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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Creutz, Max: Aus der Werkstatt des Rogerus
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0243

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359

1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

360

in der Auffassung des streng romanischen
Stiles arbeitet. Man wird daran denken müssen,
daß Reinbold der Verfasser der Schedula sein
kann, dem steht allerdings die späte
Notiz: „Theophilus qui et Rugerus"
entgegen.

Doch ob Rogerus oder Reinbold,
die Frage nach der Persönlichkeit
muß im Mittelalter immer hinter
dem Kollektivbegriff zurücktreten.
Schließlich ist es nicht so wichtig, ob
der Name hier mit der Persönlichkeit
identisch ist, sondern wir nennen den
Stil in seiner Eigenart als solchen
mit dem betreffenden Namen. Doch
hätten wir hier für die allzu große
Rogerusgruppe eine wichtige Nüancie

und auf den quadratischen Endplatten die
Evangelistensymbole mit den Buchstaben
VOX CLA{MAVIT) IN PRINCI(PIO)

_______ FVIT IN DIE LIBER GE{NITVS).

Unten auf dem Kreuze ist die Ge-
stalt eines Bischofs noch der Bei-
schrift £ MODOALDVSARCHIEP
{ISCOPVS) dargestellt. Die übrigen
Kreuzesbalken sind mit dem bekannten
Rankenwerk des Rogerus, der Rand
mit dem überall wiederkehrenden
Kreuz- und Sternchenmuster ausge-
füllt. Die Darstellung des hl. Modoal-
dus ermöglicht eine genaue Datierung
und Lokalierung des Kreuzes.

1107 brachte Abt Thietmarl. von
Helmwardshausen die Gebeine des



rung. Der Rogerusschüler Reinbold
arbeitet trotz seiner Anlehnung an
die härtere Art des Meisters mehr
in den ottonischen Traditionen des
XL Jahrhunderts. Neben ihm müssen
wir andere Schüler in Fritzlar und
Hildesheim und, wie wir sehen werden,
auf dem Gebiete der Wirktechnik
sogar Schülerinnen in Halberstadt
annehmen. Den strengeren Stil des
Rogerus vertreten zwei Arbeiten, die
neuerdings für das Kölner Kunst-
gewerbemuseum erworben wurden.
Die gravierte Rückplatte eines Kreuzes
und eine Platte mit dem thronenden
Christus, beide Kupfer vergoldet. Die
stilistische Verwandtschaft mit Arbeiten
der Rogeruswerkstatt in Fritzlar,
Paderborn und Hildesheim ist so
überzeugend, daß es eines Be-
weises gar nicht bedarf. Das
Kreuz (Abb. 1) wurde 1909 aus
dem Frankfurter Kunsthandel
erworben. Es stammt aus der
Hamburger Sammlung Campe. In sicherer
Gravierung steht im Kreismedaillon der Mitte das
Agnus Deimit der Umschrift: ,,+AGNVS QVI
OCCISVS EST AB ORIGINE MVNDI",

4



m

(i

hl.Modoaldus von Trier nach Abding-
hof. In feierlichem Zuge (vgl. auch
Kleinschmidt a. a. O. S. 267) kamen
Gumbert, der Abt des Klosters, die
Mönche und eine große Volksmenge
dem Abte Thietmar in feierlichem
Zuge entgegen. Jedenfalls verdankt
das Kreuz diesem Ereignisse seine
Entstehung. Unter den geschenkten
Reliquien befanden sich auch solche
des hl. Kilian, die in den neuen
Reliquiaren, dem bekannten Pader-
borner Tragaltare des Domes, bei-
gesetzt wurden. Der Domaltar stammt
aus Helmwardshausen, nach der Ur-
kunde um 1100, worin dem dortigen
Kloster die Kirche von Thesle und
ein Zehnten verliehen wurde für den
Rogerusschrein des Domes und für
ein goldenes Kreuz, welches
vom Abt Thietmar und den
Brüdern für die Domkirche
bestimmt war. Man kann hier
als wahrscheinlich annehmen,
daß wir in unserem Kreuze die Rückplatte
des urkundlich erwähnten Kreuzes vor uns
haben. Die Tatsache, daß S. Modoaldus,
dessen Reliquien vom Abt Thietmar von Trier

Abb. 1. Kreuz im Kölner
Kunstgewerbemuseum.
 
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