Zeitschrift für christliche Kunst (22.1909)

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1909.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

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Berühmte Kunststätten von E. A. Seemann. —
Band 47. Naumburg und Merseburg von
Heinrich Bergner. Mit 161 Abbildungen.
(Pr. Mk. 3.)
Was diesen beiden Städten an Kunstdenkmälern
erhalten geblieben, ist von immenser Bedeutung, nicht
nur hinsichtlich ihrer Zahl, sondern auch ihrer ästhe-
tischen und archäologischen Werte. Die Beschreibung
derselben hätte keinem kundigeren Referenten über-
tiagen werden können, als dem den Lesern dieser
Zeitschrift längst und wohlbekannten Kunsthistoriker,
der evangelischer Pfarrer in dieser Gegend ist. — Mit
dem überaus wichtigen Naumburger Dom (dem
60 Seiten mit 52 kleinen, aber scharfen Illustrationen
gewidmet sind) und mit den Denkmälern der Stadt
wird das berühmte Benediktinerkloster Seh u 1 pf ort a,
dessen Kirche mit ihren Kapellen, Epitaphien usw.
beschrieben, die erste zuverlässige kurzgefaßte Publi-
kation über dasselbe. — Die mächtigen Burgen der
Umgebung werden als höchst willkommene Beigabe
angeschlossen. — Merseburg— Dom, Schloß, Klöster,
Profanbauten — liefert nicht so reiche Ausbeute, aber
doch manche bisher minder beachtete Kunstwerke,
namentlich aus dem Bereiche der alten und späteren
Plastik.

Band 48. Trier. Von Otto von Schleinitz.
Mit 201 Abbildungen. (Pr. Mk. 4.)
Die römische, frühchristliche, mittelalterliche, Re-
naissance-Stadt mit ihren zahlreichen, fast zwei Jahr-
tausende umfassenden Bauten kirchlicher und profaner
Art, mit ihren kostbaren Ausstattungs- und Klein-
kunstdenkmälern findet hier in knapper Fassung und
doch reicher Illustrierung eine in jeder Hinsicht be-
friedigende Beschreibung, die sehr geeignet ist, die
Zahl der kunslliebenden Besucher zu vermehren und
so den Hauptzweck dieses handlichen Büchleins immer
mehr zu verwirklichen. Schnütjren.

Hilfsbuch zur Kunstgeschichte. Heiligfn-
legenden, Mythologie, Technik, Zeittafeln. Von
Paul Schubring.— Karl Curtius in Berlin 1909.
(Pr. geb. Mk. 2.50.)
Hier liegt ein kleines, aber ungemein inhaltreiches
Nachschlagebuch vor, welches aus der Doction hervor-
gegangen, daher auch „den Zuhörern" gewidmet ist —
Es besteht aus 7 Kapiteln mit den Überschriften:
Ikonographisches — Altchristliche Symbole — Zeit-
tafeln — Notizen zur Kulturgeschichte der italienischen
Renaissance — Außerdeutsche Museen — Technische
Ausdrücke, Kunstgewerbe, Mythologie — Lateinische
Zitate — endlich 6 Karten (Ägypten und Vorderasien,
Griechenland und Kleinasien, Italia [Antik], Italia
[Renaissance], Frankreich, Holland und Belgien). Also
ein ganzes Arsenal von Hilfskenntnissen, wie sie beim
Studium der Kunstgeschichte auf Schritt und Tritt als
nötig sich herausstellen und nicht leicht zu gewinnen
sind, vielfach nur durch mühseliges Zusammensuchen
aus den verschiedensten Werken; also eine dankens-
werte Gabe, obwohl natürlich gerade bei einem solchen
Lexikon jeder manches vermissen, mancher die eine
oder andere Deutung etwas beanstanden wird. So

kurzgefaßte Erklärungen entbehren naturgemäß leicht
der vollkommenen Korrektheit, zumal, wenn sie
Glaubensgeheimnisse usw. betreffen. Liturgische Be-
zeichnungen wie Korporale, Kredenz, Meßbuch, Mon-
stranz, und manche andere setzen eine gewisse Vertraut-
heit mit den Zeremonien voraus, die nicht leicht zu
erwerben ist. — Eine Durchsicht durch einen Geistlichen
würde mehrfache, wenn auch nur kleine Veränderungen
ergeben haben, und neben der dem Verfasser ganz
besonders geläufigen italienischen Kunst wäre eine
größere Berücksichtigung der deutschen wohl angebracht.
Lauter Vorschläge für die voraussichtlich bald erforder-
liche II. Auflage! k.

Himmel undErde. Unser Wissen von der Sternen-
welt und dem Erdball. Herausgegeben unter Mit-
wirkung von Fachgenossen von J. P laßmann und
J. Pohl, P. Kreichgauer und L. Waagen. Mit
über 1000 Textabbildungen und mehr als 100 Tafel-
bildern und Beilagen. — Allgem. Verlagsgesellschaft
m. b. H. in Berlin, München, Leipzig. (Preis der beiden
Bände Mk. 30, der Halbfranz-Einbanddecke Mk. 2.50.)
Das von dem schaffensfrohen Verlage groß geplante
und ungemein schnell zu Ende geführte Werk, welches
hier wiederholt besprochen wurde, behandelt im I.Band
den Sternenhimmel: Die Bewegungen und Eigen-
schaften der Himmelskörper, (das Weltsystem — die
Sonne — das Sonnensystem — die Fixsterne — die
Hilfsmittel der Astronomie — die Kosmogonie); im
IL Band Unsere Erde: Den Werdegang des Erd-
balls und seiner Lebewelt, seine Beschaffenheit und
seine Hülle (die physikalische und die dynamische
Geologie— Gebirgsbildung,Wasser,Luft undOrganismen
als Zerstörer der Erdrinde, wie in ihrer aufbauenden
Wirkung, historische Geologie — topographische Geo-
logie — die nutzbaren Minerale — das Leben auf der
Erde und seine Entwicklung — Meteorologie). — Ein
gewaltiges Forschungsmaterial, welches jeden gebildeten
Menschen interessiert, jetzt vielleicht mehr als je, ist
hier von ernsten, längst bewährten Gelehrten in gemein-
verständlicher Sprache zusammengestellt, auf Grund der
neuesten Wissenschaftsergebnisse, die wohl auf keinem
Gebiete so flüssig sind, wie auf diesem. Vom Stand-
punkte des christlichen Glaubens sind die bezüglichen
Fragen geprüft, so daß diese einheitliche Anschauung
dem System nicht nur ein Schutzmittel bietet gegen
allerlei unreife, nicht selten tendenziöse Konjekturen,
sondern auch die Vorstufe für manche höhere Erwä-
gungen. — Das Bedürfnis nach zeichnerischen Erläute-
rungen, die gerade in diesem Gebiete als Notwendig-
keit auf Schritt und Tritt empfunden werden, findet
vollkommene Befriedigung durch eine wahre Schatz-
kammer vortrefflicher Abbildungen, welche die Lektüre
um so mehr erleichtern, als sie sehr scharf, in Notfällen
auch sehr groß sind, von gleicher Korrektheit der
Ausführung in L'cht- oder Farbendruck. Daß bei ihnen
auch die Kunstgeschichte nicht leer ausgeht, wie in
den Sternwarten, den optischen Instrumenten usw. wird
die Leser dieser Zeitschrift besonders interessieren. —
Also ein sehr eigenartiges, zeitgemäßes Werk, das
wärmste Empfehlung verdient. B.