, aber ganz außergewöhnliche. pro-
vinzialrömische Attribut eines Pelikans.

Saalburg i./T. Quilling.

Zum Marsrelief vom Feldbergkastell.

19. Die oben in Nr. I S. 14 veröffentlichte Deutung der kleinen Begleitfigur des
Mars als gefesselter Gefangener, die sich auf einem Relief aus dem Feld-
bergkastell findet (Abb. 17), ist dort nur durch die ähnliche Darstellung
römischer Kaiser und durch den Hinweis gestützt, daß auch zu Mars ein
solches Attribut gut passen würde. Nun kommt aber auf unseren Denk-

2) ORL nr. 35 S. 27, nr. 1, Taf. IV Fig. 1.

3) Vgl. Roschers Lexikon der Mythologie s. v. Neptun Sp. 206.

4) Als Attribut für Fortuna könnte nur ein Rad in Frage kommen. Aber weder
Speichen noch Nabe sind angegeben, so daß keine Berechtigung zu einer solchen An-
nahme vorliegt.

5) Röm.-germ. Korr.-BI. 1910, S. 8.
 
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