Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung (9.1916)

Römisch-germanisches Korrespondenzblatt

(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Gesch. u. Kunst).

Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.

Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis für das Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.

Sept. u. Okt. Jahrgang IX, 1916. Nr. 5.

Inhalt: 32. G. Wolff, Zur Chronologie der Ziegelstempel der VIII. Legion, II.

— 33 Reinecke. Neolithische Siedelungen in Südostbayein. 34. Wagner.
Kay. Römischer Grabaltar. — 35. Riese. Rhenus bicornis. — 36. Altertums-
funde im Westen. 37. Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschungen,
Trier. 38. Korrespondenzblatt der Römisch-germanischen Kommission. 39. Mit-
teilung betr. das Römisch-germanische Korrespondenzblatt.

Zur Chronologie der Ziegelstempel der VIII. Legion.

II. Die Stempel vom Taunus und aus der Wetterau*).

Von G. Wolff, Frankfurt a. M.

^2 Über die Chronologie und Herkunft der Ziegelstempel der 8. Legion

'haben sich die Bearbeiter der einzelnen Kastelle im Limeswerke fast alle
einer bemerkenswerten Zurückhaltung befleißigt. Das hatte seinen Grund
teils darin, daß die im Straßburger Museum untergebrachten Erzeugnisse der
Militärziegeleien von Argentorate noch einer genügenden Veröffentlichung
entbehrten'), teils darin, daß im Gebiete der Zentralziegeleien von Nied bei
den Ausgrabungen im Jahre 1891 nur ein einziges Ziegelstück mit einem
Stempel gefunden worden war, der von allen bis dahin im Absatzgebiete der
Nieder Zentralziegeleien nachgewiesenen Typen abwich * 2 3 * * * *). Die Meinung, daß
diese Ziegel aus einer späteren Zeit stammten als jener vereinzelt in Nied
ausgegebene, wurde dadurch erschüttert, daß sich ihnen nahe verwandte Typen
im domitianischen Kastell Okarben fanden, und zwar unter Umständen, die
eine spätere Verwendung, etwa für Restaurationsarbeiten, wie sie an den
Bädern nachweisbar vorgenommen sind, ausschließen 8). Eine wiederholte

*) Vgl. R.-g. Korr.-Bl. VIII, 1915 S. 33.

') Diesem Mangel hat der rührige Leiter des Museums Dr. R. Forrer durch eine
Veröffentlichung der bis zum Jahre 1913 aus Straßburg in die Sammlung gekommenen
Stempel abgeholfen. Vgl. R. Forrer, Die Ziegel und Legionsstempel aus dem römischen
Straßburg. Mit Taf. I—V. Anzeiger für Elsäss. Altertumskde Nr. 17/18, 1913. Jahrg. V
Nr. I u. 2 S. 253 ff. Dazu sind bereits zwei neue Hefte gekommen : Nr. 23 u. 24, 1915
Jahrg. VI Nr. 3 u. 4 S. 513 ff. mit Taf. XIX und Nr. 25 bis 28, 1915 Jahig. VII S. 616 ff.
mit Taf. XXVIII. Über die Dauer des Aufenthaltes der Legion in Straßburg (letztes
Drittel des I. bis Mitte des IV. Jahrhunderts) vgl. Nr. 29, 30, 31, 1916 S. 750, 793 f., 803.

2) Dieser Stempel wurde unmittelbar an der Umfriedigung der Gärten und Gebäude
der Fischer-Schmidtschen Fabrik gefunden, die oberhalb der Mündung der Nidda in
den Main gegenüber dem alten Teile von Nied liegt, wo vor ihrer Erbauung i. J. 1808
Lehne nach seiner Mitteilung in den Nass. Annalen 1,1 S. 12 zahlreiche Ziegelstempel,
darunter auch solche der 8. Legion fand. Da liegt die Annahme nahe, daß innerhalb
des heute wie 1891 unzugänglichen Gebietes der Fabrik die Öfen der Legion gelegen
haben. Brambach C. I. Rh. 1501a gibt fälschlich an, Lehne habe nur einen Ziegel der
Legion gefunden.

3) Vgl. ORL II B Nr. 25 a S. 33 D. Daß derselbe Typus D 52 im Bad und an einem

Turm der südlichen Kastellmauer gefunden ist, spricht für die Verwendung der Ziegel

bei der ersten Anlage des Kastells und seines Bades. Vgl. ORL II B Nr. 27 S. 62. Zu

derselban Annahme nötigt auch die Okarben S. 33 D ausgesprochene Beobachtung, daß

die dort gefundenen Ziegelbrocken hinsichtlich des Materials etwas abweichen von der

großen Masse der Nieder Ziegel, auch der 8. Legion, von anderen Plätzen des genannten