Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

DOI Artikel:
Keussen, Hermann: Miniaturen aus einem Antiphonar des Kölner Klarenklosters
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0045

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
53

1909.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

54

Das dritte Blatt beginnt: num cepi et
exuxexi (!), quoniam dominus suscepit me,
alleluia, alleluia. Ps. Domine quid ? R. Angelus
domini. Die Miniatur des Buchstabens A
stellt die Auferstehung Christi aus dem Grabe,
die Kreuzesfahne in der Hand, dar. Auf die
Auferstehung weisen auch die Textesworte auf
derselben Seite hin: Surrexit dominus de
sepulchro. Neben der Miniatur stehen in
senkrechter Schrift die Worte: Henricus de
Cusino, ora pro me.

Während durch Blatt 1 die Zugehörigkeit
der Blätter zu einem Kloster des Franziskaner-
ordens erwiesen wird, geben die auf den
beiden anderen Blättern genannten Personen
genügende Anhaltspunkte, um sie dem Kölner
Klarenkloster zuzuschreiben.

Aus den Schreinsbüchern ist es bekannt,
daß i. J. 1350 Grete, die Witwe des Bäckers
Johann v. Königsdorf, zwei Häuser in der
Friesenstraße2) an das in der Nähe liegende
Klarenkloster schenkte. Die Vermutung liegt
nahe, daß die auf Blatt 2 genannte Schwester
gleichen Namens eine Tochter der Witwe
war, falls nicht etwa die Witwe selbst hinterher
den Schleier genommen haben sollte.

Heinrich vom Cusin war ein großer Wohl-
täter des Klarenklosters. Er gehörte der be-
kannten Kölner Patrizierfamilie an als Sohn
des Tilmann vom Cusin und der Sophia Jude.
Verheiratet war er mit Bela, der Tochter des
Arnold vom Palaise3) dessen Reichtum im
Köln des XIV. Jahrh. sprüchwörtlich war.4)
Schon zu seinen Lebzeiten schenkte Heinrich
vom Cusin dem Klarenkloster zur Förderung
seines Seelenheiles ein Haus und verschiedene
Renten: i. J. 1357 ein Haus in der Thiebolds-
gasse, 2 Mark von einem Hause hinter den
Klaren, 2 Turnosen von einem Hause auf dem

"') Vgl. meine »Topographie der Stadt Köln im
Mittelalter« II 242 a n. o., sowie die Informatio de
heredilatibus Clarissarum v.J. 1468 (Düsseldorf, St.-A.,
Köln, S. Klara N. 7 a), Bl. 8 a.

3) Fahne, »Kölnische usw. Geschlechter« 1327.
- Die Nachrichten Fahnes über die Familie Cusin
sind sehr verwirrt und voll irriger Nachrichten. Die
zuverlässigen Forschungen Lau's (Kölner Mitteilungen
26, 121) reichen nur bis zu Heinrichs Eltern. Daß
er ein Sohn Tilmanns ist, ergibt sich u. a. aus dem
Schreinsbuche 465, 25 b n. 2.

*) Vgl. die Verse im »Jahrbuch des Vereins für
niederdeutsche Sprachforschung« 19 (1893), 94.

Neumarkt,6) 5 Mark von dem Hause Rosbeyart
Unter Goldschmied,6) i. J. 1359 3 Mark am
Haus zum Rade auf dem Mühlenbach.7) In-
folge der in seinem Testamente, von dem
das Kloster ein Exemplar erhielt, ausgesetzten
Vermächtnisse erhielt S. Clara in den Jahren
1373 und 1374 6 Mark an einem Hause in
der Hosengasse, 8 Mark an Haus in der
Sternengasse,8) 7 Mark an Haus auf dem
Brand,9) sowie einen Erbzins von 5 Gulden an
dem Haus zum Wingarde gegenüber dem
Karmeliterkloster. An das letzte Vermächtnis
war die Verpflichtung zu einem Jahrgedächtnis
für den Erblasser, seine Frau Bela und ihre
Eltern, sowie für Arnold von dem Plaise10)
geknüpft, das an den vier Quatembertagen und
zu Allerseelen mit je 8 U Kerzen zu begehen
war; bei Vernachlässigung der Pflicht sollte das
Vermächtnis an das Kloster S. Gertrud fallen.11)

Diese reichen Schenkungen machen es
verständlich, daß das vornehme Klarenkloster
seiner Wohltäter dankbar gedachte, und als
man ein neues Chorbuch12) anlegte, dem
Zeitgebrauch entsprechend, ihre Namen auf
den schön verzierten Blättern des Buches mit
frommer Fürbitte verewigte. Mit großer Sicher-
heit dürfen wir die drei Kölner Minialuren,
denen sich die Miniatur des Kestner-Museums
anreiht, in das dritte Viertel des XIV. Jahrh.
verweisen, also kurz vor die Zeit, in der für
dasselbe Kloster der Klarenaltar gemalt wurde,
dessen eigenartiges Geschick zurzeit der Kunst-
geschichte neue Aufgaben stellt. Wenn auch
die Buchmalerei unter anderen Bedingungen
arbeitet, wie die Tafelmalerei, und demnach
ihre Erzeugnisse nur mit Vorsicht zum Ver-
gleich mit Werken der letzteren herangezogen
werden dürfen, so wird doch im vorliegenden
Falle zumal, wo zum Teil dieselben Heiligen in
den Miniaturen und auf dem Klarenaltar dar-
gestellt sind, eine vergleichende Betrachtung von
Interesse und vielleicht nicht ohne Nutzen sein.

Köln. Hermann Keussen.

6) Düsseldorf, St.-A., S. Klara N. 7a, 6b; Köln,
St.-A., Schrb. 456, 13 b n. 1-3.

6) a. a. O., loa.

7) a. a. O., 11 a; Schrb. 292, 44b I n. 3.

8) a. a. O., 15 a.

9) a. a. O., 22 b.

10) a. a. O., 14 b.

") Wohl Heinrichs Schwager.
Ia) Das ältere Antiphonar liegt vor d. J. 1345:
Aldenhoven, »Kölner Malerschule« S. 36.
 
Annotationen