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Beck, Paul A. [Editor]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 29.1911

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Nr. 3
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Brehm, Karl: Zur Schriftstellerei des Propstes Melchior Zanger von St. Moritz in Ehingen a. N. 1603
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https://doi.org/10.11588/diglit.32978#0060

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34 —

rische Heimat seiner Vorfahren erstmals
besuchen Leider nennt er keinen Ortsnamen.
Da er aber die Wallfahrt von Augs-
burg,^) dem Wohnsitz feiner geistlichen
Freunde, aus machen willch, so wird sie
wohl nördlich vom Ammersee zwischen
Isar und Lech zn suchen sein. Aber wo
war die Familie damals angesiedelt?
Eine Spur weist südlich nach Tyrol.
Denn Johann Zanger, der 1563 in Leip-
zig eine Schrift erscheinen ließ, die sich
„Der Jesuwidder Prokurator Joh. Alber
zu Ingolstadt" betitelt, bezeichnet sich da-
rin als „Osnipontanus". Dieser Johann
Zanger ist wahrscheinlich der Vater des
1607 verstorbenen Wittenberger Profes-
sors gleichen Namens und in diesem
Falle neben Chemnitz in Braunschweig
als Prediger tätig gewesen?) In der
Leichenrede auf den Professor erzählt nun
Wolfgang Franzius S. 36 k. über die
Zanger, sie hätten Kaiser Max I. auf
seinem Zuge nach Rom im Kampf gegen
Venedig durch schleunige Herstellung von
Eisenkugeln gute Dienste geleistet und
dafür ein Rittergut Hammer Jnntal bei
Innsbruck nebst einem Wappenbrief er-
halten. Tatsächlich datiert ein Wappen-
brief für die Brüder Georg nnd Jordan
Zanger vom 20. Juli 150t und ermäch-
tigt sie, im mittleren F.lde des drei-
geteilten Schildes eine Zange mit einer
Kugel, in den andern zwei Feldern je
eine Rose zu führen st M. Zanger ge-
hört jedoch nicht diesem tyrolischen nnd
evangelischen Zweig der FamilieZanger an.
Sichere Nachricht über Melchiors Hei-
mat geben uns die Einträge im Matrikel-
buch der Universität Freiburg vom 22.
April 1554 u. 4. Novbr. 1570. Sie lauten:
„Fieicinor ^anZer ex UzmZen laicus cüoc.
Lon." u. ,Michael ^an^er ex Lin^a
ckio. Sonst. laicus."°) Mit Rücksicht
is) In der Augsburger kel. Status von 1601
wird die Prozession der Bruderschaft vom hl.
Berg, die vor wenigen Jahren in Augsburg
aus kleinen Anfängen entstanden sei, als die größte
bezeichnet. Jos. Schniidlin, die kirchl. Zustande in
Deutschland vor dem 30jähr. Krieg. II (1910), 50.
2) A. a. O. Vl. 2. -h Daraus erklärt sich
sehr leicht sein Angriff auf Alber, der als Erster
lVi. Ldemnitii Ikeolo^ise äesuilarum praecipua
capita von 1562 bekämpfte. Wetzer u. Weltes,
Kirchenlexikon III- Sp. 116.
h Siebmacher/Hefner, Bürgerliches Wappen-
buch V, 31 s. v. XanZer.

darauf, daß Michael Zanger zugleich mit
einem Studenten aus Langenenslingen
bei Sigmaringen immatrikuliert wurde,
wird man unter 6in§a nur Bingen bei
Sigmaringen, nicht Bingen im badischen
Amt Staufen, verstehen dürfen. Mitte
September 1555 wurde Melchior Zanger
baccalaureus und Pfingsten 1557 Ma-
gister artiam.st lieber seinen Aufenthalt
und seine Tätigkeit in den nächsten drei
Jahren ist vorerst nichts bekannt. Indes
dürfte er in dieser Zeit die Priesterweihe
empfangen haben. Am 24. Sept. 1561
ist er bereits erwählter Propst von St.
Moriz in Ehingen bei Rottenburg. An
diesem Tage erhält er auch noch das
Kanonikat, das bisher Or. Anton Wid-
mann, richtiger wohl Ambros Wid-
mann, Zangers Vorgänger in der Prop-
steiwiirde, i 10. Juni 1561, innegehabt
hatte. Daß diese Nachricht im Freiburger
Senatsprotokoll') überliefert ist, könnte
auf die Vermutung bringen, Zanger fei
bis zur Wahl zum Propst von Ehingen
in Freiburg gewesen, kommt aber wohl
davon her, daß die Universität das Pa-
tronat über die Stadtpfarrei St. Martin
in Rottenburg besaß und der damalige
Inhaber derselben der Hinneigung zum
Luthertum sehr verdächtig war. Tatsäch-
lich versah auch Zanger 1562 bis späte-
stens 23. März diese Pfarrei unter großen
Widerwärtigkeiten. 1567 schlug er für
diese Pfründe seinen Stiftsprediger Lud-
wig Juug vor, mußte es aber erleben,
daß dieser 1576 auf dieselbe verzichtete,
ja das Jahr darauf vom geistlichen Ge-
richt zu Konstanz wegen seines ärgerlichen
Lebenswandels abgesetzt wurde?) Als
Zanger Propst wurde, war im Stifte
Verschiedenes nicht in bester Ordnung,
trotzdem noch zwischen dem 21. Juli 1560
und dem 27. März 1561 durch Weih-
bischof Jakob Eliner von Konstanz eine
Visitation vorgenommen worden war?)
Eine andere erfolgte durch denselben 1567.
Zanger benützte diese Gelegenheit zur
°) Herrn. Mayer, die Matrikel der Universität
Freiburg 1460—1656. I (1908), S.' 401 Nr. 31
u. S. 521 Nr. 3.
-h u. h A. a. O. u. Freib. Diöz. Arch. XXXI
(1903), S. 192.
°) Beschr. des O/A's. Rvitenburg I (1899), 398.
y A. a. O. I, 397 u. Freib. Diöz. Arch. IX
(1875), 6.
 
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