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1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.
296
Die Büste, um die es sich hier handelt,
stellt einen Mann in den besten Jahren dar,
mit kurzem Vollbart und ernstem, entschie-
denem, gefälligem Gesichtsausdruck. Das Haar
ist leicht gewellt. Gekleidet ist der Heilige
in eine reichverzierte Tunika, die vor der
Brust mit Schnüren verschlossen ist und
auf den Achseln einen zackigen Behang als
Schmuck aufweist. Vervollständigt wird die
Gewandung durch einen breiten, unverzierten
Umschlagkragen und eine als Gürtel unter-
halb der Brust um den Leib geschlungene,
die Büste unten gut
abschließende Schärpe.
Vor der Brust des Bildes
befindet sich die übliche,
mit Glas versehene Öff-
nung für die Reliquien.
Ihre Umrahmung ist als
Kaitusche ausgebildet
und weist rechts ein
Messer, links einen Palm-
zweig und unten ein
Gefäß auf, eben jene
Zeichen, die man auf
der Verschlußplatte des
Grabes angetroffen hatte.
Wer die Büste an-
fertigte, verrät uns die
im Düsseldorfer Staats-
archiv erhaltene Rech-
nung über deren Her-
stellung (Münstereifel,
Jesuitenakten Nr. 21 f. 24).
„Am 30. Juni", so lautet
ihre Schlußnotiz, „ist -
diese Rechnung ver-
rechnet und bezahlt. Balthasar Cuntz, Gold-
schmidt." Ihr Meister war also ein gewisser
Balthasar Cuntz. Daß derselbe aus Köln war,
ergibt sich aus den Rationes de oblatis S.
Donato Martyri successu temporis factis usque
ad 3. Mai 1656 (ebendort f. 25 f), aus denen
wir auch erfahren, daß die Entstehung des
Bildes in das Jahr 1656 fällt.
Interessant ist, was die Rationes unter dem
Titel Exposita über die Anfertigung der Büste
mitteilen. Verwendet wurden zu ihr 9 Pfd.
22V2 Lot Silber. Als Lohn bekam der Meister
für die halbe Unze fertigen Silbers '/4 Reichsth.,
zusammen 77 Reichsth. 49 Albus. Für die Ver-
goldung des Bildes wurden ihm 14 Reichsth.
bezahlt, für 3 Pfd. Kupfer, die zur Büste ge-
braucht worden waren, 5 Reichsth. 48 Albus.
Der Maler, „welcher das Gesicht elomenirt
hat", — die Bemalung ist jetzt verschwunden —
erhielt 20 Albus.
Zur Begleichung der Gesamtforderung er-
hielt Cuntz ein halbes Lot Gold im Werte
von 3 Reichsth., einen silbernen, mit einem
Rubin geschmückten, von einer Frau Esser
geschenkten Gürtel im Gewicht von 27 Lot,
der im Beisein des Bruders Theodor Silling
auf 14 Reichsth. 15 Albus geschätzt worden
war und um Frohnleich-
nahm 18 Reichsth. in
Baar, so daß damals noch
62 Reichsth. zu bezahlen
blieben; am 30. Juni
wurde dann endgültig ab-
gerechnet.
Bemerkenswert ist die
Angabe der Rationes,
wonach Bruder Silling
bei der Abschätzung des
Gürtels zugegen war,
welcher Cuntz in Zahlung
gegeben wurde. Silling
war damals 79 Jahre alt;
im folgenden Jahre am
6. Mai 1657 starb er.
Als Goldschmied war er
schon seit 1649 nicht
mehr tätig, doch hat er
noch 1652 die Zeichnung
zur Hildesheimer Mon-
stranz geliefert. Der Um-
stand, daß er zur Ab-
schätzung des Silbergür-
tels herangezogen wurde, läßt vermuten, daß
er auch auf die Herstellung der Büste, durch
Skizze oder sonstwie nicht ohne Einfluß war.
In der Werkstätte des Kölner Kollegs war
1656 Bruder Antonius Klemens tätig, ein
tüchtiger Goldschmied, geboren 1605 zu Augs-
burg. Es könnte auffallend erscheinen, daß
nicht er, sondern ein Kölner Meister die
Münstereifler Büste schuf. Ursache hiervon
waren indessen wohl die Arbeiten, welche
Klemens für die Kölner Kollegskirche auszu-
führen hatte und die ihn bereits vollauf be-
schäftigten.1)
Luxemburg. Jos. Braun S. J.
') »Stimmen aus Maria-Laach« Bd. 09, S. ")S4.
1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.
296
Die Büste, um die es sich hier handelt,
stellt einen Mann in den besten Jahren dar,
mit kurzem Vollbart und ernstem, entschie-
denem, gefälligem Gesichtsausdruck. Das Haar
ist leicht gewellt. Gekleidet ist der Heilige
in eine reichverzierte Tunika, die vor der
Brust mit Schnüren verschlossen ist und
auf den Achseln einen zackigen Behang als
Schmuck aufweist. Vervollständigt wird die
Gewandung durch einen breiten, unverzierten
Umschlagkragen und eine als Gürtel unter-
halb der Brust um den Leib geschlungene,
die Büste unten gut
abschließende Schärpe.
Vor der Brust des Bildes
befindet sich die übliche,
mit Glas versehene Öff-
nung für die Reliquien.
Ihre Umrahmung ist als
Kaitusche ausgebildet
und weist rechts ein
Messer, links einen Palm-
zweig und unten ein
Gefäß auf, eben jene
Zeichen, die man auf
der Verschlußplatte des
Grabes angetroffen hatte.
Wer die Büste an-
fertigte, verrät uns die
im Düsseldorfer Staats-
archiv erhaltene Rech-
nung über deren Her-
stellung (Münstereifel,
Jesuitenakten Nr. 21 f. 24).
„Am 30. Juni", so lautet
ihre Schlußnotiz, „ist -
diese Rechnung ver-
rechnet und bezahlt. Balthasar Cuntz, Gold-
schmidt." Ihr Meister war also ein gewisser
Balthasar Cuntz. Daß derselbe aus Köln war,
ergibt sich aus den Rationes de oblatis S.
Donato Martyri successu temporis factis usque
ad 3. Mai 1656 (ebendort f. 25 f), aus denen
wir auch erfahren, daß die Entstehung des
Bildes in das Jahr 1656 fällt.
Interessant ist, was die Rationes unter dem
Titel Exposita über die Anfertigung der Büste
mitteilen. Verwendet wurden zu ihr 9 Pfd.
22V2 Lot Silber. Als Lohn bekam der Meister
für die halbe Unze fertigen Silbers '/4 Reichsth.,
zusammen 77 Reichsth. 49 Albus. Für die Ver-
goldung des Bildes wurden ihm 14 Reichsth.
bezahlt, für 3 Pfd. Kupfer, die zur Büste ge-
braucht worden waren, 5 Reichsth. 48 Albus.
Der Maler, „welcher das Gesicht elomenirt
hat", — die Bemalung ist jetzt verschwunden —
erhielt 20 Albus.
Zur Begleichung der Gesamtforderung er-
hielt Cuntz ein halbes Lot Gold im Werte
von 3 Reichsth., einen silbernen, mit einem
Rubin geschmückten, von einer Frau Esser
geschenkten Gürtel im Gewicht von 27 Lot,
der im Beisein des Bruders Theodor Silling
auf 14 Reichsth. 15 Albus geschätzt worden
war und um Frohnleich-
nahm 18 Reichsth. in
Baar, so daß damals noch
62 Reichsth. zu bezahlen
blieben; am 30. Juni
wurde dann endgültig ab-
gerechnet.
Bemerkenswert ist die
Angabe der Rationes,
wonach Bruder Silling
bei der Abschätzung des
Gürtels zugegen war,
welcher Cuntz in Zahlung
gegeben wurde. Silling
war damals 79 Jahre alt;
im folgenden Jahre am
6. Mai 1657 starb er.
Als Goldschmied war er
schon seit 1649 nicht
mehr tätig, doch hat er
noch 1652 die Zeichnung
zur Hildesheimer Mon-
stranz geliefert. Der Um-
stand, daß er zur Ab-
schätzung des Silbergür-
tels herangezogen wurde, läßt vermuten, daß
er auch auf die Herstellung der Büste, durch
Skizze oder sonstwie nicht ohne Einfluß war.
In der Werkstätte des Kölner Kollegs war
1656 Bruder Antonius Klemens tätig, ein
tüchtiger Goldschmied, geboren 1605 zu Augs-
burg. Es könnte auffallend erscheinen, daß
nicht er, sondern ein Kölner Meister die
Münstereifler Büste schuf. Ursache hiervon
waren indessen wohl die Arbeiten, welche
Klemens für die Kölner Kollegskirche auszu-
führen hatte und die ihn bereits vollauf be-
schäftigten.1)
Luxemburg. Jos. Braun S. J.
') »Stimmen aus Maria-Laach« Bd. 09, S. ")S4.