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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 13.1922

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Elftes Heft
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Schwitters, Kurt: Franz Müllers Drahtfrühling
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Heinar, Kurt: Verleben Lacht: Lisa M. zu Eigen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47210#0210

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veranlasst gesehen, den Mann rechtzeitig
festzunehmen. Der Festnahme aber habe
dieser sich leider plötzlich und unerwartet
durch derartig übereilte Flucht entzogen,
dass diese auch behördlicherseits leider nicht
mehr verhindert werden konnte, zumal da
die Polizei zu jener Zeit und an jenem Orte
leider nicht über ausreichende Kräfte verfügt
hätte. Leider ereigneten sich dabei oder viel-
mehr infolgedessen einige höchst bedauer-
liche Unglücksfälle, und nun folgt die Auf-
zählung derselben. Die anwesenden Zurück-
gebliebenen wurden als Zeugen notiert. Alves
Bäsenstiel nannte sich bei dieser Gelegen-
heit Lutetius Hagedorn. Darauf folgt die
behördliche Beschlagnahmung der Leichen.
Die Leute wurden gestempelt, gewogen, auf
Trichinen untersucht und in die Leichen-
schauhalle gebracht zwecks Feststellung
ihrer Personalien, eine der Hauptaufgaben
der hiesigen Polizei.
Ein mit Ziegenböckchen bespannter buck-
liger Jüngling aber lief mit einer elektrischen
Schelle durch die Strassen von Revon und
rief: „Ausserordentliche Sitzung des Parla-
mentes, ausserordentliche Sitzung des Par-
lamentes, es handelt sich um nichts Ge-
ringeres, als um den Ausbruch der grossen,
glorreichen Revolution.“
Fortsetzung folgt

Verleben Lacht
Lisa M. zu Eigen
Erste Stimme
Zweite Stimme
Mein müdes ungeruhtes Falten
Mein nahes unbelauschtes Leuchten
Das leise Lassen meines Blutes
Dunkel Du
Beblühen Deine hellen Hände
Bekenne unverlornes Schluchzen
Dein lächelkleines banges Knien
Verringt das Taglicht enden soll
Umleide unbegangene Wege
Bewerde Du Dein scheues Schüchtern
Umschmeiden Unrast Geigen glocken
Verseiden blassen bären Lust
Mein mondlicht weisses Silberboot
Ich sinke in Dein Lockenlachen

Besingt den Wegsaum wiegen Wälder
Besterne seegesonnte Wiesenblumen
Weiden Tränen golden Talblau
Weinen weiter in die Welt
Ich will das Lächeln Deiner Augen fragen
Dein Ufersehnen sucht die Nacht
Dein haingehegtes Läuten schreit
Verwunden ringt verliebe Lust
Dein Hall zerschämt verherzen Taublut
Belacht das Bitten Deines Wollens
Und winkt verbluten loses Lüstern
Dein Klang verhallt
Das Echo Deines Schreitens
Zerschreit das Schlagen erster Stunde
Und wächst verwinden lechzen Leben
Beweine ewig ungefundenes Dasein
Behüte handlos stilles Sternenlicht
Und senke Deine Atemstirne tief
Ich rufe renke sattes Rot
Vergehre schlaflos ungeträumte Schluchten
Ich will mein Sehnen überbrennen
Den Schrei der Hunderttausende umbogen
Dein Lippenmund zerröten Kuss
Zersieden Sonne Blühen Blatt
Dein Blick zerwühlt das Sommerkleict
Verblende kalte kralle Schatten
Und lass die Eine Nacht vorbei
Du beugst Dein Knie in weiche Betten
Du blickst den Abgrund heisser Scham
Und Licht bricht durch zerwelten Wir
Und Du
Ich hebe meine Hände auf
Und falte losgelöstfdas heisere Hassen
Umwiege frage.;.Deinen Schoss
Ich will Dich küssen
Du
Das Licht
Verhalte5mir das Stöhnen stiller Stunde
Bewehre Uns das Fliessen allen Blutes
Und blicke müde welke Matten
Ich hebe Deine Hände auf
Dein Kuss
Ich sehe wehe Sterne Dir entreissen
Beeilt der Nähe zu entfliehen
Und dunkelt Knie das Auge ruht
Und klein steht Du
Das Lächeln vor der Tür
Ich sehe Du
Ich halte mein Herz kalt
Verhallt das Bluten meiner Wunde Schrei
Zerschreit

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