Nr. 6
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
87
vielleicht in dem Manne rechts das Überbleibsel einer Gefangennahme Petri
suchen dürfen; denn diese Szene, früher meistens als Bedrängnis des Moses
aufgefaßt, kommt auf den Sarkophagen besonders oft neben dem Quellwunder
Petri vor. Auch die Judenmütze des Mannes, die aus'm Weerth zu erkennen
glaubt—in Wahrheit würde es der pileus der Stadtsoldaten, der apparitores, sein13—
paßt zu dieser Annahme. Auf alle Fälle steht die Tafel als ganze ohne Parallele
unter den Goldgläsern da, während das Quellwunder mit einem Trinkenden,
von einem unbärtigen Manne, also wohl Moses, gewirkt14, und das Quellwunder
des Petrus, aber dann ohne die Trinkenden15, einigemal vorkommt.
Die Darstellung des Sündenfalls auf der einen Schmalseite (Abb. 4) ent-
spricht im wesentlichen der auch sonst auf Goldgläsern beliebten Form und
ist vor allem dem betr. Medaillonbildchen der Schale aus der Sammlung Disch
ähnlich16. Auf der andern Schmalseite, die aus'm Weerth nicht abgebildet
hat, waren nach seiner Beschreibung die Reste einer mittleren Figur und neben
dem Kopfe die Buch-
staben 10 erhalten, was
aus'm Weerth zu IOB
oder IOHANNES ergänzen
möchte. Da Job sicher
nicht auf zwei Feldern
gemalt war, zumal eine
andere Jobszene als die
vorhandene überhaupt
nicht in Frage kommt, da
Johannes nur bei einer
Taufe Jesu dargestellt
sein könnte, diese aber
auf Goldgläsern sonst
nie erscheint, so wird
IONAS zu ergänzen sein.
Als Entstehungszeit des Kästchens hat schon aus'm Weerth die letzten Jahre
der römischen Herrschaft, wenn nicht schon die fränkische Periode angenommen.
Über die Römerzeit hinabzugehen, ist jedoch wohl nicht nötig17.
Abb. 3.
13 Vgl. P. Styger S. 26 ff.
14 Dal ton Nr. 617; Garrucci 172,9 auf einem inAquileja gefundenen Glase, dasVopel
S. 634 beschreibt, und auf der Müngersdorfer Schale in Köln.
15 Garrucci 179,8 u. 9. Petrus ist auf beiden bärtig.
16 Siehe oben S. 73.
17 Außer der verhältnismäßig rohen Ausführung der Zeichnung legte ihm das auch der
Umstand nahe, daß die Leiche mit Kalk übergössen war, sowie die Form des Sarkophages.
Kraus, Diechristl. Inschriften der Rheinlande I, 152, folgt in der Datierung aus'm Weerth;
Vopel nimmt (S. 70) wegen der Aposteltypen „frühestens" das Ende des IV. Jahrh. an. Dieser
Grund scheint mir freilich nicht stichhaltig zu sein. K l s a, Glas im Altertum S. 888, ist wegen der
Form des Sarkophages und des Vergipsens für das späte IV., vielleicht schon das V. Jahrh.
Über die römische Zeit hinabzugehen, erscheint mir so lange bedenklich, als wir für das Fort-
bestehen der Goldglasfabrikation in die fränkische Zeit hinein keine Anhaltspunkte haben,
wenigstens wenn man den rheinischen Ursprung unseres Kästchens annimmt. Ganz anders
steht es mit den geschliffenen Gläsern, deren Herstellung die Römerzeit sicher überdauert hat.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
87
vielleicht in dem Manne rechts das Überbleibsel einer Gefangennahme Petri
suchen dürfen; denn diese Szene, früher meistens als Bedrängnis des Moses
aufgefaßt, kommt auf den Sarkophagen besonders oft neben dem Quellwunder
Petri vor. Auch die Judenmütze des Mannes, die aus'm Weerth zu erkennen
glaubt—in Wahrheit würde es der pileus der Stadtsoldaten, der apparitores, sein13—
paßt zu dieser Annahme. Auf alle Fälle steht die Tafel als ganze ohne Parallele
unter den Goldgläsern da, während das Quellwunder mit einem Trinkenden,
von einem unbärtigen Manne, also wohl Moses, gewirkt14, und das Quellwunder
des Petrus, aber dann ohne die Trinkenden15, einigemal vorkommt.
Die Darstellung des Sündenfalls auf der einen Schmalseite (Abb. 4) ent-
spricht im wesentlichen der auch sonst auf Goldgläsern beliebten Form und
ist vor allem dem betr. Medaillonbildchen der Schale aus der Sammlung Disch
ähnlich16. Auf der andern Schmalseite, die aus'm Weerth nicht abgebildet
hat, waren nach seiner Beschreibung die Reste einer mittleren Figur und neben
dem Kopfe die Buch-
staben 10 erhalten, was
aus'm Weerth zu IOB
oder IOHANNES ergänzen
möchte. Da Job sicher
nicht auf zwei Feldern
gemalt war, zumal eine
andere Jobszene als die
vorhandene überhaupt
nicht in Frage kommt, da
Johannes nur bei einer
Taufe Jesu dargestellt
sein könnte, diese aber
auf Goldgläsern sonst
nie erscheint, so wird
IONAS zu ergänzen sein.
Als Entstehungszeit des Kästchens hat schon aus'm Weerth die letzten Jahre
der römischen Herrschaft, wenn nicht schon die fränkische Periode angenommen.
Über die Römerzeit hinabzugehen, ist jedoch wohl nicht nötig17.
Abb. 3.
13 Vgl. P. Styger S. 26 ff.
14 Dal ton Nr. 617; Garrucci 172,9 auf einem inAquileja gefundenen Glase, dasVopel
S. 634 beschreibt, und auf der Müngersdorfer Schale in Köln.
15 Garrucci 179,8 u. 9. Petrus ist auf beiden bärtig.
16 Siehe oben S. 73.
17 Außer der verhältnismäßig rohen Ausführung der Zeichnung legte ihm das auch der
Umstand nahe, daß die Leiche mit Kalk übergössen war, sowie die Form des Sarkophages.
Kraus, Diechristl. Inschriften der Rheinlande I, 152, folgt in der Datierung aus'm Weerth;
Vopel nimmt (S. 70) wegen der Aposteltypen „frühestens" das Ende des IV. Jahrh. an. Dieser
Grund scheint mir freilich nicht stichhaltig zu sein. K l s a, Glas im Altertum S. 888, ist wegen der
Form des Sarkophages und des Vergipsens für das späte IV., vielleicht schon das V. Jahrh.
Über die römische Zeit hinabzugehen, erscheint mir so lange bedenklich, als wir für das Fort-
bestehen der Goldglasfabrikation in die fränkische Zeit hinein keine Anhaltspunkte haben,
wenigstens wenn man den rheinischen Ursprung unseres Kästchens annimmt. Ganz anders
steht es mit den geschliffenen Gläsern, deren Herstellung die Römerzeit sicher überdauert hat.