Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 12.1912/​1913

DOI Heft:
Heft 28
DOI Artikel:
Vermischter Nachrichtenteil
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.53854#0400

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
388

Die Werkstatt der Run st.

XII, Heft 28.

Idee zugrunde zu legen, bei welcher die Vierteilung weniger
stark hervortritt und je nach seiner Auffassung etwa The-
mata wählen, wie.Sieg', .Pferderennen', .Tanz', Mädchen-
reigen' oder andere Motive, die Gelegenheit geben, schöne,
rhythmische Bewegungen vorzuführen. Dieses sehr er-
strebenswerte Ziel würde auch zu erreichen sein bei mehr
philosophisch gerichteten Motiven, wie .Ringen der Mensch-
heit' oder .Geistesleben der Menschheit' oder dergl. Ferner
könnten Darstellungen aus der antiken oder germanischen
Mythologie in Betracht kommen, letztere etwa in Anleh-
nung an Wagners Musikdramen. — will man endlich im
Hinblick auf die Bestimmung des Museums Themata be-
nutzen, die sich auf die Kunst beziehen, so würde es sich
vielleicht weniger empfehlen, die vier Gattungen der Kunst
(Architektur, Bildhauerei, Malerei und Kunstgewerbe) zu
behandeln, als vielmehr eine besondere, auf die Kunst be-
zügliche Idee, wie etwa .Die Veredelung der Menschheit
durch die Kunst'. — Schließlich sei daran erinnert, daß
selbstverständlich die künstlerische «Dualität der Reliefs durch
einen besonders tiefsinnigen Inhalt an sich keineswegs ge-
hoben werden würde, und daß sogar von schwer zu deuten-
den Darstellungen entschieden abgeraten werden müßte." —
Man kann nun nichts dagegen haben, daß sich Privatleute
ein Bild des Kunstvereins anlosen lassen oder sich mit
dem Prämienblatte begnügen, aber in bezug auf die „Bilder
zu öffentlichen Zwecken" bin ich objektiv derselben Mei-
nung wie der eigentlich ja nicht uninteressierte Landschafts-
maler in Wilhelm Schadows „Modernem vasari", nämlich
der: daß „alles darauf ankomme, die Statuten von diesem
albernen Kapitel zu reinigen". Gegen meine Gründe
scheint mir der Einwand, daß manche Kirchen wie Scheunen
aussehen würden, wenn der Kunstverein ihnen keine Bilder
schenkte, nicht stichhaltig zu sein. Ich fürchte die Danaer
eben vorzüglich dann, wenn sie schenken. ?. lVl.
Paris. (Das Haus Edouard Detailles als Uni-
formenmuseum.) Edouard Detaille, der jüngst verstor-
bene pariser Maler, ohne Zweifel mit seinen Soldaten-
bildern der populärste französische Künstler unserer Zeit
und von seinen Widersachern gern Militärschneider genannt,
hat sein Pariser Haus einer Gesellschaft hinterlassen, die
daraus ein Uniformenmuseum machen soll. Detaille selbst
hatte eine große Uniformensammlung, die in dem neuen
Museum gezeigt werden soll. Der zweite Stock soll, wie
die „Kunstchronik" berichtet, die Malereien Detailles aus-
nehmen, soweit sie nicht nach seiner letzten Verfügung von
zwei dazu ernannten Freunden für die Aufbewahrung un-
würdig erklärt und verbrannt werden. Unter diesen Freunden
ist kein moderner Kritiker. Als weitere, etwas seltsam an-
mutende Bestimmung des Testamentes sei noch erwähnt,
daß Detaille einen seiner Freunde beauftragt, über die
Errichtung eines Denkmals für ihn zu wachen, wonach
wir also eine Statue des Soldatenmalers für Paris er-
warten dürfen, zum Teil von Detaille selbst bezahlt.
Lin neu entdecktes Lutherbildnis Lranächs. Lin bisher so
gut wie unbekanntes Bildnis Luthers von der Hand Lukas
Lranachs des Jüngeren hat jetzt der Kommandant der
Wartburg, Vberburghauxtmann v. Lranach, ein direkter
Nachkomme des Künstlers, ans Licht gezogen und für seine
Lranach-Sammlung erworben. Lranach hat da Luther etwa
um t5H0 gemalt, wie er noch in der vollen, reifen Kraft
seiner 57 Jahre aus die Vollendung seines Lebenswerkes
zurückblicken konnte. Wohl ist ihm im Lebenskämpfe das
volle Haupthaar leicht ergraut, doch das Helle braune Auge
schaut klar und unerschrocken geradeaus. Im Priesterornat
trägt er in der Linken die Bibel, darüber in leicht redender
Geste ruht die rechte Hand. Das vorzüglich erhaltene Bild,
das die Signatur des Meisters trägt, ist nach dem Urteil
Vr. Max I. Friedländers, des Direktors am Berliner Kaiser-
Friedrich-Museum, eines der besten uns erhaltenen Luther-
bildnisse.
Berlin. Der von Herrn wedexohl an die Abonnenten
der Modellbörse ergangenen Einladung zu einer Zu-
sammenkunft waren leider nur sehr wenige gefolgt. Gleich-

wohl benutzte der Linberufende die Gelegenheit, über die
bisherigen Erfolge zu berichten und einen Kaffenbericht zu
erstatten. Aus ersterem ging die zweifellose Notwendigkeit
der Einrichtung hervor, aus letzterem, daß die Fortführung
des Unternehmens in der bisherigen Form nur durch per-
sönliche Opfer an Zeit und Ausgaben möglich wäre. Dar-
aus folgt, daß entweder die Zahl der abonnierenden
Künstler — jetzt sind es ca. ^50 — sich verdoppeln muß
oder daß die Abonnementsbeträge zu erhöhen find. Da
jenes nicht von heute auf morgen zu erwarten ist, bleibt
nur dieses übrig, und so wurde von interessierter Seite
folgender Vorschlag eingebracht: Statt des bisherigen
Abonnementspreises von ^.50 Mk. ist ein solcher von 2 Mk.
für das Quartal zu zahlen, der noch bester in Form von
Semesterbeiträgen einzuziehen wäre. 2. Schulen, die dauernd
Bedarf an Modellen haben, sollten sich zu einem erhöhten
Betrage von s Mk. im Semester bereiterklären, z. Nicht-
abonnenten (Künstler) können die Vermittlung in Anspruch
nehmen durch Zahlung von 50 Pf.; nach perfekt gewordener
Vermittlung wären nochmals 50 Pf. an die Modellbörse
zu zahlen. Modelle, die durch die Modellbörse einen
Verdienst von über ^o Mk. zugewiesen erhalten, haben
gleichfalls 50 Pf. Vermittlungsgebühr zu entrichten, die
vom Künstler abzuziehen und einzusenden sind. Es läge
im Interesse der Künstlerschaft Berlins und wäre ein Be-
weis für die Fähigkeit, sich zu organisieren, die man ja so
gern den Künstlern abspricht, wenn dieser Vorschlag wohl-
wollend ausgenommen würde oder — Berufenere einen
besseren machten, zur Sicherung des Unternehmens, das
eben sonst eingehen muß. Neben der Bedeutung dieser
Frage traten die anderen zurück, wie die Wahl eines paffen-
den Lokales, die aber auch sehr gefördert wurde, wie die
die Anregungen für Wohlfahrteinrichtungen zugunsten der
eingetragenen Modelle, über die Herr Fuchs berichtete nach
seinen Erfahrungen mit dem Münchener Modellunter-
stützungsverein, für den übrigens die Münchener Künstler
einen monatlichen Beitrag von 2 Mk. zahlen! Dieses
alles dürste eine spätere Sorge sein, wenn erst die Modell-
börse selbst gesichert ist, gesichert auch über magere Sommer-
monate hinaus und zu einer ständigen Einrichtung im
Kunstleben Berlins sich entwickelt hat. Ls ergeht daher
an alle Künstler, die dem Unternehmen noch fernstehen,
nochmals die Bitte, sich ihm anzuschließen, und an alle,
die ihm treu blieben, der Dank dafür und die Bitte, die
aus den einzelnen fallende Mehrbelastung zu ertragen.
Abonnementserklärungen für den Sommer werden jetzt
schon entgegengenommen und erbeten. Auch Meinungs-
äußerungen und Vorschläge, denen die „Werkstatt der Kunst"
wohl gern ihre Spalten östnen würde. K.

Literatur»

Der Neubau -es Bayerischen Nationalmuseums
in München. Herausgegeben mit Genehmigung des
Königlichen Staatsministeriums des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten. Verlagsanstalt F. Bruckmann
A.-G. in München. Die Publikation entspricht dem monu-
mentalen Lharakter des von Prof. Gabriel von Seidl
ausgesührten Baues. Auf 82 Tafeln in Lichtdruck und
Lithographie sowie 50 großen Abbildungen werden die
kostbaren Schätze des reichhaltigen Museums dargeboten,
begleitet von einem historisch einleitenden Texte aus der
Feder des Reichsarchivsekretärs Or. Ivo Striedinger. Die
Abbildungen und Tafeln geben ein vollständiges Bild des
Museums: 27 Außenansichten, tO7 Innenansichten, lo Pläne
und Konstruktionszeichnungen. Der Preis des in Lein-
wand gebundenen Werkes ist 70 Mk.

-4. §c/rrrtr/na/r/r r'/r ^lü/rc/re/r öer, cken
E/>/e/r/e/r.
 
Annotationen