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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 9.1916

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Keune, Johann Baptist: Hercules Saxsetanus, eine Entdeckung unserer Krieger bei Metz
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https://doi.org/10.11588/diglit.25479#0052

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und Schutzgeist der Steinbriiche und Steinbrecher Hercules Saxsetan us, wie
in deutlicher, kräftiger Schrift auf dem Stein zu lesen ist. Saxsetanus (ebenso
wie Saxsanus mit dem erwähnten verschärften S-Laut geschrieben) = Saxetanus
ist aber hergeleitet von saxetum, welches selbst eine Ableitung ist von saxum
und ein Felsgelände bezeichnet 7), zudem durch eine Stelle bei Cicero
belegt werden kann (de lege agraria oratio II § 67: quod est tam asperum
saxetum, in quo agrico/arum cu/tus non elaboret).

Die neugefundene Inschrift (Abb. 16b) lautet:

I(ovi) O(ptimo) M(aximo) et Hercuh
Saxsetano vexsillari(i) leg(ionis) XIIII
Gem(inae) Mar(tiae) Vic(tricis), qui erant
sub cura C. Appi(i) Capitonis 7 ( = cen-
turionis) leg(ionis) eiiusdem, v(otum)
s(olverunt) I(ibentes) l(aeti) m(erito).

Die Interpunktionen, welche auch als
Zeilenschluß zur Ausfiillung dienen,
haben die Gestalt von winzigen Blättchen,
mit nach oben oder nach unten gerichte-
ten Stengelchen, oder auch von kleinen
Dreiecken 8).

Der auf drei Seiten profilierte Stein (oben breit 98 cm, in der Mitte 69 cm),
auf dessen Vorderfläche die Weihinschrift steht, hat auf der Kehrseite keine
Profilierung (mittlere Tiefe des Steines: 49cm); das Denkmal stand also mit
der glatten Rückenfläche an einer Wand. Wie die auf der Oberfläche vor-
handene rechteckige Vertiefung beweist, diente der Inschriftstein einem
Götterbild als Sockel; eine zu diesem Götterbild gehörige kleine Opferschale
ist vorne an der Oberfläche des Steindenkmals noch erhalten. Die oberste,
erhöhte vordere Gesimsleiste ist mit Spiralmuster verziert; auf der rechten
Seitenfläche des Denkmals sind Bogen und Köcher, auf der Iinken Seiten-
fläche ein Baum dargestellt (Abb. 16, au. c) 9).

Die Ehrung des Gottes der Felsen und Steinbrüche ist in der neu-
entdeckten Weihinschrift verbunden mit der Ehrung des höchsten Gottes
des Römerreiches, des Iuppiter Optimus Maximus, ebenso wie in einer der

7) Vgl. vinetum (Wingert) von vinum, o/ivetum von oliva, arboretum (— arbustum)
von arbor usw. — Wenn der Name eines Rastortes Saxetanum an der Mittelmeerstraße
im Süden der Hispania Baetica von Itin. Anton. Aug. 405, 3 richtig überliefert ist, so ist
er doch nicht mit dem Beinamen des Hercules Saxsetanus unserer Inschrift in unmittel-
baren Zusammenhang zu bringen und etwa an den Hercules Gaditanus zu denken,
sondern, gleich jenem göttlichen Beinamen, wäre auch der Ortsname Saxetanum her-
geleitet von saxetum, weil das Saxetanum (erg. praedium u, dgl.) und die daraus er-
wachsene Ortschaft in einer Felsenlandschaft (zwischen Gebirge und Meer) lag. Es
fragt sich aber, ob nicht etwa Saxetanum, wenn auch scheinbar bestätigt durch Martial.
VII 78, I, irrtümlich oder infolge einer Umdeutung geschrieben ist statt Sexitanum iso
Kiepert, Formae Orbis Antiqui XXVII Hf), vgl. Plin. nat. hist. XXXII 146, einer Ab-
leitung vom Namen der in jener Gegend gelegenen Stadt Sexi (vgl. CIL II Suppl. p. 877)
mit Ethnikon Sexitanus (CIL II 5495: Sexsitanus, wo allerdings auch die Lesung Sex-
silanus, Sexsiianus möglich ist).

8) Mit Rücksicht auf den verfügbaren Raum ist am Schluß von Z. 3 O etwas kleiner
als die übrigen Buchstaben der Zeile, ebenso (wie oben angegeben) ein I in Z. 8. — Zur
Schreibung eiiusdem — eiusdem vgl. z. B. die inschriftliche Schreibung coiiux — coiux,
coniux. CIL XII p. 955.

9) Bogen und Köcher sind wohl gewählt mit Bezug auf Hercules; der Baum findet
sich als Ausschmückung häufig auf Weihdenkmälern der Rheingegenden, manchmal
scheinbar unter Berücksichtigung der Eigenart der Gottheit gewählt (z. B. CIL XIII 7848.
7966. 8174), meist aber ohne daß eine solche erkennbar ist.

I · O · M ·

E T · HERCVLI·
SAXSETANO
VEXSIL L A R I ·
5 LEG-XIIII-GEM-MAR-VIC
QJV I'ERANT'SVB·
CVRA · C · A P P I · CAP
ITONIS-7-LEG-EIiVSDEM
V · S · L · L · M ·
 
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