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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1896

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Heft 7
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Gmelin, L.: Slavische Stickereien auf der Prager Ausstellung (1895)
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Kisa, Anton: Die Anfänge der rheinischen Glasindustrie, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7909#0073

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4- 6 \ -fr

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roth, zinnoberroth und grün das Feld beherrschen. Vbgleich gelb
und orange häufig den Grund der Vrnamentborduren bilden, wirken
dieselben doch kauin hart. Beim weiblichen Eostüm nimmt das Kopf-
tuch die erste Stelle ein; zwei diagonal gegenüberliegende Ecken sind
mit symmetrisch angeordnetem Pflanzenwerk geschmückt, und der Saum
besitzt eine schinale Guirlande mit den gleichen Motiven und eine
reiche Spitze. Andere Kopftücher besitzen einen Spitzeucinsatz, welcher
aus mehreren Streifen besteht, wobei der mittlere farbiger ist als die
andere. In engerem Zusammenhang mit de>n Kopftuch steht die
ljaube, welche von älteren Frauen gewöhnlich unter dem Kopftuch
getragen wird; was dabei sichtbar bleibt, ist gestickt, der bfaubenboden
meist schwarz oder hellgelb. Dahin gehören besonders die Aunomitzer
lhauben, an der Grenze bei Ungarisch Brod. — Bei den Streifen des
Vberhemdes — lfalsbreischen, zwei Bruststreifen, Achselstücke — über-
wiegen orangegelb und schwarz. Die Schürzen bestehen gewöhnlich
ans zwei durch geklöppelten Spitzeneinsatz verbundenen Bahnen; ähn-
lich verhält es sich mit den Tauftüchern und Bettvorhängen. Bei
Letzteren fehlt der Einsatz bisweilen; sonst besteht er aus einer ge-
klöppelten Spitze oder einem gestickten Streifen. Die Grnamentbilder
sind theils geometrischer, theils thierischer Herkunft — Huhn, Kirsch,
Pfau —, abwechselnd mit einfachen Pflanzengebilden, manchmal auch
der religiösen Symbolik entnommen; erst in jüngster Zeit drängen sich
Lolossalblumen herein.

Wohl das ursprünglichste Gepräge tragen die Stickereien aus der
ungarischen Slowakei, und doch trifft man hierunter manches
beachtenswerthe Motiv. Belustigend wirken die Stilisirungen von
menschlichen und thierischen Gestalten, wo in einfachster weise die be-
zeichnendsten Züge dieser Wesen zur Anschauung gebracht sind; diese
Stilisirungen erstrecken sich auch auf das Gotteslamm und Lhimären. —
Die Bettvorhänge ähneln den zuletzt besprochenen; die untere Bordüre
derselben erreicht nicht selten eine Breite von so ein. — Die Lostüme
sind hier sehr mannigfaltig; man kann fast sagen, daß jedes Dorf
sein eigenes Lostüm habe, welches an Schürzen, Aermeln, Westen
besondere Kennzeichen aufweist. — Großformige Spitzen wechseln mit
seindurchbrochenen; wo sie dabei in Verbindung mit Goldfäden treten,
erreichen sie oft die vornehmste Wirkung. Metallfäden — Silber —
dienen z. B. auch dazu, die schwarz gestickten, breiten Aermelbordüren
in Gemeinschaft mit gelb zu beleben. Anklänge an Palmetten sind
hier besonders häufig, manchmal in sehr bunter Ausführung, wie zum
Beispiel an Schürzen und Häubchen. Ueberhaupt erlaubt sich die
Freude am Bunten oft sehr weitgehende Freiheiten; Mennig, dotter-
gelb und hochroth sitzen bisweilen dicht bei einander, Häufiger als
bei den anderen Stämmen finden sich hier auch bunte Moll-Platt-
stickereien , z. B. auf schwarzem Tuch, — dann eine an Federstickerei
erinnernde Stickmanier mittels dicker, weißer Schnur auf schwarzem
Tuch, eine einfache Technik, welche dem damit ausgestatteten Mantel
eine ungemein vornehme Wirkung verleiht. In Schnurverzierungen

leisten die Slovaken an ihren Mannscostümen überhaupt das Bedeu-
tendste dieser 2lrt; mit erstaunlichem Geschmack und Stilgefühl wissen
sie die Nähte, Säume, Knopflöcher, Taschenränder, Ecken zum Aus-
gang der Schnurornamentik zu nehmen und damit die schönsten Wir-
kungen zu erzielen, nicht nur in Bezug auf die Linienführung, sondern
namentlich auch hinsichtlich der vertheilung der Massen durch rhyth-
mische Aenderungen der Dichtigkeit der Schuurlinien, wie das z. B.
sehr schön an den Rückennähten der Jacke (Abb. 92) zu sehen ist.

94. Slowakisches „Achselhemd" (r'ukävce) aus ungebleichter Leinwand
mit Stickereien aus weißer und gelber Baumwolle.

Es war ein zeitgemäßer Gedanke, die jetzt noch be-
stehenden Reste westslavischer Volkskunst auf einer Aus-
stellung zu vereinigen, deren wesentlicher Inhalt deit
Grundstock für ein böhmisch-ethnographisches Museum in
si)rag bilden soll; denn Niemand weiß, wie lange noch
diese Aeußerungen voit lhaussleiß der Lultur Stand halten
werden. Damit nähert sich ein von Riegl in seinem
Büchlein „Volkskunst, Ljausfleiß und Hausindustrie" *) ver-
fochtener Vorschlag seiner Verwirklichung für einen kleinen,
aber sehr interessanten Theil der österreichisch-ungarischen
Monarchie, der Vorschlag: so bald als möglich die Reste
von Volkskunst zu samineln. Möge das Vorgehen der
Böhmen allerwärts Nachfolge finden!

tz Vergl. hierüber: Iahrgg. ;895 S. ;8 ff.

Die Änsängk kt OinWn MMWrie.

Von Vr. Anton Risa.

(Schluß.)

ährend die Diatreta auf einen verhält-
nißmäßig engen Areis beschränkt sind,
finden sich bemalte Gläser in weit aus-
einander liegenden Theilen des Römer-
reiches, in Italien, Gallien, an: Rhein,
inr Grient und in Afrika. Die Glas-
malerei kommt aus dem alten Stammlande der Industrie,
aus Aegypten. In der Aaiserzeit decorirte man dort
Schalen und Flaschen mit schwarz umrissenen Figuren

alten Stiles in Emailfarben, die eingebrannt wurden.
Daneben verwandte die römische Industrie auch Erdfarben,
die man gleichfalls einbrannte oder nur mit Firniß über-
strich. Sie sind deshalb wenig haltbar und jetzt nur noch
in Resten zu erkennen. Es ist möglich, daß ein Theil der
Gläser, die gravirte Zeichnungen zeigen, ursprünglich auch
mit diesen vergänglichen Farben bemalt war, und daß bei
anderen die Gravirung durch Einreiben von Farbstoff
nielloartig in ihrer Wirkung gesteigert wurde. Man hat

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