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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Schinnerer, Johannes: Sebastian Dayg als Glasmaler
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0043

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49

1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

50

Trinkgläser genannt, 1555 ist von „Bastian
Dagys glasers wittib" die Rede.

Soviel mir bekannt, hat man bis jetzt noch
nicht versucht, für die urkundlich deutlich
genug bewiesene Tätigkeit Daygs als Glas-
maler Beispiele anzu-
führen, doch existie-
ren in der Kunst-
sammlung zu Mai-
hingen bei Nördlingen
einige Rundschreiben,
die eng mit seinen
Tafelbildern verwandt
sind.

Es sind vier ziem-
lich große, farbige, zu
einer Serie gehörige
Rundscheiben, die
zwar ziemlich schlecht
erhalten, doch wenig-
stens von modernen
Restaurationen völlig
frei geblieben sind.
Die erste stellt die
Verkündigung Maria
dar; das Gemach, in
dem die Szene spielt,
ist in den Details voll-
ständig Renaissance,
ein großes Flickstück
rechts mit der Dar-
stellung einesTriumph-
bogens beweist, daß
noch mehr Scheiben
zur Serie gehörten, die
zerbrochen sind. Die
Geburt Christi (Abb. 1)
ist das best erhaltene
Stück. Die Anbetung
der Könige (Abb. 2),
die figurenreichste
Scheibe, ist wieder
durch ein großes Flick-
stück entstellt. Das

letzte erhaltene Bild ^^^^^^^^^^^^^
ist Christus als Weltenrichter auf dem Regen-
bogen thronend; unten entsteigen Mann und
Frau dem Grab. Auch diese Tafel enthält
mehrere störende Ausbesserungen, der Rand
ist bei keiner Scheibe völlig intakt erhalten.
Nur einzelne Reste beweisen, daß er ursprüng-
lich aus blauen Gläsern bestand, die mit
Rankenmustern oder mit einem wellen-

Abb. l.

Abb. 2

förmigen, stilisierten Wolken ähnlichen Orna-
ment geschmückt war. In ähnlicher Weise
ist auch der Hintergrund der Szenen verziert.
Die Autorschaft Daygs spricht sich be-
sonders in den Typen aus. Der Kopf der
Maria mit der dicken
rundlichen Nase, der

charakteristischen
Form der Nasenflügel
und den etwas aufge-
worfenen Lippen fin-
det sich auf allen
bekannten Werkendes
Meisters wieder, vor
allem auf der Ver-
kündigung im Nörd-
linger Museum; eben-
so ist das kleine, ver-
krüppelte Ohr, das
Dayg liebt, häufig an-
zutreffen, und auch die
Faltengebung ent-
spricht durchaus sei-
nem Stil: sowohl die
an Schäuffelein er-
innernde Art, die Ge-
wänder in einige große
Falten zu legen, wie
auch die andere Weise,
die Gewandmassen in
eine Menge von klei-
nen, meist parallel
laufenden Fältchen
aufzulösen, wie sie am
besten in dem Mantel
des richtendenChristus
zu beobachten sind.
Die Gestalt des Joseph,
der Holz hackt, erin-
nert an den Hohe-
priester auf der „Dar-
stellung Christi" im
Nördlinger Museum,
und Figuren wie die

______________________t zwei Könige auf der

Anbetung sind unter den Aposteln auf dem
„Tod Maria" in dem gleichen Museum nicht
schwer zu finden.

Im großen und ganzen unterscheiden sich
jedoch unsere Scheiben von diesen Werken
vorteilhaft durch die etwas dezentere Zeichnung.
Solche Plumpheiten wie der Fuß des Engels
auf der Nördlinger Verkündigung kommen
 
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