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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 29.1911

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Nr. 5
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Ein päpstlicher Legat ladet im Jahre 1561 die Reichsstadt Ulm zum Besuche des Konzils von Trient ein
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https://doi.org/10.11588/diglit.32978#0105

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— 79 —

zu demselben in zahlreichen Exemplaren
in die ganze Welt hinaus.
In der Reichsstadt Ulm überreichte
ein päpstlicher Legat nm Pfingstmontag
des Jahres 156t 26. Mai (6. Juni) dem
Rate die Bulle ^6 ecclesiae re^iman
mit dem unten falzenden Einladungs-
schreiben. lieber den denkwürdigen Akt
wurde das folgende Protokoll, das samt
der Bulle und Schreiben im Stadt-Archiv
Ulm liegt, abgefaßt:
,,UeIatio,
Was der päpstliche Legat, an die Herren
eines ehrsamen Rates geordnet, geworben
und was ihm hinwiederum vou einem
ehrsamen Rate geantwortet worden ist:
Im Jahre, als mau gezählt 1561
den 26. Mal (alt. Lai.), der da war Mon-
tag nächst dem Pfingsttag, sind von einem
ehrsamen Rat der Stadt Ulm zu dem
päpstlichen Legaten, Bischof (Name fehlt)
l^. !U., der am Pfingsttag selber nach
Ulm gekommen ist, folgende Herren ab-
geordnet worden:
Herr Ulrich Ehinger, Senior des geheimen
Rats;
„ Haus Kraft, d. Zt. Bürgermeister;
„ Christoph Neidhart n. . mm,
„ Thomas Lebzelter / -E.
Nachdem Seine Würde und Hoheit
verschienen Tags an den H. Bürgermeister
und einen Rat der Stadt Ulm hat gelan-
gen lassen, daß Dieselbe etliche manäata
und Befehle im Namen und von wegen
des Papstes an ihn den H. Bürgermeister
und einen Rat bringen werde, so bitte
Seine Würde, daß Etliche aus dem Rat
zu ihm abgeordnet werden. Deshalb hat
ein Rat aus besonderem gegen Seine
Hoheit geneigtem Willen die gegenwär-
tigen, meine gnädigen Herren, deputiert
mit dem Befehle, daß sie zuvörderst Seiner
Hoheit Befehl vernehmen sollen.
Darauf hat der Legat geantwortet:
Er bedanke sich, daß er dasjenige, so er
verhoffe, bei einem herrlichen Rate befun-
den. Was dann seine Befehle anlangt,
die ihm der Papst gegeben, so wolle er
sie in Kürze vortragen:
Die Heiligkeit des Papstes hat ein
Loncilium zu Trient zu halten angesetzt,
wie der Senat aus der Bulle und dem

Briefe an ihn entnehmen mag. (Der Legat
übergibt den anwesenden Herren dieSchrift-
stücke. Eines wolle er noch darzutun, daß
die Heiligkeit des Papstes einen Rat bitte
und in dem Herrn ersuche, der Rat wolle
seine oratoras oder Anwälte zu dem con-
cilin schicken und Vorsehung tun, daß sie
mit anderen: Königen, Fürsten und Her-
ren Grafen dem concüio beiwohnen wol-
len, was Gott angenehm nnd dieser Stadt
herrlich sein werde, Dieweil aber ein Rat
solches aus der Bulle vollkommener ver-
nehmen könne, so wolle er dasselbe nicht
länger auseinandersetzen.
Darauf antworteten meine Herren:
Sie müßten die Bulle und den Brief
sehen und durchlesen, um es zu glauben.
Darauf der Legat: Sie möchten zu
ihrer Gelegenheit den Brief ersehen und
einem herrlichen Rate referieren. Was
seine Person anlange, so wolle er gerne
dem Rate einen angenehmen Willen er-
zeigen.
Nun haben meine Herren in des Le-
gaten Herberg und vor desselben Gemach
(coenaeulum) die Bulle u. s. w. durch-
rieselten und dem Legaten durch mich (den
Protoeollfübrer Schilbök) das Folgende
anzeigm lassen:
Seiner Hoheit werde ohne Zweifel
wol bewußt sein, daß der H. Bürger-
meister und ein Rat viele Jahre her die
Augsburger Confession bekannt haben.
Dieweil dann ein Rat dieselbige Con-
fession mit etlichen des heiligen röm.
Reichs Chur- und Fürsten und anderen
Ständen auch noch zur Zeit bekenne, so
habe ein Rat sich vorgenommen, sich von
den Chnrfürsten u. s. s. nicht zu trennen.
Wo nun dieselben zu bemeltem Oon-
cilio ihre Anwälte schicken werden, so wolle
ein Rat, was sich in demselben gebührt,
handeln und wo ein Rat Seiner Hoheit
wieder angenehme Dienst erzeigen könnte,
so wolle er sich geneigt zeigen . . .
Legat darauf: Er wolle dies dem Papste
schreiben und da er einem Rat einen an-
genehmen Willen erzeigen könnte, wolle
er es gerne tun ..."
Das Einladungsschreiben des Papstes
Pins IV. an Ulin hat folgenden Wortlaut:
 
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