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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Klingelschmitt, Franz Theodor: Mainzer Seidensticker am Ende des Mittelalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0141

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Nr. 8____________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.__________125

K i e d r i c h , St. Valentin :17

4. Desgl. Kruzifixus mit Maria und Johannes wie bei 1. Das Kreuz jedoch mit
Ästen. Oben St. Bartholomäus in Halbfigur. Außen links St. Petrus, rechts St. Paulus
ebenso. Unten St. Jacobus der Altere ebenso.

Ungedanken:18

5. Desgl. Kruzifixus wie in Kiedrich. Bei Maria nur eine fromme Frau. Die Heiligen
oben, rechts und links wie bei 4. Unten Matthias und Judas Thaddäus, einander zuge-
wandt in Halbfigur.

6. Desgl. Kreuzigungsgruppe wie bei 5, doch hat Maria die Hände gekreuzt, Johan-
nes die seinen klagend erhoben. (Wie bei 2 und 3.) Auch ist das Kreuz gegabelt, die Ast-
stümpfe sind weniger zahlreich. Halbfiguren oben und auf den Seiten wie bei 5. Unten
Johannes der Evangelist in ganzer Figur.

Fritzlar, St. Peter:19

7. Desgl. Christus am Kreuz mit zahlreichen Aststümpfen. Aber völlig frontal mit
scharf markierten Rippen. Das Lendentuch, das sonst stets nach rechts geschwungen
flattert, flattert hier schräg links abwärts. Oben der Adler des Johannes, links der Engel
des Matthäus, rechts der Ochse des Lukas. Unten der trauernde Johannes in ganzer Figur
(unten abgeschnitten) unter einem architektonischen Baldachin.

Prölsdorf, St. Sebastianr"

8. Desgl. Christus mit stark bewegten Beinen an einfachem Kreuz, worunter Maria
und Johannes. Oben Christus vor Pilatus. Links außen Dornenkrönung, rechts Kreuz-
tragung. Unten Geißelung, darunter ölbergszene (fragmentiert).

Frankfurt am Main, Liebfrauen:21

9. Desgl. Christus an geästetem Kreuz, worunter Maria und Johannes, die Frauen
und Longinus mit der Lanze. Oben Gottvater. Zur Rechten und Linken je ein Apostel.

Nürnberg, Germanisches Museum:22

10. Desgl. in Seide und Goldstickerei. In der Mitte der Gekreuzigte, links vom
Kreuz Maria, Johannes und Magdalena, rechts zwei Krieger. Auf dem Querbalken links
Halbfigur des hl. Petrus, rechts des hl. Paulus. Im Oberteil des Längsbalkens Halbfigur
des hl. Bartholomäus, unter des hl. Matthäus und des hl. Judas Thaddäus.

Wie ein Blick zeigt, stehen sich die hier zusammengestellten Kaselkreuze alle
ikonographisch sehr nahe. Christus an hohem Kreuz mit Aststümpfen, die nur bei 1

17 Weder in den Denkmälerwerken von Lotz-Schneider, noch von L u t h m e r!

18C. Alhard von Drach, „Kreis Fritzlar". Marburg 1909. S. 196 und Tafel 230.
Hier als aus dem XV.Jahrh. bezeichnet, dort aber „zeitlich gehören sie ins XVI. Jahrh." etiket-
tiert. Sie stammen wahrscheinlich aus Fritzlar.

19 Ebenda S. 93 und Tafel 130. Eine Datierung wird nicht gegeben, doch wird der Bal-
dachin über Johannes als gotisch bezeichnet. Rauchs „Führer durch Fritzlar". Fritzlar 1909-
S.33, „gegen 1525 gestickt. Kruzifixus unter schön in Renaissanceformen übergebautem Bal-
dachin, darunter Johannes der Evangelist. Auf den Enden die Evangelistensymbole, das des
Markus (Löwe) abgeschnitten und verschwunden". — Der Baldachin zeigt die für Tafelbilder
und Textilien des frühen XV. Jahrh. typische Form.

20 Die Kunstdenkmäler von Unterfranken und Aschaffenburg IV. Bezirksamt Staßfurt.
München 1912. S. 143/144 und Tafel IX. Als der zweiten Hälfte des XV. Jahrh. angehörig
bezeichnet.

21 Lotz-Schneider, „Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Wiesbaden". Berlin
1880 S. 503/504. Ob das dort zuletzt beschriebene und ebenfalls als spätgotisch bezeichnete
Kaselkreuz ebenfalls zu unserer Gruppe gehört, läßt die Beschreibung nicht erkennen: „Chri-
stus am geästeten Kreuz mit der Gruppe der Frauen am Fuß. Flachstickerei von schlichter
Ausführung."

22 S t e g m a n n a. a. O. S. 12. Ich füge es hier ein, obwohl ich es nur aus der Beschreibung
dort kenne, da es allem Anschein nach mit 5. nahezu identisch ist. — Das Stück entstammt
Essenweins Privatsammlung und soll aus Steiermark herrühren. Gegen den Mainzer Ur-
sprung beweist das ja nichts.
 
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