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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 29.1911

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Nr. 6
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96

Hinsicht auf die eigentliche Katastrophe, als auf
das einzig in diesem Feldzuge für die Oesterreicher
siegreiche Treffen bei Jungingen-Haslach am
1l. Oktober 1805 durch das jüngst erschienene
große französische Generalstabswerk: ,,Us Lam-
paAns cis 1805 en ^IIsmaZne par ?. L. Lum-
bert et ü. Lolin, 4 tomes, Paris, librairie mili-
tairs U. Lkapelot st Lo, imprimeurs-sciiteurs.
1904" eine wesentliche Berichtigung, bzw. Modi-
fikation erfährt. Danach sinkt z. B die franzö-
sische Niederlage bei Haslach (a. a. O, III tom, 1°
volums, cüap. 5 p. 499—554) auf einen ehren-
vollen Kampf der viel schwächeren Franzosen
gegen die nummerisch weit stärkeren Oesterreicher
herab. Die vielgerühmte Tapferkeit der letzteren
bei Elchingen erscheint in einem etwas getrübten
Lichte, wenn man die große Anzahl der sich ge-
fangen gebenden Oesterreicher in Betracht zieht.
Neu und überraschend-unbegreiflich wirkt die
Nachricht, daß der österreichische Feldmarschall-
leutnant Prinz von Hessen-Homburg am Schlacht-
tag, dem 14. Oktober 1805 morgens Isis Stunden
vor der Ankunft der Franzosen an der Donau-
brücke von Elchingen mit 2 Divisionen in der
Stärke von ungefähr 25000 Mann von Elchingen
nach Ulm abgerückt ist (a. a. O. III toin 2» vol.
p. 750, nots). Unerklärlich ist und bleibt ein
Rätsel, wie die starke Stellung von Elchingen,
dem Schlüssel zu Ulm, in den letzten Tagen nicht
durch die Oesterreicher, namentlich mit Positions-
geschützen, welche aus der nahen Festung noch
hätten herbeigeschafft werden können, befestigt
worden ist. Man ist erstaunt ob der Genauig-
keit, Detaillirtheit und dem Jneinandergreisen
all' der unzähligen, vollständig noch erhaltenen
und in dem bes. Werke reprodueirten französi-
schen Befehle und Anordnungen, Meldungen und
Journale und begreift, daß auf dieser Seite der
Umsicht, Pünktlichkeit und des militärischen Genies
der Sieg sein mußte!_ Beck.
IZscK. Wer Wlldhauer Georg Anton .Machein
ln Marchthal.
Prälat Ulrich Blank des Prämonstratenser-
Reichsstifts Marchthal ließ — nach Birkler, „Die
Kirchen in Obermarchthal", Stuttgart 1893, S.
41 — i. I. 1727 über dem Altar des hl. Tibe-
rius in der dortigen Klosterkirche einen großen
Baldachin von Georg Anton Machus aus
Ueberlingen a. B. um 170 fl. Herstellen. „Rings-
um halten 7 schwebende Engel Schilde mit ge-
schnitzten Darstellungen aus dem Leben des ge-
nannten Heiligen unter dem Löwen — unter
den Verführern — sich weigernd dem Götzenbild
zu opfern — im Feuerofen — mit Kolben ge-
schlagen — Teufel austreibend — in der Tortur.
— lieber dem Haupt erhebt sich ein kleiner silber-
ner Baldachin von gefälliger Form, 6 Pfd. fchwer
re." Dieser Bildhauer ist nun sicherlich kein
anderer als der Meister des im Jahre 1717 voll-
endeten im O.^., XI., 1893, No. 17—22 beschrie-
benen Schussenrieder Chorstuhlwerkes
Georg Anton Machein (s. B. Rueß, der
„wiederentdeckte Meister" im „Arch. f. christl.
Kunst" X No. 12 S. 105—107), welcher auch
nach Steinhaufen bei Schussenried 1730 u. i. I.
1728 nach Unter-Eggattsweiler einen Altar lie-
ferte, von welchen ersterer alsbald wieder beseitigt

wurde. Die verschiedene Schreibweise: Machein
und Machus ändert an dieser Identität nichts;
vielleicht führt diese verschiedene Schreibweise des
Namens nun auch in der Heimat des Künstlers
zu näheren Aufschlüssen über seine Persönlichkeit?!
Um Mißverständnissen vorzubeugen, fügen wir
noch bei, daß um die Wende des 17./18. Jahr-
hunderts auch ein Bildhauer Joh. Georg Macher
(aus?!) in Marchthal tätig war.
—cü. witnnnngMatl auf den MamrnKtag des
Vcslaten Zlard II. Verchtold von Schussenried
I. M- vyS-
Von freundlicher Seite wurde uns ein aqua-
rellirtes Bl. in 4° aus Perg, mit dem nicht übel
gemalten Bilde (Kniestück) des hl. Ambrosius
— vielleicht weil dies der Lieblingsheilige des
Vorstehers oder sein früherer Vornamen war —
mitgeteilt, dessenRückseite folgenden hübsch geschrie-
benen, jedenfalls von einem Konventualen (viel-
leicht ?. Alexander Kirchmaier) verfaßten Glück-
wunsch zum Namenstag des Abtes Siard II.
Berchtold des Prämonstratenserreichsstifts Schus-
senried (geb. in Füßen i. A. 1738, Abt von
1792—1803, i. I. 1795 enthält (ohne Angabe
des Dichters und Malers).
Siards II. Namenstag
gefeyert von treuen Söhnen.
Sey uns gegrüßt im Jubelton,
Du Siardstag: du Tag der Freude,
Dir jauchzt der Landmann, jauchzt der Sohn,
Und Dich und Siard segnen beyde!
Noch kennen unseres Stiftes Mauern
Beglückt durch Ihn — die Schrecken nicht,
Noch nicht das Weh und Ach, das Trauern,
Das nah und fern die Herzen bricht.
In eines frommen Herrschers Namen
Schützt Gott getreue Unterthemen. —
Dort haut in Staub und Dampf gehüllt
Ein Schwarm von Tausenden um sich;
Hier brausen Rosse, Aerzt erklirrt —
Solch liebel kennst du — Soreth! nicht! —
Kein Landmann sieht sein ausgeraubtes Dach
Von fern in Rauch und Flammen schwinden,
Kein Bruder sehnt umsonst der Freunde nach.
Weil sich hier Eintracht, Liebe finden. —
So schützt in Ihres Vaters Namen
Die Söhne Gott — und Unterthanen. —
O Gott, laß ihn im Bruderkreise
Geehrt, geliebt von allen,
Ja lange noch gut und weise
In unfern Armen wallen!!
Und segne stets durch Seinen Namen
Die Söhne und die Unterthanen!!!
Am Schluß ist noch folgendes Chronostichon
angebracht:
Lonkratrss seXstzlnta et VIII aOoraN sVa
U Ibant, plls, sX Votls. OkklLIa.
Diese gutgemeinten Wünsche sollten freilich
nicht in Erfüllung gehen: schon das Jahr darauf
wurden das Reichsstift und dessen Gebiet, wie
bekannt, von den Franzosen arg heimgesucht uud
in den Jahren 1799/1800 wiederholt von Kriegs-
völkern berührt und ihm i. I. 1803 durch die
Säkularisation ein Ende gemacht. Prälat Siard
starb i. I. 1816 in Sch.; sein in Oel gemaltes
Bildnis — Eigentum des Privatiers B. Kaeß
— hängt auf dem dortigen Rathause.
 
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