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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1896

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Heft 2
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Schricker, August: Georg Kobenhaupt: der Meister des Prachtpokals der königlich bayerischen Schatzkammer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7909#0025

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\2. Lederschnitt-Fries aus dem Speisezimmer des kgl. sächs. lsofbnchbinders Fritsch e in Leipzig.
Entwurf und Zeichnung von Architekt tsans Friede!, München.

Georg RovenßMt.

der Meister des Prachtpokals der königlich bayerischen Schatzkammer.

ie „Ausstellung von Aunst und Alterthum
Straßburg fZstS" hatte neben dem all-
gemeinen ideellen Erfolge auch das Er-
gebnis zwei große deutsche Meister aus
dem Dunkel der Vergangenheit an's Licht
zu bringen. Der eine ein Maler, der
andere ein Goldschmied. — Daniel Burckhardt, der Director
der öffentlichen Kunstsammlungen Basels, wird demnächst
die Freude haben, von einem merkwürdigen, bis jetzt
ganz unbekannten, süddeutschen Maler aus der Zeit der
van Eyck Kunde zu geben, von welchem Vr. Bayersdorfer
sagte, daß er ein ganzes Kapitel der Kunstgeschichte über
den Kaufen werfe.

Das Pauptstück unter den kunstgewerblichen Arbeiten
war der Pokal aus der königlich bayerischen Schatzkammer
in München, der durch die Gnade Sr. König!. poheit des
Prinzregenten für die Ausstellung überlasten worden war.
(Eine Abbildung des Pokals geben wir auf Tafel 3.)
Als die Rücksendung vorbereitet und der Pokal auf dem
Pohenlohe-Museum noch einmal mit allen zur Verfügung
stehenden Mitteln von Director Schricker und Assistent
Diener genau untersucht wurde, ergab sich der Name des
Meisters Georg Kobenhaupt. Dieser Name war zwar
nicht unbekannt in dem Sinne, als ob man denselben
überhaupt nicht gekannt hätte, wohl aber vermuthete man
nicht hinter ihm den Meister eines der nach Größe und
künstlerischer Arbeit hervorragendsten Werke deutscher Gold-
schmiedekunst des \6. Jahrhunderts.

Die Beschreibung des Pokals hat E. v. Schauß in
dem amtlichen Katalog der kgl. Schatzkammer geliefert.
Die Beschreibung nach Schauß und die geschichtlichen
Notizen finden sich bei „Kraus, Kunst und Alterthum in
Elsaß-Lothringen II. Gber-Elsaß", Seite 53^, und im

„Katalog der Ausstellung von Aunst und Alterthum in
Elsaß-Lothringen", Straßburg, I. p. Ed. peitz, \8ty5,
Seite ff.

Der Pokal wurde zum ersten Mal aufgestellt, als
man 15^3 die Pochzeit Gsorg's von Rappoltstein mit
Elisabeth von pelffenstein feierte (Goutzwiller, Revue
6'Alsace 1872 pag. 87). Er ist gefertigt aus dem Silber,
das in den feit {527 mit kaiserlicher Genehmigung aus-
gebeuteten Minen von Markirch gewonnen wurde, und
dessen Gewinnung auf dem Fuß des Bechers dargestellt
ist. Im Jahre s330 wurde ein großes Lager reinen
Silbers entdeckt und eine Stufe von 22 Pfund für einen
Prachtpokal bestimmt. Das Silber soll so weiß und so
fein gewesen sein, daß es ohne Weiteres verarbeitet werden
konnte.

Während der französischen Revolution wurde der Pokal
in einer tannenen Aiste in den Lanzleiräumen des Stadt-
schloffes von Rappoltsweiler vergraben; der Bergungsort
wurde entdeckt, und die Departemental - Administratoren
forderten den Pokal für die Münze zur Einschmelzung.
Auf die Vorstellungen hervorragender Eolnmrer Bürger
wurde der Pokal vor diesem Schicksal bewahrt und sollte
dem Nationalconvent in Paris als »monument« über-
geben werden. Der Lolmarer Pfarrer und Schulrector
Billing gab den Administratoren eine ausführliche Be-
schreibung des Werkes. In dem Begleitschreiben wird
gebeten, den Pokal dein „Departement" zu überweisen
und ihn später auf dem Museum in Eolmar nieder-
zulegen. In einer aus die Denkweise der Schreckens-
männer schlau berechneten Art wird hervorgehoben, daß
die geschichtlichen Darstellungen am Pokal werthvoll seien
durch „Beispiele von Tugenden, besonders geeignet, die
republikanische Energie zu nähren: den Aampf der poratier

Zeitschrift des bayer. Kunstgewerbe-vereins München.

J896. Kunstgewerbliche Rundschau Nr. 2. (Bg. \.)
 
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