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Beck, Paul A. [Editor]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 29.1911

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Nr. 12
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Der hl. Dorn in Oberstadion
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.32978#0218

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192

Dankbarkhait auch zu Benedepung Wollfart Glükh-
Hail Segen und Seligkeit Ihm selbst, seiner Haus,
frawen, Ihre Dechtern, erben und nachkhmnmen
und besonvers aller seiner geliebten Kind vor-
eitern, Vatter und Muetter und aller Jrer un-
gehörigen Abgeleibten Seelen zu tröst und Hilfs
den hochheiligen Dorn der HI. Crone, so unser
Herr Gott und Seligmacher auf seinem hoch-
heiligsten Haupt getragen und sein allerheiligstes
Bluet vergießen Helffen. Welchen hl. Dorn vor-
gemelts meines freundlichen lieben Schwagers
Vorelltepn seligen Oiner mit Namen Herr Seu-
fried von Wembdingen Ritter vor zwaphundert
Jaren von dem Hailigen Landt mit sich gebracht,
und von Ihm meinem Schwager wie auch von
fünff Rittern mit großer Reverentz und ehrer-
pietung aufgehalten in Bedenkhung das laider
der hl katholische Römische Goetzdienst in seinen
Dorffern, Fleckhen und Kirchen dißer Zeit ver-
endert, dargegen aber Gott Lob und Dankh all-
hie in dem Löblichen Stifft zu Stadion in ordent-
lichem katholischem Meßen ist und fortgeet. Meiner
freundlichen lieben Fraw Muetter wie meiner
sreundtlichen lieben Hausfrawen und unfern er-
ben, Inhabern Stadion zu unfern Händen ge-
liffert und übergeben, dessen wir uns ganz freund-
vfleißig gegen Ihne bedankhen. Hierauf gerede
und versprich ich bei meinem adelichen Trewen
und glauben für mich und obgenannte meine
Zugeherigen und unsere Erben, das hinfüro zu
ewigen Zeiten wolgedachten meinen lieben Schwa-
ger seiner lieben Hausfrawen, Sön und Töchtern,
Item allen seinen Voreltern, Vatter, Muetter
und freundlich, von dene dißer hl. Dorn herge-
bracht und aller deren, so auß Iren Geschlechter
abgeschaiden fein und hinfüro ableiben werden,
ein ewiger Jahrtage auf den Zehenden Junii,
ahn dene Tag der hl. Dorn gen Stadion presen-
tiert und herrlich empfangen ward, oder so ein
Festtag darauf gefiele, den nechsten Werchtag
darnach järlich und unabgengig an dem orte,
alda solcher H. Dorn aufgehalten wierdet, gehalten
und begangen werde. So sich auch über Kurz
oder Lang Zeit begeben, welches Gott gnediglich
verleihen und mittailen wolle, das in den Dorf-
fern und desselben Kürchen von Wembdingen
die hl. Katholische Remische Religion wieder an-
gestellt und aufgerichtet, oder Welchs Gott gncdig-
lich verhieten wolle, daß ich oder meine Erben
die hl. Katholische Religion Endern, verlassen
müesten, oder Kaine eheliche Manspersonen von
Stadion von mir und meinen Sönen und Iren
Leibserben mer vorhanden und im Leben sein,
oder wir kain katholische Kirchen in unserer Ge-
walt mer hatten. Alsdann und von Stund an
sollen und wollen wir auf Jr erfordern bißen
hl. Dorn mit seinem Silberin Monstrenzlein,
darinnen er ist. Ohne alle Nachteil zu Iren sicheren
Händen und Gewalt, widerumü zustellen, liefern,
geben und einhendig machen, ohne alle ein und
widerred, und genzlich ohne allen Iren Kosten
und Schaden, alles bei Verffendung und An-
greiffung mein und meiner erben hab und guettcr,
getrewlich und ohne geferde. Zu urkhundt hab
ich Wolff Dietrich von Stadion bißen Briefs mit
aignen Händen underschrieben und mit meinem
aignen angeborenen adelichen Jnsigel besiglet.
Geben auf Samstag den zwainzigsten Monats-

tag Junii Nach Christi unseres Lieben Herrn
Seligmachers und Gottes gebürt, als inan zallt
funffzchn hundert neunzig und zwap Jar."
Wolff Dietrich von
und zu Stadion.

Kleinere jVlitteilungen.

6in tllmrr Weinkeller im vsrvorigen
Zaftrftunciert.
In einer intimen Schussenrieder Mönchs-
chronik kommen die Annalisten auch auf eine
Reise einiger Sch. Kanoniker i. I. 1743, bezw.
auf einen von denselben zu Ulm dem berühm-
ten H ibncr'schcn Weinkeller z. Hirschen abgestat-
teten Besuch folgendermaßen zu sprechen: Was
den ?. Pankraz (Nothelfer) einen dieser Wein-
reisenden, aber noch über den Münftcrthurm
hinausgefrcut hat, waren die kostbaren Wein-
keller des Herrn Hirsch wirths Hibner
(Hübner) alda, deren einer wie ein hl. Grab
nut etlich 70 Wachskerzen illuminirt war. Es
waren in selbem etliche 60 große und lange Faß
rangirt, welche alle mit oen kostbarsten Weinen,
als mit spanischen, ungarischen, italienischen und
französischen und allen ausländischen Weinen
angefüllt waren. In einem andern unweit da-
von entlegenen sahen sie zwar keine Fässer, wohl
aber viele 1000 in Sand und Stroh zum Ver-
kauf geordnete Bouteillcn. In diesem Keller
hatten sie die Weine erst recht verkostet und u. a.
einen 57jährigen getrunken. Es soll einer delikater
als der andere gewesen sein; derlei Keller hatte
Herr Hibner 7 in Ulm, einen zu Augsburg und
einen zu Frankfurt a. M.; er soll ein großer
Raison-Mann gewesen sein und allen hohen
Gästen, auch Kreisbeamten diese Weine gratis
zu kosten gegeben haben. Uebrigens soll ihre
Zeche für 7 Personen und 2 Pferde über Mittag
nur in 12 fl. bestanden haben. Als diese Gäste
Mittags bei der Tafel saßen, schickte ihnen Herr
Prälat von den Wengen, allwo sie vorher Mit-
tags und über Nacht waren, seinen Kammer-
diener zu mit der frohen Zeitung, daß am Diens-
tag N M. um 2 Uhr Se. kais. Majestät zu El-
ch ing en, allwo sie kaum vor 7 Stunden ge-
wesen, mit 62 Postpfcrden durch und nach Frank-
furt und Hanau zu dem König von England auf
der Reise begriffen sei, um sich mit ihm des Frie-
dens halber mit der Königin von Ungarn zu unter-
reden, als mit welcher der Waffenstillstand wirk-
lich geschlossen sei. — Und nun redete Alles von
einem baldigen Frieden. Uck.
 
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