Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1896

DOI Heft:
Heft 2
DOI Artikel:
Gitterthore
DOI Artikel:
Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7909#0032

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
/

20 -fr-

4-

\

\i). Gothlsches Gitterthor aus Tyrol. Im bayerischen Nationalmuseum in München.

versteiften Gitter in ihren Ranken viel-
fache Verbiegungen, Brüche u. s. w.
erlitten haben.

Bei der Häufigkeit der erhaltenen
Renaissancegitter an Bauten und in
Museen brauchen wir uns mit den
Abb. \6 und \7 nicht länger zu
beschäftigen; dagegen verdient das
gothische Gitterthor eine genauere
Beschreibung. Dasselbe stammt —
soweit es sich verfolgen läßt — aus
Nordtyrol (Rettenschöß bei Kufstein)
und hat früher wohl als Abschluß-
gitter einer Schloßkapelle gedient.

Die Höhe des Ganzen beträgt
3,09 m, die Breite \,<)5 m, wovon
etwa \ m auf die in der Mitte be-
findliche eigentliche Thüre entfallen.
Der ganze Raum innerhalb des
äußeren Gerüstes ist mit Ranken
durchwachsen, welche unten Lilien,
oben Reben (deren Trauben kolben-
artig gestaltet sind) tragen. Das
Bogenfeld schmücken zwei heraldische
Adler, links der deutsche Reichsadler,
rechts der rothe Tyroler Adler mit
vergoldeter Krone, deren Körper
fammt Hals und Kopf aus je zwei
geschmiedeten Hälften zusammen-
gesetzt ist; die Flügel und Fänge,
ebenso wie der Schweif sind in die
Körper eingesetzt und vernietet. Die
Ranke über dem Tyroler Adler ist
wohl später eingesetzt.

Das ganze Gitter ist in Gel-
farbe vollständig polychromirt. Die
einfassende Schiene, ebenso die Thür-
xfosten, überhaupt das ganze Ge-
rippe ist roth, die Ranken und ihre
Blätter, sowie der Thürbogeu sammt
den heraldischen Lilien an seiner Spitze
und den aufgenieteten krabbenartigen
Blättern sind dunkelgrün, die Lilien
weiß mit gelben Staubfäden, die
Trauben blaßblau.

Das Motiv der Ranke läßt der
freien Handarbeit den weitesten Spiel-
raum; die beiden Hälften unseres
Gitterthores find wohl in den Hauxt-
zügen symmetrisch gehalten, aber
im Einzelnen sind beide Theile sehr
unabhängig von einander behandelt.
Die Arbeit stammt wahrscheinlich
aus dem Ende des ;s. oder dem
Beginn des \6. Jahrhunderts.

Unsere kunstgewerblichen MusterblMer.

Taf. 5. Prachtpokal in der königl. Schatzkammer zu
München. Arbeit des Meisters Georg Kobenhauxt aus Straß-
burg. — Näheres ist aus dem Aufsatz Seite >3 ff. zu ersehen.

Taf. 6. Malereien aus Schloß Toburg bei Klausen
(Süd-Tyrol). Gezeichnet von Architekt £}. Kirchmayr, Klausen.

Taf. 7. Wandgemälde von Gio. Batt. Tiexolo im
pal. Labbia in Venedig. Nach einer Aufnahme des f Professor
Fr. L e s k e r, München. Pal. Labbia, am Riva grande di Canareggio
gelegen, wurde in den Jahren Z720—Z730 von Andrea Tominelli er-
baut und in seinem Hauptsaal durch Tiepolo (f \ 7io) mit großartigen
Freskomalereien geschmückt. Unsere Tafel gibt einen Theil der einen
symmetrisch gegliederten Seiteuwand; die gegenüberliegende Wand ist

in der Architektur völlig gleich gehalten, eröffnet hingegen in ihrem
Mittelfeld den Ausblick auf einen von Schiffen belebten Handelshafen.

Taf. 8. Hauptfenster im Saale des neuen Schützen-
hauses zu München. Entwurf und Ausführung von Glasmaler
Karl Ule, München. Dieses Fenster ist, wie die benachbarten kleineren,
von denen wir eines auf S. Z8 abbilden, auf blaßgrünliches „Mistbeet-
glas" nur mit Schwarzloth und Silbergelb gemalt.

Berichtigung. Der Logen-Einbau, den wir in unserer letzten
Nummer auf Taf. 3 abgebildet haben, befindet sich, wie uns nach-
träglich mitgetheilt wird, nicht in St. Emmeram, sondern in der sog.
„Alten Kapelle" (Stiftskirche U. l. Fr.) zu Regens bürg.

hierzu „Runstgewerbliche Rundschau" Ar. 2.

X

verantw. Red.: Prof. C. Gmelin. — Herausgegebeu vom Bayer. Kunstgewerbe-Verein. — Druck und Verlag von R. Gldenbonrg, München.
 
Annotationen