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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 29.1911

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Nr. 1
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Beck, Paul A.: Altdeutsche Kunst in der ehemaligen Karthause Buxheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.32978#0033

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Jerusalem ein. Das Volk breitet Tücher
aus; im Hintergrund Gebäude der Stadt,
c) Christus vor dem Hände waschen den
Pilatus; ein paar Knechte schlagen auf den
Verurteilten; in der Ferne die Kreuztragung,
ct) Christus wird verspottet, o) Chri-
stus vor dem Hohenpriester, dec sich sein
Kleid zerreißt, indeß ein Knecht zum Schlag die
Hand erhebt.
Den Beschluß dieser reichen altdeut-
schen Sammlung macht ein 88 cm hohes,
50 cm breites Votivbild auf Holz von
Hans Baldung Grüsiesn: Christus
mit dem Nimbus, dornen gekrönt,
Geißel und Rute rechts und links hal-
tend und mit der rechten Hand auf sein
Brustwundmal zeigend. Oben ein altes
gotisches Ornament in Goldgrund, links
unten der Donator kniend und 2 Wap-
pen, das eine mit einem braunen Fisch
in roten: Feld und das andere einen
gelben Stier in grünem Schild.
Der Katalog hat wohl gut daran ge-
tan, alle diese vorgenannten Gemälde als
„oberdeutsche Schule" zu bezeichnen
nnd sich aller Zuweisungen nnd Zuschrei-
bungen zn enthalten, unter denen sich
wohl manche Arbeiten der versch. Strigel,
namentlich des Beruh. Strigel, und
Strigelschüler, aber auch Werkstattbilder
(s. v. ZV XV., 1897, Nr. 5: „Die Tätig-
keit des Malers B. Strigel in Ober-
schwaben" von Beck insbes. S. 78) be-
fanden. Nicht wenige dieser altdeutschen
Gemälde nnd Skulpturen wurden erst
nach der Säkularisation aus dem benach-
barten ehemaligen Cistereienserinnen-
Reichskloster Heggbach aus, welches
seinerzeit ebenfalls zahlreiche altdeutsche
Gemälde rc. besaß und durch den Reichs-
deputations-EntschädigungSrezeß v. 1803
dem Grafen Friedrich v. Waldbott-Bas-
senheim als eigentliche Entschädigung für
den Verlust seiner westfälischen Herrschaf-
ten Piermont und Olbrück zugewiesen wor-
den war, durch den Säeularisationsherrn
nach Buxheim verbracht und zum Teil
schon früher verkauft und in alle Welt
zerstreut. Leider sind von all' diesen
Skulpturen nnd Gemälden keine Abbil-
dungen, vom Chorstuhlwerk nur gering-
wertige Photographien vorhanden. — In
und an der Klosterkirche befinden sich auch
noch alte Grabdenkmale; erst kürzlich kam
ein solches schönes eines Augsburger Pa-

triziers Gossenbrot in das bayrische
Nationalmuseum nach München. — Ueber
alte Kunstdenkmale des Holzschnitts und
der Buchdruckerkunst, die sich in der Bücherei
des Klosters vor Zeiten befanden, haben wir
schon in unserer Abhandlung über „älteste
Holzschnitte in Schwaben" im I). X. XI.,
1893, Nr. 15/16, S. 59/60 und Beil, zu Nr.
16, S. 29—32 gehandelt. Davon ist auch
noch einiges übrig geblieben, welches im
Herbste 1883 mit den vorauf geführten
Sculpturen und Gemälden in München
gleichfalls zur Versteigerung kam und
dessen Verzeichnis wir hier auszugsweise
folgen lassen:
Miniatur« aul Pergament.
ca. 1880.
Christus am Kreuz mit Maria und Johannes.
Fragment a. e. myst. Manuskript in lat. Spr.;
a. d. Rückseite eine große symbolische Figur.
LeigSruck.
ca. 1400.
Der hl. Hieronymus in stehender Figur mit
dem Kardinalshut, links neben ihm liegend der
Löwe, von ziemlich reicher Ornamentik umrahmt.
Das Ex. hat am linken oberen Rand der Umrah-
mung gelitten, ist aber sonst von guter Erhaltung,
sts i e l l o.
ca. 1420.
Allegorie. Rechts ein Ritter in Kostüm mit
geschlossenem Visir, die rechte Hand wie zum
Schlag erhoben, mit dem Schwert in der Linken
(!) zum Stoß von unten nach oben ausholend.
Links eine mit einem spitzen Hut bedeckte männ-
liche Figur, welche mit der Rechten dem Ritter
eine Maske wie ein Schild entgegenhält, mit der
Linken aber, welche mit einem Krummsäbel be-
waffnet ist, zum Schlage aushvlt. Aus den Fi-
guren und aus der Maske wachsen allenthalben
Äkanthusornamente hervor.
Das Blatt ist, zwei kleine Wurmlöcher ab-
gerechnet, trefflich erhalten. Größe 68/97 mm.
Duchesne, der alle in Sammlungen befindlichen
Nicllos beschreibt, kennt dasselbe nicht. Dasselbe
durfte mit Recht als Unikum bezeichnet werden.
Helberaruck.
ca. 1440.
Bild einer mit brennender Kerze wandeln-
den Heiligen (Genovefa'ch Schön altcolorirt.
Aus Pappdeckel aufgeklebt. 90/60 mm.
stolrrchnitt.
(ca. 1450.)
Christus wandelnd, die Schwurfinger der
Rechten erhoben, in der Linken die Weltkugel
haltend und zu beiden Seiten je von einem Engel
gestützt. Das Blatt trägt das Colorit der Schwä-
bischen Schule. 190/115 mm, mit breitem Rand,
dessen untere Ecke ohne Verletzung des Bildes
fehlt. Auf Pappe aufgeklebt.
 
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