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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 12.1912/​1913

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Heft 38
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XU, heft 38.

Die Werkstatt der Runst.

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worden, das in van't Hoffs Geburtsort Rotterdam nach
den Plänen des Bildhauers Lharles van Wyk im Haag
errichtet werden wird. Der übrigbleibende Betrag wird
der Van't-Hoff-Stiftung überwiesen, deren Zinsen zur
Förderung von Untersuchungen im Gebiet der reinen und
angewandten Ehemie dienen sollen. Kl
Hannover. (Wilhelm-Busch-Denkmal in Wieden-
sahl.) Das Komitee für das am Geburtsorte des Künst-
lers zu errichtenden Wilhelm Busch-Denkmal hat in feiner
letzten Sitzung den sofortigen Beginn der Fundamentie-
rungsarbeiten für das Denkmal beschlossen, dessen Ein-
weihung im September erfolgen wird. Von den un-
gefähr (6000 Mk. betragenden Kosten sind etwa 8-(oo Mk.
durch Sammlungen aufgebracht. Der Denkmalsentwurf
stammt von Prof. Gundelach und Architekt Lühr-han-
nover. Das in Sandstein hergestellte Denkmal wird in
der Mitte das Bronzerelief Wilhelm Bufchs zeigen. K!
Nürnberg. (Bismarck-Denkmal für Nürnberg.) Nach
dem Entwurf des Münchener Bildhauers Prof. Josef
Floßmann wird in Nürnberg ein Bismarck-Denkmal er-
richtet werden. Den architektonischen Teil des Denkmals
übernimmt Prof. Or. Theodor Fischer. K

—Staailicke unci Slaäriscke Runslpflege —
München. (Kunst und Polizei.) Der vor kurzem ge-
gründete Münchener Schutzverband deutscher Schriftsteller
nahm zu skandalösen Zenfurvorgängen Stellung. Er faßte
in einer Versammlung die Resolution, „daß es nach den
letzten Erfahrungen mit der würde eines deutschen Schrift-
stellers nicht vereinbar fei, dem Zensurbeirat der Münchener
Zensur anzugehören". In kurzem wird eine große
öffentliche Volksversammlung über das Thema:
„Kunst und Polizei — Münchener Zensurverhält-
nifse" verhandeln. Kl

Kris RünMer- unä Runslvereinen —

Berlin. (Frauenkunstverband.) vom -(.—6. Mai fand
in Frankfurt a. M. die Tagung des neugegründeten
Frauenkunstverbandes statt. Dieser Verband bezweckt
den Zusammenschluß aller in der bildenden Kunst berufs-
mäßig arbeitenden Frauen und hat zum Ziele die gegen-
seitige Förderung in allen beruflichen und wirtschaftlichen
Fragen. Die zahlreich besuchte erste öffentliche Versamm-
lung wurde von Eugenie Kaufmann-Mannheim durch
eine kurze Ansprache eröffnet, die noch einmal die Absichten
und Ziele des Verbandes darlegte. Alle Referentinnen
betonten besonders, daß schon die Mitarbeit solcher Frauen,
deren Namen im Kunstleben einen guten Klang habe, wie
Käthe Kollwitz und Dora Hitz, Bürgschaft gewähre, daß
der Frauenkunstverband stets nur die (Qualitätsarbeit fördern
und zur öffentlichen Geltung bringen werde. Auch wolle
der Verband durchaus nicht eine Absonderung anstreben,
sondern stets bereit sein, mit den bestehenden Künstler-
vereinigungen Hand in Hand zu arbeiten. Sehr eingehend
wurde die Internationale Ausstellung für Buchgewerbe
und Graphik Leipzig (9(-( besprochen, für die eine Ab-
teilung: „Die Frau im Buchgewerbe" vorgesehen ist. Frl.
Lurenburg berichtete als Delegierte des Frauenausschusses
über die nunmehrige Gestaltung dieser Gruppe. Ferner
wurde beschlossen, ein Flugblatt auszuarbeiten, das auf
die wirtschaftliche Lage der bildenden Künstlerin aufmerk-
sam machen und Ziele und Nutzen der Organisation klar-
legen soll. Auch sollen Auskunftsstellen eingerichtet weiden.
Dann wurde beraten über die Einrichtung von Verkaufs-
vermittlungsstellen und die Schaffung von Ausstellungs-
gelegenheiten. Die Vorstandswahl hatte folgendes Er-
gebnis: (. Vorsitzende: Käthe Kollwitz; Vorsitzende und
Leiterin der Geschäftsstelle Berlin: Marta Dehrmann;
der Geschäftsstelle Mannheim: Eugenie Kaufmann.
Dem Hauptvorstande gehören außerdem an die Damen:

S. Bandel, Ida Dehmel, M. v. Eickhoff-Reitzenstein, Dora Hitz,
Frau Horn Aippelius, Frieda B. v. Ioeden, Anny Löwen-
stein, F. Menzhausen-Labriola, A. v. Mertens, Sabine Reicke,
M. w. Röderftein, Frau Stadecker, Eva Stört, Frau wolf-
thorn. Ferner als Vertreterinnen des Bundes Badischer
Künstlerinnen: Erna v. Parseval-Baden-Baden; des Ver-
eins Düsseldorfer Künstlerinnen und Kunstfreundinnen:
Henny Kummerfeld-Düsseldorf; des Mainzer Künstlerinnen-
vereins: Frl. Best-Mainz; des Künstlerinnenvereins Thü-
ringen: Frl. Reinbach-Kassel; die bisherigen Mitglieder sind
vertreten durch Frau Stegmeyer-Darmstadt. Als Grt der
nächsten Tagung wurde Berlin gewählt; für (9(5 ist
Düsseldorf vorgesehen. - Kl
Berlin. Die Hauptversammlung der „Freien Vereini-
gung der Graphiker zu Berlin" fand satzungsgemäß
im Mai statt. Die Einnahmen des letzten Jahres betrugen
2H9(,52 Mk., die Ausgaben (-((?,so Mk., so daß ein Be-
stand von ! 075,92 Mk. verbleibt. Einstimmig wird dem
Vorstande Entlastung erteilt. Die Vorstandswahl ergibt
die Wiederwahl der bisherigen Herren, und zwar bleibt
Prof. Hans Meyer (Vorsitzender); Johannes Plato (Schrift-
führer und Kassierer); Otto protzen (Kassenxrüfer). Der
Jahresbeitrag für die ordentlichen Mitglieder wird, wie in
früheren Jahren, auf H Mk. festgesetzt. Zur Feier des
(-(jährigen Bestehens wurde, unter zahlreicher Beteiligung
der Mitglieder, ein Ausflug nach Neustrelitz, Neubranden-
burg und Stargard in Mecklenburg unternommen, der allen
Teilnehmern hoffentlich in schönster Erinnerung bleibr.
Johannes Plato, Schriftführer, Berlin-Schöneberg,
Gothaer Straße 5. Kl
Hamburg. (Der Kunstverein in Hamburg) versandte
folgendes Rundschreiben: „Aus Mitgliederkreisen sind
in den letzten Wochen Beschwerden an uns gelangt, die
gegen das Ausstellen von Werken sogenannter „mo-
derner Künstler" protestieren. Den Anlaß dazu gab
unsere gegenwärtige, eines sich sehr regen Besuchs er-
freuende Ausstellung, auf der die Künstler Gthon Friesz,
F. v. Knapitsch, Robert Genin und Prof. E. R. weiß mrr
Kollektionen vertreten sind. Außerdem sind noch zwei
Bilder von Renoir, vier von van Gogh und vier von
Trübner ausgestellt, wir glauben nicht, daß sich der Un-
wille gegen diese letzteren Bilder richtet, wir glauben dics
um so weniger, da wir öfter beobachteten, daß das In-
teresse der Unzufriedenen fast ausschließlich bei den Werken
der genannten jüngeren Künstler festgehalten wurde. Vielen
genügte schon ein nur wenige Minuten dauernder Aufenr-
halt in der Ausstellung, um so entrüstet zu sein, daß sie
dem kräftigen Ausdruck verliehen. Feuerbach sagt:
Kunstwerke sind wie Fürsten, man muß warten,
bis man von ihnen angeredet wird. Der Künstler
soll nicht die Sprache des Publikums annehmen, um ver-
standen zu werden, im Gegenteil, es soll der Beschauer
die Sprache des Künstlers erlernen. Dazu aber
fehlt, so glauben wir, vielen der gute Wille, und darin ist
wohl der Hauptgrund der schnellen Ablehnung zu suchen.
Es ist immer bedenklich, in der Kunst von „alter" und
von „moderner" Richtung und von dem „Schönen" zu
sprechen, da diese Begriffe nicht klar sind. Jeder versteht
etwas anderes darunter. Es gibt nur eine Kunst. Das
Wesen der Kunst bleibt immer dasselbe, es ändert sich nur
die Form, wäre letzteres nicht der Fall, dann könnten
die Maler ihre Palette aus der Hand legen, es würde ja
doch alles, was sie machen, nur eine Wiederholung deffen
sein, was mit höchster Meisterschaft schon oft gemalt wor-
den ist. weicht nun aber die Darstellung von der jeweilig
sanktionierten Form ab, dann sind viele darüber erzürn:.
Das ist eine ganz bekannte, immer wiederkehrende Erschei-
nung. Sie ist fast so alt wie die Kunst selbst. Und trotz-
dem sich die Tatsache immer wiederholt, daß die vornehmsten
Träger der Entwicklung anfangs verkannt und verhöhnt
wurden, wird das Publikum in seiner Stellungnahme nicht
vorsichtiger. In solchem Verneinen liegt aber eine große
Gefahr. Bei diefem Anlaß wird von einigen Mitgliedern
die Forderung erhoben, auch die „alte Kunst" zu zeigen.
 
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