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Reibschüssel erwähnt, die 1889 auf. dem Agnesienberg bei Kreuznach zu
Tage kam, demselben Berg, auf dem 1893/94 das schône Mosaik freigelegt
wurde (zuletzt abgebildet und besprochen: Röm.-germ. Korr.-Bl. VIII 1915
S. 44 ff.). Die kürzlich im Zentral-
museum in Mainz erfolgte Zusam-
mensetzung und Ergânzung der
interessanten Schiissel (Abb. 18)
ermôglichte mir das Studium und
eine vollstândige Lesung des recht-
eckigen 11,2X2,Ocm großen Stem-
pels(Abb. 19). Erlautet: CLEMES
Abb. 18. Reibschüssel mit Stempel aus Kreuznach. FECIT BoRm. Der letzte bisher
nicht erkannte Buchstabe ist ein deutliches M, wie O im selben Wort wesent-
lich kleiner — wohl aus Raummangel — als alle anderen Buchstaben der
Inschrift. Es ist also zu lesen : CLEME[N]S FECIT BORM| ITOMAGI].
Der vielleicht auftauchende Gedanke BOR[BETO]M[AGI] zu lesen, hat
wenig Wahrscheinlichkeit, da Bormitomagus eine im Itiner. Anton. überlieferte
Form ist, aus der das hâufigere
Borbetomagus geworden zu sein
scheint (Cramer, Rheinische Orts-
namen S. 8 u. 9). So ist unser
Stempel neben dem Stein von
Tongern, der . . . etomag gibt,
die einzige inschriftliche Über-
lieferung des Namens von Worms
in rômischer Zeit. Die zahlreiche-
ren Erwâhnungen von Worms in
der antiken Literatur geben die
Varianten Bormitomago (Itin.
Anton.), Borbitomago (ebenda),
βορβητόμαγος (Ptolemaeus) und
Borgetomagi (Tab. Peuting.), vgl.
CIL XIII, III S. 187.
Die Bedeutung von Bormitomagus hat Cramer überzeugend, wie ich
glaube, dargelegt: Rômisch-germanische Studien 1914 S. 50 ff. (= Zeitschrift
«Vom Rhein» V. Jahrg. Worms 1906 S. 26 — 28). Bormitomagus = Feld
(magus) an der *Bormita; letzteres ein auf ligurischem Sprachgebiet vor-
kommender Fluß- oder Quellname 1). *Bormita war demnach der Name eines
Flusses bei Worms, also des Pfrimm- 2) oder Eisbaches. So bildet unser
Stempel eine willkommene Bestätigung der Cramer’schen Aufstellung, daß
Bormitomagus die ursprüngliche Form sei, aus der sich die oben ange-
führten Varianten ableiten.
Auch ganz abgesehen von der Inschrift ist unser Stück bemerkenswert.
Die Form des Randes ist vom 2.—4. Jahrhundert môglich, die Griffe sind,
soviel ich sehe, sonst unbekannt. Ihre Zahl ergibt sich mit Sicherheit, da
die Entfernung zweier gegeben ist. Der dritte fügt sich in die Rundung
ziêmlich genau mit gleichen Abständen. Ein Ausguß scheint darnach nicht
vorhanden gewesen zu sein. Vom Boden ist garnichts erhalten. Die Hôhe
betrug etwa 17 cm, der obere Durchmesser ohne die Griffe 56 cm. Der Ton
ê '‘•'"c-"'·
Abb. 19. Sternpel auf einer ReibschUssel
aus Kreuznach. 2 : 5.
') Ob er ursprünglich «warme Quelle» bedeutete — borm = formus = φ.'ρμός — ist
noch strittig; vgl. darüber: Edw. Schröder, Gôtting. gel. Anzeigen 1915, S. 288.
2) Pfrimm und *Borm[ita] lautlich gleich zu setzen, wie Christ meint, erscheint
sehr gewagt.
Reibschüssel erwähnt, die 1889 auf. dem Agnesienberg bei Kreuznach zu
Tage kam, demselben Berg, auf dem 1893/94 das schône Mosaik freigelegt
wurde (zuletzt abgebildet und besprochen: Röm.-germ. Korr.-Bl. VIII 1915
S. 44 ff.). Die kürzlich im Zentral-
museum in Mainz erfolgte Zusam-
mensetzung und Ergânzung der
interessanten Schiissel (Abb. 18)
ermôglichte mir das Studium und
eine vollstândige Lesung des recht-
eckigen 11,2X2,Ocm großen Stem-
pels(Abb. 19). Erlautet: CLEMES
Abb. 18. Reibschüssel mit Stempel aus Kreuznach. FECIT BoRm. Der letzte bisher
nicht erkannte Buchstabe ist ein deutliches M, wie O im selben Wort wesent-
lich kleiner — wohl aus Raummangel — als alle anderen Buchstaben der
Inschrift. Es ist also zu lesen : CLEME[N]S FECIT BORM| ITOMAGI].
Der vielleicht auftauchende Gedanke BOR[BETO]M[AGI] zu lesen, hat
wenig Wahrscheinlichkeit, da Bormitomagus eine im Itiner. Anton. überlieferte
Form ist, aus der das hâufigere
Borbetomagus geworden zu sein
scheint (Cramer, Rheinische Orts-
namen S. 8 u. 9). So ist unser
Stempel neben dem Stein von
Tongern, der . . . etomag gibt,
die einzige inschriftliche Über-
lieferung des Namens von Worms
in rômischer Zeit. Die zahlreiche-
ren Erwâhnungen von Worms in
der antiken Literatur geben die
Varianten Bormitomago (Itin.
Anton.), Borbitomago (ebenda),
βορβητόμαγος (Ptolemaeus) und
Borgetomagi (Tab. Peuting.), vgl.
CIL XIII, III S. 187.
Die Bedeutung von Bormitomagus hat Cramer überzeugend, wie ich
glaube, dargelegt: Rômisch-germanische Studien 1914 S. 50 ff. (= Zeitschrift
«Vom Rhein» V. Jahrg. Worms 1906 S. 26 — 28). Bormitomagus = Feld
(magus) an der *Bormita; letzteres ein auf ligurischem Sprachgebiet vor-
kommender Fluß- oder Quellname 1). *Bormita war demnach der Name eines
Flusses bei Worms, also des Pfrimm- 2) oder Eisbaches. So bildet unser
Stempel eine willkommene Bestätigung der Cramer’schen Aufstellung, daß
Bormitomagus die ursprüngliche Form sei, aus der sich die oben ange-
führten Varianten ableiten.
Auch ganz abgesehen von der Inschrift ist unser Stück bemerkenswert.
Die Form des Randes ist vom 2.—4. Jahrhundert môglich, die Griffe sind,
soviel ich sehe, sonst unbekannt. Ihre Zahl ergibt sich mit Sicherheit, da
die Entfernung zweier gegeben ist. Der dritte fügt sich in die Rundung
ziêmlich genau mit gleichen Abständen. Ein Ausguß scheint darnach nicht
vorhanden gewesen zu sein. Vom Boden ist garnichts erhalten. Die Hôhe
betrug etwa 17 cm, der obere Durchmesser ohne die Griffe 56 cm. Der Ton
ê '‘•'"c-"'·
Abb. 19. Sternpel auf einer ReibschUssel
aus Kreuznach. 2 : 5.
') Ob er ursprünglich «warme Quelle» bedeutete — borm = formus = φ.'ρμός — ist
noch strittig; vgl. darüber: Edw. Schröder, Gôtting. gel. Anzeigen 1915, S. 288.
2) Pfrimm und *Borm[ita] lautlich gleich zu setzen, wie Christ meint, erscheint
sehr gewagt.