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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Beissel, Stephan: Ein Gebetbuch des Kaisers Karl V.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0063

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81

1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST - Nr. 3.

82

Nous comparons a Janvier droictement;
Car en ce mois vertu ne force habonde
Non plus que quant six aus ha ung enfant.*)

DerTextgibtzuerst Christi Leidensgeschichte
mit einer Miniatur (1.), worin das Gebet am
Ölberg dargestellt ist.
Die Horae Beatae
Mariae Virginis haben
für jede ihrer acht Ab-
teilungen ein Bild,
worin die Verkündi-
gung (2.), Heim-
suchung (3.), Christi
Geburt (4. siehe Ab-
bildung 1.), die Be-
rufung der Hirten (5.),
die Anbetung der
Könige (6.), die Dar-
stellung im Tempel
(7.), die Ermordung
der Kinder (8.), end-
lich bei der Komplet
Maria Krönung (9.)
dargestellt ist. Je eine
weitere Miniatur be-
gleitet die beiden
Tageszeiten zu Ehren
der heiligsten Drei-
faltigkeit (10., Gott
Vater hält seinen
für uns hingeopferten
Sohn) und der Emp-
fängnis Maria (IL, im
Schöße der hl. Anna
sieht man ihre Toch-
ter in sehr kleiner
Gestalt). In den fol-
genden Bildern sind
dargestellt Maria mit
dem Jesukinde (12.),
die Beweinung des
vom Kreuze abgenom-
menen Frohnleich-
nams (13.), die Kreu-
zigung (14., siehe Ab-
bildung 2., ein Soldat
lenkt den Speer des blinden Hauptmanns, um
Christi Seite zu eröffnen, und durch einen
Tropfen des Blutes des Erlösers, welcher in
sein Auge floß, Heilung zu erlangen), und

2) Die vier ersten Verse finden sich in deu Heures
des Simon Vostne Paris 1509, die vier letzten in den
Heures desselben von 1498.

Abb. 1.

die von zwei Propheten begleiteten fünf Feste
der Gottesmutter nämlich ihre Empfängnis
(wie in der 11. Miniatur), Geburt, Verkün-
digung, Reinigung und Himmelfahrt. Bei den
nach diesen Gebeten gegebenen Tageszeiten
zu Ehren des Heiligen
Geistes sind im Bilde
(15.) des Pfingstfestes
Maria und die Apostel
nur grau in grau ge-
malt, bei den Tages-
zeiten zu Ehren des
heiligsten Sakramentes
sieht man einen Prie-
ster, welcher mit der
Monstranz den Segen
erteilt (16.). Beim
Stabat mater steht
Maria, von einem
Schwerte durchbohrt,
mit Johannes beim
Kreuze (17), bei den
Bußpsalmen ist nach
altem Brauche David
dargestellt (18.), beim
Totenofficium, die Auf-
erweckung des Lazarus
(19 , siehe Abbild. 3).
Bei Gebeten und beim
Officium zu Ehren der
Schmerzen Marias
kniet die Gottesmutter
in der Mitte; um sie
sind in sieben Medail-
lons grau in grau jene
Szenen gemalt, in
denen sie besonderes
Leid erduldete. Diese
Leiden sind: Christi
Opferung (? Beschnei-
dung), die Flucht
nach Ägypten, Christi
Verlust, als er zwölf
Jahre alt war, die Be-
gegnung auf dem
Kreuzwege, das Stehen
unter dem Kreuze, die Beweinung und Grab-
legung des Herrn.

Eigenartig ist die in französischer Sprache
abgefaßte, an die sieben Hauptsünden an-
geschlossene Gewissenserforschung. Man würde
erwarten, sie sei, wie das ganze Buch, für den
Kaiser persönlich geordnet worden. Sie wäre


 
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