Nr. 10/11
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
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in noch so beschädigtem Zustande seine alte Größe nicht verleugnet. — Die
Arbeiten am Lettner sind jetzt zu einem gewissen Abschluß gekommen. Die
Ausgrabungen konnten nicht restlos durchgeführt werden, weil das Wegräumen
der hochlagernden Trümmermasse, der schweren Säulen und Pfeiler erheb-
liche Arbeitskräfte und besondere Vorrichtungen erfordert hätte. Die Schutt-
masse ist mit Steinen so durchsetzt, daß mit Hacke und Spaten kaum gearbeitet
werden konnte. Die weitere Durchführung wird wohl friedlichen Zeiten über-
lassen bleiben. Jedoch ist die Arbeit insofern zum Abschluß gebracht, als das
Muster des Lettners, das sich mehrfach wiederholt, geborgen und zusammen-
gesetzt werden konnte (Abb. 5).
Weitere Grabungen würden nur ein Wiederauffinden der gleichen Frag-
mente und an sich nichts Neues bedeuten. Da
auch das Zurückschaffen der schweren Steine große
Schwierigkeiten macht, so muß der Rest des Lett-
ners vorerst unter den Trümmern ruhen.
Inzwischen sind zu den damals beschriebenen
wieder zusammengesetzten Bögen und Nischen des
Lettners erhebliche Bestandteile hinzugekommen:
der Ansatz zum Mi'ctelaufbau des Lettners, die
Hälfte eines großen Bogens mit einem der großen
Kapitale, so daß der wieder zusammengesetzte Teil
im großen und ganzen der Abbildung entspricht.
Die feinen Einzelheiten fehlen allerdings, sie müssen
für sich gesehen werden, ein Anfügen an den eigent-
lichen Rumpf wäre ein hoffnungsloses Beginnen und
würde den Eindruck des Torsos in viele Einzel-
heiten zerstückeln und aufheben.
Nahezu völlig geborgen wurden die Bögen und
Schlußsteine, auf denen der eigentliche Lettner ruhte.
Die einzelnen Werkstücke zeigen überaus feine Pro-
file und Auskehlungen. Daneben sind verschiedene
Nischen, Säulen und Fialen mit reicher Verschiebung
der Profile, eine Sammlung von Kapitalen des
Lettners, weiter zusammengestellt. Über die Art des Zusammenfügens der ein-
zelnen Baustücke, in deren Fugen und Rillen man Blei eingoß, ist noch nachzu-
tragen, daß diese wohldurchdachte Technik den allzu starken Druck der lasten-
den Bauteile abschwächte, ihn durch die weicheren Bleiplatten gleichmäßig ver-
teilte und so ein Abspringen einzelner Baustücke verhinderte. Um den großen
Aufbau zu tragen, war rückwärts eine durchbrochene Wand aus dunklem Muschel-
kalk aufgeführt.
Hier führte eines der schönsten Portale hindurch aus flandrischen Holz-
schnitzereien, mit Darstellungen aus dem Leben des Heilandes, die büßende
Magdalena und der ungläubige Thomas vor Christus, in der Art jener nieder-
rheinischen Schule, die ehemals in der Bonner Sammlung Roettgen in ver-
schiedenen Bildtafeln aus der Neußer Gegend vertreten war. Die Türleiste
zeigte auf einer Säule die holzgeschnitzte Figur eines Johannes unter einem
Baldachin (verwandte Figur in der Sammlung Alexander Schnütgen). Die oberen
Abb. 4. Dixmuiden, Apsis der
St.-Nikolaus^Ktrdie.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
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in noch so beschädigtem Zustande seine alte Größe nicht verleugnet. — Die
Arbeiten am Lettner sind jetzt zu einem gewissen Abschluß gekommen. Die
Ausgrabungen konnten nicht restlos durchgeführt werden, weil das Wegräumen
der hochlagernden Trümmermasse, der schweren Säulen und Pfeiler erheb-
liche Arbeitskräfte und besondere Vorrichtungen erfordert hätte. Die Schutt-
masse ist mit Steinen so durchsetzt, daß mit Hacke und Spaten kaum gearbeitet
werden konnte. Die weitere Durchführung wird wohl friedlichen Zeiten über-
lassen bleiben. Jedoch ist die Arbeit insofern zum Abschluß gebracht, als das
Muster des Lettners, das sich mehrfach wiederholt, geborgen und zusammen-
gesetzt werden konnte (Abb. 5).
Weitere Grabungen würden nur ein Wiederauffinden der gleichen Frag-
mente und an sich nichts Neues bedeuten. Da
auch das Zurückschaffen der schweren Steine große
Schwierigkeiten macht, so muß der Rest des Lett-
ners vorerst unter den Trümmern ruhen.
Inzwischen sind zu den damals beschriebenen
wieder zusammengesetzten Bögen und Nischen des
Lettners erhebliche Bestandteile hinzugekommen:
der Ansatz zum Mi'ctelaufbau des Lettners, die
Hälfte eines großen Bogens mit einem der großen
Kapitale, so daß der wieder zusammengesetzte Teil
im großen und ganzen der Abbildung entspricht.
Die feinen Einzelheiten fehlen allerdings, sie müssen
für sich gesehen werden, ein Anfügen an den eigent-
lichen Rumpf wäre ein hoffnungsloses Beginnen und
würde den Eindruck des Torsos in viele Einzel-
heiten zerstückeln und aufheben.
Nahezu völlig geborgen wurden die Bögen und
Schlußsteine, auf denen der eigentliche Lettner ruhte.
Die einzelnen Werkstücke zeigen überaus feine Pro-
file und Auskehlungen. Daneben sind verschiedene
Nischen, Säulen und Fialen mit reicher Verschiebung
der Profile, eine Sammlung von Kapitalen des
Lettners, weiter zusammengestellt. Über die Art des Zusammenfügens der ein-
zelnen Baustücke, in deren Fugen und Rillen man Blei eingoß, ist noch nachzu-
tragen, daß diese wohldurchdachte Technik den allzu starken Druck der lasten-
den Bauteile abschwächte, ihn durch die weicheren Bleiplatten gleichmäßig ver-
teilte und so ein Abspringen einzelner Baustücke verhinderte. Um den großen
Aufbau zu tragen, war rückwärts eine durchbrochene Wand aus dunklem Muschel-
kalk aufgeführt.
Hier führte eines der schönsten Portale hindurch aus flandrischen Holz-
schnitzereien, mit Darstellungen aus dem Leben des Heilandes, die büßende
Magdalena und der ungläubige Thomas vor Christus, in der Art jener nieder-
rheinischen Schule, die ehemals in der Bonner Sammlung Roettgen in ver-
schiedenen Bildtafeln aus der Neußer Gegend vertreten war. Die Türleiste
zeigte auf einer Säule die holzgeschnitzte Figur eines Johannes unter einem
Baldachin (verwandte Figur in der Sammlung Alexander Schnütgen). Die oberen
Abb. 4. Dixmuiden, Apsis der
St.-Nikolaus^Ktrdie.