Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0234

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
351

1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNS1 — Nr. U.

352

Literatur auch die Tradition vielfach zur Verfügung
stand. Reichba'tig sind namtlich die Beiträge aus den
Rheinlanden, in denen den Verfasser mit manchen
antiquarischen Kreisen des Schaffens und Handelns
sein Aufenthalt in Verbindung brachte. Wer hier
überall auf den Grnnd schauen würde, könnte stellen-
weise wohl zu einer milderen, vielleicht gar entgegen-
gesetzten Anschauung gelangen, wie in den beiden
Fällen Elscheid (der ein Naturgotiker ersten Ranges
war) und Hermeling, der es durch anfängliche Imitationen,
(die nie als Fälschungen beabsichtigt waren) zu der
großen Virtuosität, namentlich im Emaillieren brachte. —
Das Buch ist eine erschöpfende Darstellung und spannende
Lektüre. Schnütgen.

W a 1 h a 11 a. Bücher für vaterländische Geschichte,
Kunst- und Kulturgeschichte. Begründet und heraus-
gegeben unter Mitwirkung von Historikern und
Künstlern von Dr. Ulrich Schmid. V. Band.
— Callwey in München 1909
Durch große Mannigfaltigkeit zeichnet sich dieses
Jahrbuch aus, welches die Förderung der deutschen
Kulturinteressen sich als Ziel gesetzt hat. Daher bringt
es Aufsätze über alle Perioden der deutschen Ver-
gangenheit wie über Schöpfungen der Gegenwart,
mögen sie Fragen der Kultur oder Kunst, der Welt-
oder Lokalgeschichte betreffen. Die mancherlei Illu-
strationen, die beigegeben sind, haben durchweg den
Vorzug der Originalität. — Über die Verlobung und
Ehe bei den Germanen, besonders den deutschen,
spricht sich Henne am Rhyn aus. — Einen warmen
Nachklang zur 70. Gebuttstagsfeier von Hans Thoma
läßt Peltzer ertönen. Dem Maler Karl Haider widmet
der Herausgeber selber eine liebevolle Studie und
schließt daran ein Lebensbild des Passauer Bischofs
Otto von Lonsdorf, der in den letzten Jahren mehrfach
die Wissenschaft beschäftigt hat. — Manche urkund-
liche Notizen und einige Miszellen verm hren den
Inhalt, unter den letzteren: „Ein vergessener Ulmer
Ölberg" aus der spätgotischen Periode, von dem
wenigstens die Zeichnung erhalten geblieben ist, die
ihn als eine überaus zierliche Baldachingruppe er-
scheinen läßt, zu dem ein Analogon mir nicht be-
kannt ist. H.

Somnii Explanatio. Traumbilder vom Gardasee
in S. Vigilio von Henry Th od e. Mit 9 Tafeln. —
Grote in Berlin 1909.
Geistvoll und phantasierreich wie der Titel ist der
Text, in dem Legendarisches und Erlebtes, Natur und
Kunst, Prosa und Poesie abwechse'n, um die Villa
eines Humanisten in S. Vigilio am Gardasee 7U preisen.
In der Kapelle trägt eine schlanke Mamorfigur in der
Hand das Spruchband: „En somnii explanatio':
„Steh hier! Des Traumes Deutung"! — Die Traum-
gebilde gewinnen neues Leben durch den Verfasser,
der unter 5 Titeln die Vergangenheit prüft und an sie,
als an das, was unvergänglich ist, an die große Natur,
die Gegenwart anknüpft. „Des Grafen Fortunato
Martinengo Lustfahrt" eröffnet den Reigen, „die Villa
des Humanisten in S. Vigilio", also die Beschreibung
des alten Inventars, bildet die Fortsetzung und leitet

über zu „Der Dottore Agostino Brenzone", dem früheren
Besitzer, und zu dem Hymnus: „Der Gardasee ist das
Schönste der Welt", dem die Verherrlichung der beiden
Frauen „b'lavia Rufilla und Laura Brenzone" sich an-
schließt. — Dem heutigen Besitzer, der auch den Namen
Brenzone trägt, ist der Schluß gewidmet. — Mehrere
gute Lichtdrucke, unter denen das Porträt der Flavia
Rufilla von Palma vecchio, beleben den Text, dessen
gehobener Stil zuweilen über das Ziel hinausschießt.

B.

Altfränkische Bilder mit erläuterndem Text von
Dr. Theodor Henner. — Sturz in Würzburg.
(Pr. 1 Mk.)
Dieser illustrierte kunsthistorische Prachtkalender
für 1910 bietet in seinen Textbiidern wiederum An-
sichten von Privathäusern, Kircheninneren, Epitaphien,
die zumeist der Renaissance angehören und als Charak-
teristika einzelner Städte, wie Giebelstadt, Ingolstadt,
Würzburg, Bamberg, Mönchberg, namentlich aber von
dem romanischen Ritterstift Komburg erscheinen, das
durch seine bauliche Gestaltung, besonders durch seinen
alten Radleuchtc r und durch sein getriebenes A n t e p e n -
dium in der Kunstgeschichte des Mittelalters eine große
Rolle spielt. Die Standfigur des Heilandes und von
vier der zwölf ihn flankierenden Apostel sind in Gold
und mit den sie einfassenden Emailstreifen in Farbe
vortrefflich auf dem Umschlage wiedergegeben, der
durch seinen Farbendruck in der Regel den Glanzpunkt
der Austattung dieses Kalenders bildet. A.

Zwei neue farbige Kommunion - An de nken
und eine Serie neuer Andachtsbildchen
bietet Kühlens Kunstverlag.

Nr. 68 ist der bekannte Abendmahl-Chri-lv.s von
Carlo Dolci in der Dresdener Gallerie, das ver-
klärte Brustbild des Heilandes mit Brot und Wein,
welches in Aquarelldruck vortrefflich wiedergegeben
ist, hinsichtlich des Ausdrucks wie der Farbenstimmung.
In Großfolio kostet das Bild 30 Pf., in Kleinfolio
18 Pf.

Nr. 69 besteht in der Nachbildung einer hoch-
gotischen polychrom ierten französischen Holzgruppe,
die den Heiland mit dem Liebesjünger im Arme auf
einem Sedile sitzend darstellt, gemäß der in unserer
Zeitschi-. XIII. 277 — 280 abgebildeten und beschrie-
benen Photographie. Dieses mit einem zu subtilen
Rankenbörtchen eingefaßte, zumeist vergoldete Bild
ist durch Maler Bohres von einer fein und farbenreich
gezeichneten Borte umgeben, deren Initiale trotz ihrer
Details zu schwer wirkt, im übrigen mit den sonstigen
Schriftzeichen und Rankenzügen einen feierlichen Ein-
druck macht, dank der hochentwickelten Technik. —
Der Preis des Großfoliobildes a 30 Pf. ist sehr mäßig.

Nr. 1068 eine Serie von 6 lieblichen Madonnen
nach v:in Eyck, Botticelli, Raphael, Munllo, Overbeck
und Leudner (100 Exempl. 4 M.) zählt zu den besten
von Kühlen besorgten Andachtsbildchen, anziehend
durch die Darstellungen und durch den trotz der kleinen
Form und der Abtönung scharfen Wiedergabe wie
durch die ausgezackten Umrisse. H.
 
Annotationen