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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 9.1916

DOI issue:
Nr. 5 (Sept. u. Okt.)
DOI article:
Reinecke, Paul: Neue neolithische Siedlungen in Südostbayern
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.25479#0087

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gezeichnet verzierte Stücke vorhanden sind. Die Asenkofener Funde stammen
aus Wohngruben und einem Tumulus. In den Grabhügel sind die Scherben
usw., die als Streumaterial aufgesammelt wurden, natiirlich nur mit der Auf-
füllung aus einer älteren Wohnschicht gekommen. Vertreten sind hier außer
äußerst charakteristischen Profil- und verzierten Stücken des Münchshöfer
Typus auch einige Rössener und Hinkelsteinproben.

Mehr landeinwärts im Tertiärhügelgebiet liegt die neolithische Wohn-
grubensiedelung von Oberlauterbach (Bez.-A. Rottenburg, Niederbayern).
Hier wurde im Frühjahr 1914 eine ausgedehnte Wohnschicht ausgebeutet u),
welche außer reichem Stein- und Feuersteingerät große Mengen von Rössener
Ware ergab. Aus den Scherben ließen sich mehrere schlichte wie verzierte
Gefäße zusammensetzen. Von dieser Fundstelle weiter nordöstlich begegnen
uns auf dem gleichen Höhenzuge (zwischen der großen Laber und Abens
bezw. Donau), jedoch schon wieder in der Randzone gegen das Juragebiet 15),
auf verschiedenen Teilen der Feldflur von Dünzling (Bez.-A. Kelheim,
Niederbayern) Wohngruben mit neolithischem, vorwiegend spiralkeramischem
Inhalt ,6).

Den Anschluß an die Lößterrassensiedelungen im Regensburger Gebiet
vermitteln von diesem Fundplatze aus auf dem gleichen Höhenzuge die
Wohnstättenfunde von Peissing (Bez.-A. Kelheim) und Hohengebraching
mit Spiralkeramik 17), von Untermassing (Gem. Weillohe) mit Hinkelstein-
und spiralverzierten Resten, von Oberhinkofen mit Rössener, Hinkelstein-
und spiralkeramischer Ware, von Scharmassing (Gem. Oberhinkofen),
Hagelstadt und Triftlfing mit Spiralkeramik, endlich von Gailsbach (alle
Orte in den Bez.-Ämtern Regensburg und Stadtamhof, Oberpfalz) mit Rös-
sener Scherben 1S).

Alle diese über ein weites Gebiet verteilten Funde lehren einwandfrei,
daß in Südostbayern die neolithische, insbesondere die älterneolithische Sie-
delung der bandkeramischen Stufen sich durchaus nicht auf die Lößterrassen
beschränkt, sondern mindestens noch die Tertiärhügellandschaft und voraus-
sichtlich auch die eiszeitlichen Moränenfächer umfaßt. Um so mehr muß es
befremden, daß in der Westbälfte Südbayerns selbst auf den Lößterrassen
das Wohngruben - Neolithikum bisher so gut wie ganz fehlt. Wenn aller-
dings am Riesrande und in den Jurahöhlen des bayerisch-württembergischen
Grenzgebietes 19) zu Michelsberger Typus auch Rössener und spiralkeramische
Ware begegnen, so darf man wohl folgern, daß südlich der Donau auch in
der Westhälfte Oberbayerns wie im bayerischen Schwaben und Oberschwaben
Wohngrubenniederlassungen nicht ausbleiben werden, die dann eine Ver-
bindung mit den neolithischen Pfahlbaudörfern bei Schussenried und im
Bodensee herstellen.

München. P. Reinecke,

14) Funde in der Staatssammlung München.

,s) In den Jurahöhlen an der Donau wie unteren Altmühl reichlich älterneolithische
Siedelung der Rössener, Hinkelstein- und Münchshöfer Stufe.

le) Funde im Mus. Landshut und Kelheim. — Einige offenbar neolithische Scherben
sind übrigens auch aus dem Bereich des Kastells Eining a. Donau bekannt geworden.

I7) Funde im Mus. Landshut bezw. in der Staatssammlung München.

,8) Funde im Mus. Regensburg.

I9) Von der Bleiche bei Nördlingen, vom Goldberg bei Goldburghausen, aus
den Höhlen Ofnet und in der Waldabt. Höhle, ferner im Lonetal; bei Dillingen
übrigens Gräber oder Gruben der Glockenbecherstufe.
 
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