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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1896

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Heft 5
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Gmelin, L.: Nachtrag zu dem Artikel über Paul Attenkofern
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7909#0056

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55.—60. Laubsprossen und Knospen der Esche; nach Naturaufnahmen.

AMtrag ;>> Dem Artikel iiliek Paul Ättmkoftk.

Si u dem genannten Artikel in Nr. n dieser Zeitschrift macht uns
iferr Btto lhupp einige Mittbeilungen, die wir gerne als Er-
gänzungen, bezw. Berichtigungen, hier folgen lassen:

„Um nicht früheren Bestellern gegenüber als ein Mann in
fremden Federn dazustehen, sehe ich mich gezwungen, in eigener Sache
„berichtigend" einzuschreiten — sehr gegen Neigung und Gepflogenheit.

Im oben genannten Aufsatze finden sich unter Nr. 32 und 33
zwei Bucheinbände ohne weiteres als Arbeiten Attenkofer's abgebildet,
an denen dieser so viel Theil hat, wie etwa der Drucker eines Buches
an den Verdiensten und Mängeln von dessen Autor. Beide Einbände
wurden in meinem Aufträge — nicht „im Auftrag des nachmaligen
Kaisers Friedrich IIP und dessen Geinahlin", wie unter der Abbildung
steht — in Attenkofer's Werkstatt gedruckt, d. h. die Stempel wurden
in das mit Blattgold belegte Leder gepreßt, ganz so wie jeder Buch-
binder die Goldschriften rc. rc. auf Bucheinbänden herstellt. Der Ent-
wnrf aber darf Attenkofer weder zur Ehre noch zur Last gelegt werden,
denn der Unterzeichner gab das Ganze an, zeichnete jede Einzelheit,
gravirte die auf zinkographischein Wege von diesen Zeichnungen ge-
wonnenen Druckplatten nach und ätzte, bezw. ciselirte auch die Be-
schläge, so daß Attenkofer's Werkstatt thatsächlich nichts mehr übrig
blieb, als erstere nach Angabe abzudrucken und letztere anzustifteln.
Niemand wäre über die Unterschrift jener Abbildungen mehr erschrocken
als Paul Attenkofer, und daß diese Zeile:: nicht etwa gegen dessen
Andenken gerichtet sind, geht am besten daraus hervor, daß ich be-
kenne, der Schlußsatz des angezogenen Aufsatzes, lautend: „Attenkofer
war ein Mann, der sein lhandwerk durchaus verstand und es darum
von kferzen liebte, der seine Werkstatt weder in eine Fabrik, noch in
ein kunstgewerbliches Atelier ausarten ließ u. s. w.", diese Worte seien
nichts Anderes als meine Antwort auf die Anfrage über meine Be-
ziehungen zu Paul Attenkofer seitens des Schreibers jenes Aufsatzes.

Ferner heißt es im selben Aufsatze, ich hätte den Lederschnitt
von Franz v. Seih gelernt. Das ist früher schon einmal in der Zeit-

schrift gesagt worden und blieb damals, weil es nur nebenbei be-
merkt war, unwidersprochen. Da die Behauptung nun aber mit aller-
hand Ausschmückungen wiederholt wird, so erkläre ich, daß das
Umgekehrte stattfand. Die alten Lederschnittarbeiten im National-
inuseum waren meine einzigen Lehrmeister in dieser Technik. Deren
Wirkung suchte ich herauszubringen, und nach einigen Proben gelang
das soweit, daß der liebe alte lferr auch eine Lust daran bekam,
es versuchte und dann allerdings die geschmackvollste Arbeit, die auf
diesem Gebiet seit dreihundert Jahren geleistet wurde, jenen prächtigen,
in einem früheren Jahrgang dieser Zeitschrift abgebildeten Trinkbecher
(Stiefel), ausführte." Gtto kfupp.

Zu dem ersten Theil dieser Berichtigung sei bemerkt, daß die
beiden Einbände einem Album aus dem Nachlaß Attenkofer's ent-
nommen waren; nähere Angaben über den geistigen Urheber derselben
waren mir nicht zugekommen. Können somit diese Arbeiten dem ver-
storbenen Meister nur nach ihrer rein technischen Seite zugesprochen
werden, so hat er doch durch hundert andere ähnlicher Art bewiesen,
daß er mit seinem technischen Geschick künstlerischen Geschmack ver-
einigte.

Mas die Betheiligung des si Dir. Franz v. Seitz an der Wieder-
aufnahme des Lederschnitts betrifft, so stützten sich meine Angaben auf
Mittheiluugen eines Künstlers, welcher seit Jahrzehnten mitten in dem
kunstgewerblichen Leben Münchens steht; diesen Mittheilungen nach
mußte ich annehmen, daß ksupx jene Anregung im Atelier des
F Dir. Franz v. Seitz erhalten. Da jene Annahme sich nun als irr-
thümlich erwiesen hat, so fällt Btto lhuxp die Ehre zu, den Leder-
schnitt zu neuem Leben wiedererweckt zu haben; man wird diese
Priorität um so freudiger anerkennen, als damit die vielseitigen Ver-
dienste des f Franz v. Seitz nicht geschmälert werden.

L. G m e l i n.

OCttfWe kunstgewerblichen (DusterblMer.

Taf. \7. Vorplatz in einem Münchener Privathause,
von Architekt Emanuel Seidl.

Taf. ;8. Schrank aus Nordfriesland (Gegend von Jübeck
bei Schleswig). Jetzt im Besitz Ihrer Majestät der Deutschen Kaiserin.
Ausnahme und Zeichnung von I. Lassen, Bremen.

Taf. Gewölbe-Stuccaturen im Deutschen Reichs-
tagshause (kleiner Erfrischungssaal). Nach den Briginalskizzen von
Prof. Fr. Stuck, München, ausgeführt von st Bildhauer G.B i e h l, München.

In diesen, unter der Leitung vom Bildhauer Biehl freihändig

aufgetragenen Gewölbestuccaturen, von denen wir die Decoration der
Schmalfelder und des Mittelstücks bringen, hat Professor Stuck in sehr
geistreicher Weise die vier Elemente heraldisch versinnlicht, sowohl durch
die Waxpenbilder selbst durch Anbringung von passenden Thieren, als
durch die kfelmkleinode — die Luft durch Adler und Luftballon, die
Erde durch Löwe und Baum, das Feuer durch Feuersalamander und
Bxferdreifuß, das Wasser durch Fisch und wasserspritzenden Delphin.

Taf. 20. Malereien aus Schloß Eoburg bei Klausen
(Süd-Tirol). Gezeichnet von Architekt ks. Kirchmayr, Klausen.

hierzu „Kunstgewerbliche Rundschau" Ar. 5.

verantw. Red.: Prof. L. Gmelin. — Lserausgegeben vom Bayer. Lunstgewerbe-Verein. — Druck und Verlag von R. Gldenbourg, München.
 
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