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Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

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Bertram, Adolf: Das eherne Taufbecken im Dome zu Hildesheim, [1]
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Keussen, Hermann: Die altkölnische Borte
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Schröder, Alfred: Spätgothik und Protestantismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.3912#0105

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149

1900.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

150

mit Führerstab und Aaron mit Salbölkrug (oder
Weihrauchtopf). Die Inschrift
Virgo viget flore; parit Alma vigenle pudore
stellt die wunderbar entstandenen Blüthen und
Früchte des Aaronstabes in Vergleich mit dem ■
Wunder der jungfräulichen Mutterschaft. Aehn- j
liehen Anklang haben die Texte des benach- |
harten Brustbildes Salomons am Knauf: Florcs
mei fruetus honoris et Iwncstatis, und des am
Altäre stehenden Moses: Prophctam suscitabil
de filiis vestris. Prophetisch und bezeugend ver-

künden endlich Christi Messiasamt und Herrschaft
folgende Propheten und Evangelistensymbole
am oberen Kesselrand: Isaias sagt: Egredictur
virga de radice /esse. Jeremias: Regnabit
rex et sapiens erit. Daniel: Onmcs populi et
tribus et lingue ipsi servient. Matthäus: Ipse
salvum faciet populum suum a peccatis eorum.
Lukas: Dabil Uli Dominus sedem Davidpalris
ejus. Johannes: Verbum caro /actum est.

(Schlafs folgt.)
Hildesheim. Adolph Bertram.

Die altkölnische Borte.

m ersten Hefte des gegenwärtigen
Jahrganges dieser Zeitschrift hat der
Herausgeber es wahrscheinlich ge-
macht, dafs in den Kölner Klöstern
und Konventen die Anfertigung von Borten
betrieben wurde, zumal wegen ihrer fast
ausschliefslichen Verwendung im kirchlichen
Dienste. Ich bin nunmehr in der angeneh-
men Lage, zwei ganz bestimmte Quellenstellen
zum Erweise dieser Vermuthung beibringen
zu können.

Im Jahre 1456 sah sich der Kölner Rath
veranlafst, wegen der vielfältigen Klagen der
Seidespinner über die illoyale Konkurrenz der
geistlichen Anstalten den letzteren eine be-
stimmte Einschränkung der Produktion aufzu-
erlegen. Zunächst liefs er das Seidespinnen
in den Klöstern nur mehr auf zehn Jahre zu
und setzte die Menge der zu verspinnenden
Seide im Einzelnen genau fest. Dem Schelen-
Konvent auf der Gereonstrafse, wohl dem
gröfsten Konvente (später Kloster Grofs-Naza-
reth), wurde überhaupt das Seidespinnen um

Lohn verboten ,anders dan so vijll sij der be-
hoeffden zo den borden, lijnen, frenssen ofl
knoeffen zo machen' (Rmem. 2, 70 b, 71a).

Vierzehn Jahre später, im Jahre 1470, ver-
wandte sich der damalige Dechant von St. Ge-
reon, Landgraf Hermann von Hessen, der
spätere Erzbischof, mit anderen angesehenen
Personen nochmals für die Schwestern auf der
Gereonstrafse beim Rathe, dem er vorstellte,
dafs jene mit ihrer Hände Arbeit ihren Unter-
halt erwerben müfsten und zudem nur für
kirchliche Zwecke arbeiteten (ad dimittendum
ipsas in laboribus manuum suarum attento, quia
per labores manuum haberent victum et vesti-
tum et sine illis deficerent, etiam solum la-
borarent circa vestes et ornamenta ec-
clesiarum et non intromitterent se de secu-
laribus (laicalibus) operibus sen laboribus). In
seiner ausweichenden Antwort wies der Rath
auf die Klagen des Wappenstickeramtes über
die Klosterarbeit hin (Memorialbuch des Pro-
tonotars, C 32, 7 a).

Köln. Herrn. Keussen.

Spätgothik und Protestantismus.

er das litterarische Schaffen der Dresdener
Professoren Cornelius Gurlitt und August
Schmarsow auch nur oberflächlich ver-
folgt hat, wird in ihnen die Meister er-
kennen, deren Spuren Erich Haenel in der Schrift
»Spätgothik und Renaissance«1) mit jugendlicher Be-
geisterung folgt. Die Idee, ftlr die er seine Lanze
bricht, ist »Ehrenrettung« der Spätgothik. Allerdings
gilt auch ihm die Kunst des ausgehenden Mittelalters
als eine Abkehr von dem Grundprinzip der Gothik,
vom struktiv-organischen Geiste. Aber dafs ihr das

') Mit dem Untertitel: »Ein Beitrag zur Geschichte
der deutschen Architektur vornehmlich im XV.Jahrh.«
Mit (10 Abbildungen im Text. (Stuttgart, Neff lb99).
8», 114 S. Geb. 5,50 Mk.

Verständnifs für das architektonische Problem der
Gothik verloren geht, ist nach H. nicht als ein Ver-
fall zu betrachten; habe doch die Ilochgothik an
schweren inneren Mängeln gelitten, die sich nach
Gurlitt2)-Haenel (10) in den Satz zusammenfassen
lassen, dafs sie »in ihren erhabensten Schöpfungen«
einen »orthodoxen, wenn man so sagen darf, katho
lischen Zug« in sich trug. Indem der Stil in der Spät-
gothik die bisher befolgte Richtung verläfst.hört die orga-
nische Durchbildung des Bauwerkes mit der bewun-
derungswürdigen Folgerichtigkeit ihrer Ausdrucksmittel
auf, das Ziel des architektonischen Schaffens zu sein.
Beschränke man sich nun in der Beurtheilung der
') »Kunst und Künstler am Vorabend der Re-
klination«. (Halle 1890) 69; 130.
 
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