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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Creutz, Max: Aus der Werkstatt des Rogerus
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0246

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365

1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

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dem Anfange des XIII. Jahrhunderts mit den
Halberstädtern vergleicht (Taf. I ff.). Zwischen
beiden muß eine Entwicklung liegen, die fast
ein Jahrhundert umfaßt. Die Halberstädter
Wandteppiche stehen noch auf der Höhe des
streng romanischen Stiles und müssen in der
I. Hälfte des XII. Jahrhunderts entstanden
sein. Der ältere Engel- oder Abrahamteppich
läßt trotz des vergrößerten Stiles der Wirk-
technik deutlich den Zusammenhang mit
Rogerus erkennen. Man vergleiche nur den
sitzenden Abraham links (Abb. 3) in Locken-
haar und Faltenwurf mit den Aposteln
des Paderborner Domaltares. Der ottonische

Gliedmaßen erscheinen unbeholfen und miß-
verstanden. Nichts erinnert zunächst an die
sichere Linienführung der Rogerusgravie-
rungen und doch finden sich in Einzelheiten
der im Metallstil gehaltenen Darstellungen
eine große Anzahl Übereinstimmungen, die
nicht aus byzantinischen Vorbildern allein,
sondern auf direkter Einwirkung und den
Zusammenhang der Rogeruswerkstatt hin-
deuten. Auffallend ist vor allem die Überein-
stimmung der rein technischen Momente mit
den Angaben in den ersten Kapiteln der
Schedula des Theophilus. Die Mischung der
Farben zu nackten Körpern (Kap. 1) „Vom

Abb 4 Mittelstück des Apostelteppichs im Dom zu Halberstadt.

Gravierstil der Reichenau8) ist hier in die
strenge Linienführung der nordischen Auf-
fassung übertragen. Das friesartige der Teppiche
erinnert wieder an die figürlichen Darstellungen
des Abdinghofer Tragaltares.

Alles ist in der Fläche gehalten. Weiße
Linien heben die Darstellung heraus. Starre
Linien umgrenzen die Gestalten und in strengen
Zügen legen sich die Falten um die unkörper-
lichen Figuren. Auffallend in deren Ge-
staltung ist die befangene Art der Linien-
führung. Die Gesichtsform ist hart und eckig,
es scheint, wie wenn der Stift im Metall aus-
gerutscht wäre. Gewandung und Falten sind
in eckigen Strichen angedeutet. Hände und

•) vgl. d. Verf. in »Zeitschrift für christl. Künste:
„Rheinische Goldschmiedeschulen d. X. u. Xl.Jahrh."
(1908) Nr. 6.

Bleiweiß, welches in ein Gefäß von Kupfer
oder Eisen getan und über glühende Kohlen
gestellt wird bis es sich in eine gelbe Farbe
verwandelt, ist bei den Gesichtern des Engels-
teppichs zur Anwendung gekommen." „Wenn
du aber die Hautfarbe gemengt und damit
die Gesichter und nackten Körper angefüllt
hast" sagt Theophilus weiter (Kap. 3) „so
mische derselben Prasinum (ein Erzeugnis,
welches mit der grünen und schwarzen Farbe
Ähnlichkeit hat) und Rubrum bei, welches aus
Ocker durch Verbrennen bereitet wird, dann
ein wenig Zinnober und verfertige das Posch,
mit dem du die Augenbrauen und Augen, die
Nasenlöcher, den Mund, das Kinn, die Falten
auf Stirn und Hals, die Rundung des Gesichtes,
die Barte der jungen Leute, Glieder an Händen
i und Füßen und alle Teile, welche am nackten
 
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