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Was die Datierung der beiden behandelten Gruppen anbetrifft, so ist jeden-
falls sicher, daß die Gruppe mit dem stehenden Götterpaare bezw. dem göttlichen
Dreivereine, zeitlich früher als die sitzenden Götterpaare anzusetzen sind. Während
jene noch in dem Anfang des 2. Jahrh. n Chr. verfertigt sein dürften, werden
diese in das Ende des 2. und in das 3. Jahrh. zu verweisen sein.
Die angedeutete Entwicklung läßt sich noch weiter verfolgen ; denn die gal-
lische Juno—mater kommt nicht nur mit dem ihr wesensgleichen männlichen Gotte
zusammen vor, sondern auch mit Gottheiten, denen die verschiedenartigsten
Attribute beigegeben sind. Ich stelle sie im Folgenden zusammen:
1. Espér. III 2347 S. 291/92: Neben der bekrönten Juno sitzt der bärtige
Gott ; sein 1. Fuß hat er wie jene meist, auf ein niedriges Fußbänkchen gestellt.
In der L. hält er in der Richtung nach dem Ellbogen ein kurzes breites Schwert,
während er mit der andern Hand s’appuie sur le fer d’un maillet dont le manche
repose sur l’accondoir du siège, wovon die Abbildung nichts zeigt.
2. Espér. III 2348 S. 292: Göttin wie eben. Der unbärtige Gott, vom Aus-
sehen eines Mannes in den besten Jahren ist am Oberkörper völlig nackt und hält
in der L. eine Lanze.
3. Espér. III 2353: Göttin wie gewöhnlich. Der bärtige Gott, am Oberkörper
wieder nackt, trägt iu der L. eine Börse, in der R. vielleicht eine olla.
4. Espér. III 2039 S. 1478: Göttin wie gewöhnlich. Bärtiger, vollbekleideter
Gott trägt in der L., dem Füllhorn seiner Genossin entsprechend, einen Hammer,
auf dem Boden neben ihm steht der Geldbeutel.
5. Espér. III 2066 S. 161: Gottheiten wie bei Nr. 4. Mit der L. stützt er
sich auf den Hammer, mit der R. hält er die olla.
Derselbe Gott allein III 2134 S. 198. Ein sitzender Gott mit Schüssel voll
Früchten, olla und einem runden Gegenstand; s. Espér. III S. 253, Nr. 2263; vgl.
auch Nr. 2265.
4 6. Espér. IV 3603, S. 440: Oben zerstört. Rechts neben der Göttin steht
das Fiillhorn am Boden, daneben die olla.
7. Espér. III 2252 S. 251: Die bekleidete Göttin mit gekräuselten Haaren,
die bis auf die Schultern herabfallen, hält mit beiden Händen einen runden Gegen-
stand (Kuchen oder Frucht), während der völlig nackte Gott ebenfalls mit beiden
Händen die olla zwischen den Beinen hält.
Nach diesen Darlegungen dürften Wissowas Worte (a. a. O. S. iQi), daß ,,die
Verehrung der Juno außerhalb der kapitolinischen Trias in den Provinzen nur eine
unbedeutende Rolle spielt“ nur cum grano salis zu nehmen sein, während wir
seinen Hinweis (a. a. O. S. 191), daß „die Vervielfältigung des Begriffs [Junones]
auch an die alte Frauengöttin erinnert“, kräftig unterstreichen möchten.
Godesberg. KarlWigandf.
LITERATUR.
30. Marc Rosenberg's Badische Sammlung,
Heft XII. Badische und außerba-
dische Steindenkmäler, Architek-
turen, Naturdenkmäler. Frankfurt
a. M., Verl. Heinr.Keller, 1913. — 43 Taf. 4 0.
Privatsammler verheimlichen vielfach
— absichtlich oder unabsichtlich — ihr
gesammeltes Gut und entziehen es so der
wissenschaftlichen Forschung. Doch es gibt
riihmenswerte Ausnahmen. Zu diesen zählt
Geh. Hofrat Prof. Dr. Marc Rosenberg in
Karlsruhe. Er macht seine Erwerbungen
durch Veröffentlichung guter Tafelabbildun-
gen mit erläuternden Beischriften fruchtbar.
Die Sammlung Marc Rosenberg umfaßt
alle Zeiten und alle Arten von Stücken,
welche der Erhaltung würdig sind. Sie
beschränkt sich aber nicht bloß auf'beweg-
liche’ Gegenstände, sondern umfaßt neben
Bauteilen auch ganze Bauten mit Zubehör.
So ist im vorliegenden Heft vertreten ein
vom Sammler im J. 1900 erworbenes Bauern-
haus, der 'Similihof’ zu Kirnbach im badi-
schen Schwarzwald, vom J. 1662, mit den
dazu gehörigen 'Naturdenkmälern’ der
Felsengebilde des (großen und kleinen)
Rappensteins, Nr. 53 — 55, auf fünf Tafeln;
ferner sind abgebildet ein Weinberghäus-
chen der ersten Hälfte des 18. Jhs. (Nr. 45),
ein unterkellerter Speicherbau mit den
Jahresangaben 1667, 1747, 1816 (Nr. 56! und
ein Gartenhaus von 1852 (Nr. 52), drei Klein-
bauten, die nach dem Landsitz des Samm-
lers 'Hohenhaus’ zu Schapbach im badischen
Schwarzwald überführt sind. Dort befinden
sich auch die übrigen abgebildeten Stücke,
Was die Datierung der beiden behandelten Gruppen anbetrifft, so ist jeden-
falls sicher, daß die Gruppe mit dem stehenden Götterpaare bezw. dem göttlichen
Dreivereine, zeitlich früher als die sitzenden Götterpaare anzusetzen sind. Während
jene noch in dem Anfang des 2. Jahrh. n Chr. verfertigt sein dürften, werden
diese in das Ende des 2. und in das 3. Jahrh. zu verweisen sein.
Die angedeutete Entwicklung läßt sich noch weiter verfolgen ; denn die gal-
lische Juno—mater kommt nicht nur mit dem ihr wesensgleichen männlichen Gotte
zusammen vor, sondern auch mit Gottheiten, denen die verschiedenartigsten
Attribute beigegeben sind. Ich stelle sie im Folgenden zusammen:
1. Espér. III 2347 S. 291/92: Neben der bekrönten Juno sitzt der bärtige
Gott ; sein 1. Fuß hat er wie jene meist, auf ein niedriges Fußbänkchen gestellt.
In der L. hält er in der Richtung nach dem Ellbogen ein kurzes breites Schwert,
während er mit der andern Hand s’appuie sur le fer d’un maillet dont le manche
repose sur l’accondoir du siège, wovon die Abbildung nichts zeigt.
2. Espér. III 2348 S. 292: Göttin wie eben. Der unbärtige Gott, vom Aus-
sehen eines Mannes in den besten Jahren ist am Oberkörper völlig nackt und hält
in der L. eine Lanze.
3. Espér. III 2353: Göttin wie gewöhnlich. Der bärtige Gott, am Oberkörper
wieder nackt, trägt iu der L. eine Börse, in der R. vielleicht eine olla.
4. Espér. III 2039 S. 1478: Göttin wie gewöhnlich. Bärtiger, vollbekleideter
Gott trägt in der L., dem Füllhorn seiner Genossin entsprechend, einen Hammer,
auf dem Boden neben ihm steht der Geldbeutel.
5. Espér. III 2066 S. 161: Gottheiten wie bei Nr. 4. Mit der L. stützt er
sich auf den Hammer, mit der R. hält er die olla.
Derselbe Gott allein III 2134 S. 198. Ein sitzender Gott mit Schüssel voll
Früchten, olla und einem runden Gegenstand; s. Espér. III S. 253, Nr. 2263; vgl.
auch Nr. 2265.
4 6. Espér. IV 3603, S. 440: Oben zerstört. Rechts neben der Göttin steht
das Fiillhorn am Boden, daneben die olla.
7. Espér. III 2252 S. 251: Die bekleidete Göttin mit gekräuselten Haaren,
die bis auf die Schultern herabfallen, hält mit beiden Händen einen runden Gegen-
stand (Kuchen oder Frucht), während der völlig nackte Gott ebenfalls mit beiden
Händen die olla zwischen den Beinen hält.
Nach diesen Darlegungen dürften Wissowas Worte (a. a. O. S. iQi), daß ,,die
Verehrung der Juno außerhalb der kapitolinischen Trias in den Provinzen nur eine
unbedeutende Rolle spielt“ nur cum grano salis zu nehmen sein, während wir
seinen Hinweis (a. a. O. S. 191), daß „die Vervielfältigung des Begriffs [Junones]
auch an die alte Frauengöttin erinnert“, kräftig unterstreichen möchten.
Godesberg. KarlWigandf.
LITERATUR.
30. Marc Rosenberg's Badische Sammlung,
Heft XII. Badische und außerba-
dische Steindenkmäler, Architek-
turen, Naturdenkmäler. Frankfurt
a. M., Verl. Heinr.Keller, 1913. — 43 Taf. 4 0.
Privatsammler verheimlichen vielfach
— absichtlich oder unabsichtlich — ihr
gesammeltes Gut und entziehen es so der
wissenschaftlichen Forschung. Doch es gibt
riihmenswerte Ausnahmen. Zu diesen zählt
Geh. Hofrat Prof. Dr. Marc Rosenberg in
Karlsruhe. Er macht seine Erwerbungen
durch Veröffentlichung guter Tafelabbildun-
gen mit erläuternden Beischriften fruchtbar.
Die Sammlung Marc Rosenberg umfaßt
alle Zeiten und alle Arten von Stücken,
welche der Erhaltung würdig sind. Sie
beschränkt sich aber nicht bloß auf'beweg-
liche’ Gegenstände, sondern umfaßt neben
Bauteilen auch ganze Bauten mit Zubehör.
So ist im vorliegenden Heft vertreten ein
vom Sammler im J. 1900 erworbenes Bauern-
haus, der 'Similihof’ zu Kirnbach im badi-
schen Schwarzwald, vom J. 1662, mit den
dazu gehörigen 'Naturdenkmälern’ der
Felsengebilde des (großen und kleinen)
Rappensteins, Nr. 53 — 55, auf fünf Tafeln;
ferner sind abgebildet ein Weinberghäus-
chen der ersten Hälfte des 18. Jhs. (Nr. 45),
ein unterkellerter Speicherbau mit den
Jahresangaben 1667, 1747, 1816 (Nr. 56! und
ein Gartenhaus von 1852 (Nr. 52), drei Klein-
bauten, die nach dem Landsitz des Samm-
lers 'Hohenhaus’ zu Schapbach im badischen
Schwarzwald überführt sind. Dort befinden
sich auch die übrigen abgebildeten Stücke,