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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Braun, Joseph: Mittelalterliche Paramente zu Neustift bei Brixen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0083

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190P. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

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Kasel hergestellt ist. Es hat ausgebreitet eine
Länge von ca. 2,70 m und im Rücken eine
Höhe von 1,29 m. Futter besitzt das Gewand
nicht; das schmale, aus gestreifter Taftseide
gemachte Börtchen, mit welchem die Säume
eingefaßt sind, erhielt es erst in jüngerer Zeit.
Am interessantesten ist der Schild des Ge-
wandes. Es ist nur 28 cm breit, 29 cm hoch,
bildet nach unten einen gotischen Bogen und
ist aus einem italienischen Seidenbrokat des
XIV. Jahrh. angefertigt, welcher als Musterung
symmetrisch gestellte Weinranken, mit ein-
gefügtem Buchstaben JH aufweist. Der Schild
ist zweifellos jünger als das Pluviale und erst
in späterer Zeit an demselben angebracht

unter den noch vorhandenen mittelalterlichen
Mitren ist; denn ihre Höhe beläuft sich nur
auf 20 cm, während die übrigen zum mindestens
21 cm in der Höhe haben. Als Zirkulus dient
eine ttll2 cm breite Goldborte, zu der wie zum
Besatz der Kasel ein Goldfaden mit reinem
Goldlahn benutzt wurde. Sie ist mit Sirenen,
Zentauren, Löwen u. ähnl. ornamentiert. Die
schmalen Streifen, von denen sie seitlich
besäumt ist, weisen abwechselnd Tierchen
und kleine Blümchen auf. Der Besatz in
titulo besteht aus einer öljzcm breiten, geome-
trisch gemusterten Goldborte, zu der eben-
falls pures Gold verwendet wurde, und zwei
schmalen, aus Silberlahn gemachten, vergolde-

Abb. 2

worden, wohl als Ersatz für eine kleine
Kapuze, mit welcher das Gewand ursprünglich
ausgestattet gewesen sein dürfte. Wann dieses
die Aurifrisien, mit denen es ehedem an den
vorderen Säumen besetzt war, verlor, läßt sich
nicht sagen. Daß solche einst vorhanden
waren, ist nicht zu bezweifeln. Es beweist
das namentlich auch die allzu geringe Höhe des
Pluviales, die anfänglich sicher um wenigstens
10 cm mehr maß. Fast möchte es scheinen,
als ob der Besatz, welcher jetzt die Kasel
schmückt, ursprünglich als Aurifrisium des
Pluviales gedient habe. Wenigstens entspricht
seine Gesamtlänge — die Arme des Kreuzes
eingerechnet — trefflich der Gesamtlänge des
Vordersaumes des Pluviales.

Die Mitra (Abb. 1) ist vor allem dadurch be-
merkenswert, daß sie nächst der nur 19 cm hohen
Mitra in S. Trinitä zu Florenz die niedrigste

tem Börtchen, wie es scheint, späteren Zutaten.
Auffallend ist der Unterschied in der Erhaltung
beider Arten von Borten. Während das Gold
der breiteren noch in seinem ersten Glänze
blinkt, erscheint die Vergoldung des Silberlahns
der zwei schmalen zum größten Teil zerstört und
die Silberunterlage durch eingetretene Oxydie-
rung geschwärzt und glanzlos. Auch über der
Klappe der Mitra ist, wie es überhaupt bei
Mitren häufig geschah, ein Zierbesatz an-
gebracht. Er geht von Hörn zu Hörn und
setzt sich aus einer mittleren 3 ll2 cm breiten
in Weiß geometrisch gemusterten echten Gold-
borte und zwei seitlichen schmalen ver-
goldeten Silberbörtchen zusammen. Der Stoff,
womit die Flächen der tituli heute überzogen
sind, stammt aus neuester Zeit. Da es nicht
anging, ihn zu entfernen, läßt sich nicht sagen,
ob vom ursprünglichen Überzug noch etwas
 
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